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Briefe

JAGDSCHUTZ
aus DER SPIEGEL 14/1961

JAGDSCHUTZ

Wie eine Entschuldigung wirkt dieses Gespräch.

Hannover AUGUST-WILH. LESSMANN

Sie haben: Herrn Brandt mit Ihrem gutgemeinten Interview leider einen sehr schlechten Dienst erwiesen. Jetzt müßte selbst der Unvoreingenommenste stutzig geworden sein. Sollte Brandt auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wirklich nichts Überzeugenderes und Stichhaltigeres zu sagen wissen? Solche fadenscheinigen Ausflüchte haben wir schon lange nicht mehr zu hören bekommen. Das ist nur Wasser auf die Mühlen der Kapfinger und Genossen: Vielleicht beginnt jetzt auch dem SPIEGEL langsam die schmerzliche Erkenntnis zu dämmern, sich in Willy Brandt einen hoffnungslosen Fall zum Schützling erkoren zu haben. Aber man hätte ihm wenigstens die Gretchenfrage ersparen sollen. Nun muß er sogar seinen proletarischen Freidenker -Großvater verleugnen und kniefällig zu Kreuze kriechen wie vor einem mittelalterlichen Inquisitionstribunal. Sein Stand war doch ohnehin schwer genug.

Berlin-Charlottenburg WOLF HOFFMANN

Im SPIEGEL-Gespräch mit Willy Brandt ist die Rede davon, daß er sich in Spanien zur Zeit des Bürgerkrieges in bester Gesellschaft befunden habe. Dabei werden die Namen Hemingway und Malraux genannt. Man sollte nicht vergessen, auch die Namen Arthur Koestler und George Orwell hinzuzufügen. Beide sind als radikale Gegner des Bolschewismus bekannt und haben damit in ihren berühmt gewordenen Büchern - ich möchte hier nur »1984« und »Animal Farm« von Orwell nennen - in vernichtender Weise abgerechnet.

Während, die erwähnten Bücher von Orwell in Deutschland weithin bekannt sind, dürfte sein in England kürzlich in vierter Auflage erschienenes Buch »Homage to Catalonia« hier, kaum gelesen werden. Darin beschreibt er seine Erfahrungen im Spanisehen Bürgerkrieg er kämpfte als Angehöriger einer von der POUM aufgestellten Milizabteilung an der Front. Und eines geht aus diesem Buch jedenfalls klar hervor: Wer, wie Willy Brandt, auch nur Kontakte zur POUM hatte, stand bei den Kommunisten auf der »Abschußliste« ganz oben an und wurde von ihnen zumindest mit den unglaublichsten Verleumdungen und Beschimpfungen verfolgt.

Bonn FRITZ CORTERIER

Bei den Aufzählungen der Leumundszeugen für seine Haltung während des Spanischen Bürgerkrieges hat Willy Brandt einen wesentlichen vergessen: George Orwell. In seinem leider immer noch nicht ins Deutsche übersetzten Buch »Homage to Catalonia« hat Orwell fast umständlich auseinandergesetzt, warum er nach ursprünglich anderer Meinung schließlich der POUM recht und den Kommunisten unrecht gab. Für ihn handelte es sich damals (1938) darum, die kommunistische Behauptung zu entkräften, die POUM arbeite bewußt in Francos Hände; er hat es nicht mehr erleben dürfen - aber es hätte ihn nicht überrascht -, wie eines Mannes Verbindung zur POUM heute benutzt wird, um Anfälligkeit für den Kommunismus zu suggerieren. Orwells Buch trägt übrigens ein biblisches Motto - (Sprüche XXVI, 4-5): »Antworte dem Narren nicht, nach seiner Narrheit, daß du ihm nicht auch gleich werdest. - Antworte aber dem Narren nach seiner Narrheit, daß er sich nicht weise lasse dünken.« Brandt und Orwell halten sich mehr an den ersten Rat; vergeblich?

Tübingen PROF. DR. H. J. LANG

Das, was Sie dem Interviewten »abfragten« in bezug auf seinen religiösen Werdegang, sollten Sie lieber die christlich Plakatierten bezüglich ihrer christlichen Taten fragen. Im übrigen unterscheidet sich Willy Brandt in seinem religiösen Werdegang durchaus nicht von einem ernsthaft suchenden Menschen, der im Hinblick auf religiöse Fragen in den entscheidenden Jahren Krisen zu bestehen hat, die erst zu einer wirklichen Klärung führen.

Bad Hersfeld (Hessen) ERNST BACHMANN

Nachdem Ihre Redakteure erfuhren, daß Herr Brandt getauft wurde, mußten sie auch noch wissen, wann die Taufe vollzogen wurde. Mich wundert, daß, Ihre Herren kein Interesse an der Geburtszeit Herrn Brandts bekundeten, und ob überhaupt.

Frankfurt HELLMUTH FEHLING

Brandt als rosarote »Stella maris« in der schwarzen Springflut einer verfehlten Politik? Da sei Gott vor!

Frankfurt E. H. RINGELSBACHER

Ausgerechnet die Firma Schröder, Globke & Co. will einem Willy Brandt die Emigration vorwerfen. Für diese Typen bestand zu jener Zeit freilich keine Veranlassung, auszuwandern, denn sie brachten damals wie heute ihre

Schäfchen ins trockene und waren ebenso eifrig bemüht, ihre Fähnchen nach dem Winde zu drehen.

Rheydt (Nordrh.-Westf.) A. BONHOFF

Hitler könnte noch im Grabe lachen, wenn er vernähme, wie sich im heutigen Deutschland einer verteidigen muß, der im Dritten Reich sein Gegner war.

Werth (Westfalen) H. BÖHME

... die Augen links. Melde gehorsamst: SPIEGEL-Mannschaft vollzählig zur Beseitigung der Brandtschäden angetreten.

Nürnberg MANFRED LOTTERSCHMID

SPD-MdB Corterier

Orwell

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