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Briefe

IREN-WERK
aus DER SPIEGEL 48/1961

IREN-WERK

Ihr komprimiertes Joyce-Porträt empfiehlt sich meines Erachtens als ausgezeichnete, leichtverständliche Einführung in Leben und Werk des Iren.

Frankfurt-Ginnheim ARTUR SCHEUERiNG

So dürftig und überflüssig wie die Titelgeschichte über den »Dichter« Joyce ist seit Jahr und Tag keiner Ihrer Berichte gewesen. Um darzutun, daß dieser schizophrene Trunkenbold mit seinen irrationalen und vieldeutigen, wirren und undurchsichtigen und vielfach obszönen Auslassungen unverständlich oder verrückt oder beides ist, braucht man doch keine vierzehn SPIEGELSeiten.

Göttingen DR. OTTO CARL SIEPMANN

Die erste Verwendung des reinen inneren Monologs schreibt sich E. Dujardin in seinem Buch »Le monologue intérieur«, Paris, 1931, und zwar für seinen Roman »Les lauriers sont coupés« (1887), selbst zu. In Wirklichkeit ist er zuerst von W. M. Garschin, einem russischen Frühnaturalisten (1855 bis 1888) in der Erzählung »Vier Tage« (1877) angewendet worden. Im deutschen Sprachbereich bereitet Arthur Schnitzler mit seiner Erzählung »Leutnant Gustl« (1900) dieser Erzählweise einen Weg. Schnitzler selbst charakterisiert durch den Ausspruch über eine seiner literarischen Gestalten diese Erzähl-Art: »Für ihre Gedanken wollte sie deutliche Worte finden, die sie innerlich aussprechen konnte.«

Bonn DR. HEINZ WILMS-POSEN

In Ihrem sehr instruktiven Aufsatz über Joyce habe ich drei Namen vermißt, die mit der neuen Epik und der Technik des »inneren Monologs« in einem vielleicht aufschlußreichen Zusammenhang stehen. Da ist einmal Robert Musil mit seinem monumentalen Romanwerk »Der Mann ohne Eigenschaften«, dessen erster Band im Jahre 1930 erschien, da ist weiter Alfred Döblin ("Berlin Alexanderplatz"), der ohne Zweifel bei Joyce »in die Lehre gegangen ist« (Jens), und schließlich Walter Serner, der Verfasser des dadaistischen Manifestes »Letzte Lockerung« (Verlag Paul Steegemann, Hannover/Leipzig 1920).

Es erscheint mir bemerkenswert, daß Serner, der heute so gut wie vergessen ist und dessen Schriften meines Wissens nirgends mehr aufzutreiben sind, im letzten Abschnitt seines Dada-Manifests, das zwei Jahre vor dem »Ulysses« erschien, die Technik des inneren Monologs bis zu den letzten Möglichkeiten gesteigert hat (ohne Interpunktion wie im Monolog der Molly Bloom und darüber hinaus Weglassung der Abstände zwischen den einzelnen Wörtern).

Hamburg WALTER WRIGGERS

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