Irland Tausende Kinder starben in Heimen

Seit 2015 wurden Zeugen befragt, Grabstätten untersucht, Aktenbestände gesichtet. Das Ergebnis der Untersuchungskommission: In irischen Mutter-Kind-Heimen starben im 20. Jahrhundert rund 9000 Kinder.
Ein Schrein am Massengrab für Kinder am Ort des früheren Mutter-Kind-Heimes im irischen Tuam

Ein Schrein am Massengrab für Kinder am Ort des früheren Mutter-Kind-Heimes im irischen Tuam

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AIDAN CRAWLEY/EPA-EFE/Shutterstock

In irischen Mutter-Kind-Heimen für unverheiratete Frauen sind laut einem Untersuchungsbericht im 20. Jahrhundert Tausende von Babys und Kindern gestorben. »Rund 9000 Kinder starben in den untersuchten Heimen – etwa 15 Prozent aller Kinder, die in den Heimen waren«, hieß es in dem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission.

Als Haupttodesursachen der Säuglinge und Kinder wurden Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Entzündungen festgestellt. In den Heimen lebten unverheiratete Frauen mit ihren Kindern, die von der Gesellschaft in dieser Zeit verachtet worden waren. Die Heime wurden von der Regierung kontrolliert und von religiösen Organisationen geleitet.

Unter dem Druck öffentlicher Fragen und hartnäckiger Recherchen hatte die Regierung in Dublin schließlich eine Untersuchungskommission eingesetzt. Seit 2015 wurden Zeugen befragt, Grabstätten aufgespürt und archäologisch untersucht, Aktenbestände gesichtet.

»Die Abwesenheit von professionellem Personal, kombiniert mit einer generellen Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der in den Mutter-Kind-Heimen geborenen Kinder, hat zu der entsetzlichen Säuglingssterblichkeit beigetragen«, heißt es in dem Bericht.

Der Kommission zufolge war es vor 1960 für die als illegitim erachteten Kinder wahrscheinlicher, in den Heimen zu sterben als außerhalb. »Es war außerordentlich kalt und harsch für Frauen. Alle Frauen litten unter ernsthafter Diskriminierung«, schrieben die Autoren des Berichts. Oft waren die in den Heimen lebenden Frauen durch Vergewaltigungen schwanger geworden, andere hatten gesundheitliche oder psychische Probleme.

svs/dpa
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