Jedem eine Chance
Jedem eine Chance
(Nr. 22/1975, SPIEGEL-Titel »Sackgasse Abitur")
Das sogenannte »Geheimpapier« der Kultusministerkonferenz greift erfreulicherweise die Überlegung auf, die im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW) bereits bei der Formulierung des Regierungsentwurfs des Hochschulrahmengesetzes im Sommer 1973 angestellt wurde. Diese Überlegungen wurden sowohl im Bundestagsausschuß für Bildung und Wissenschaft als auch in Beratungen mit den Beamten der Länder im September 1974 vorgetragen. Ihre Begründung hat zum Meinungswandel sowohl bei der Opposition im Deutschen Bundestag als auch bei den Ländern beigetragen. -- Es ist zu begrüßen, daß in dieser entscheidenden Frage die Verantwortlichen im Wesentlichen übereinstimmen. Es ist freilich hohe Zeit. diese Übereinstimmung in politisches Handeln umzusetzen. vor allem durch die Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes. -- Das BMBW bemüht sich, die notwendigen weiteren Schritte durch mehrere Forschungsvorhaben vorzubereiten. Dazu gehört ein Teil der in dem Artikel erwähnten Arbeiten der Studienstiftung und die Arbeit von Professor Hitpass. -- In allen Vorstellungen des BMBW wird jedem Abiturienten eine Chance gegeben. Dies entspricht nicht nur einem Gebot des Bundesverfassungsgerichts, sondern auch der Forderung, das Abitur -- und nicht eine bestimmte Durchschnittsnote des Abiturs -- als Nachweis der Hochschulreife anzuerkennen und beizubehalten.
Bonn PROF. DR. REIMUT JOCHIMSEN
Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft