Hausmitteilung Italien / Corona in Deutschland / Überwachung

Moreno in Mailand
Foto: Sergio Ramazzotti / DER SPIEGELGanz Italien ist eine Schutzzone, fast alle Geschäfte sind auf Anordnung der Regierung geschlossen, Europäern aus dem Schengenraum ist die Einreise in die USA verboten, in Deutschland spielt die Bundesliga vor leeren Rängen, Kindergärten schließen, auch Schulen. Das Coronavirus bringt das öffentliche Leben, wie wir es kennen, zum Erliegen. Schon bald könnte die Welt ganz stillstehen, mit kaum absehbaren Folgen für die Wirtschaft – bereits jetzt sind die Börsen tief ins Minus gestürzt. In einer besonderen Ausgabe schildert die Redaktion des SPIEGEL den globalen Ausnahmezustand und beantwortet auf mehr als 70 Seiten die drängenden Fragen zur Krise. Wo immer es möglich war, berichten Reporter aus den besonders schwer betroffenen Gebieten: Juan Moreno beschreibt am Beispiel von Mailand das neue, erstarrte Italien. Er lief durch eine Stadt, die möglicherweise nur vorwegnimmt, was Deutschland noch bevorsteht. Massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit, überfordertes Personal in Krankenhäusern, Zukunftsangst vor allem bei Handwerkern, Cafébetreibern und anderen Selbstständigen. »Das Leben auf den Straßen ist fast vollständig zum Stillstand zu gekommen«, sagt Moreno, »aber die Menschen spüren, dass sie zusammenhalten müssen, um die Krise durchzustehen. Jetzt scheint das auch der Letzte verstanden zu haben. Wäre die Ausbreitung des Virus weitergegangen wie in den vergangenen Wochen, hätte es das Land in den Abgrund gerissen.« Zum Artikel
SPIEGEL-Redakteurin Barbara Hardinghaus hatte erwartet, verzagte Männer und Frauen zu treffen, als sie ein Pflegeheim in Hamburg-Hoheluft betrat, immerhin sind die Alten und Gebrechlichen jetzt auch die Gefährdetsten im Land. Menschen mit einem schwachen Immunsystem sind dem Angriff des Virus möglicherweise nicht gewachsen, eine Abkehr vom Alltag wäre also verständlich. Aber davon war nichts zu sehen. Montags steht immer noch »Das lustige Quiz« auf dem Programm, dienstags und donnerstags Sitzgymnastik im großen Saal. »Wer alt ist, hat schon ganz andere Sachen erleben müssen«, sagt Hardinghaus, »da ist dieses Virus nur eine weitere Herausforderung, der sich die meisten hier gelassen stellen.« Wie die Stimmung an anderen Orten in Deutschland ist, bei Ärzten, im Krankenhaus, im Bordell, in der Quarantäne und bei einem Prepper, der tonnenweise Lebensmittel hortet, beschreiben Kolleginnen und Kollegen in Szenen, Protokollen und Interviews. Außerdem im Heft: ein Text, der sich mit der Frage beschäftigt, wie sehr der Föderalismus in Deutschland eine koordinierte Reaktion auf die Epidemie erschwert.
Es begann mit einem seltsamen Anruf. Bernhard Zand, SPIEGEL-Korrespondent in Peking, war gerade in Tokio, als ein Mitarbeiter seiner Wohnanlage fragte, ob er sich in Japan befinde und am Wochenende nach China zurückkehren werde. Zand war überrascht, er hatte noch keinen Flug zurück nach Peking gebucht, kein Außenstehender konnte wissen, wo er sich aufhält. Er vermutete, überwacht zu werden, und versuchte herauszufinden, wer sich für ihn interessierte und aus welchen Gründen. Zands Bericht über staatliche Hightechüberwachung im Namen des Infektionsschutzes, über die Beschneidung der Freiheit im Namen der Sicherheit beginnt hier .