ENTFÜHRUNGEN Jemenitische Rätsel
Bis heute hat die Bundesregierung keine Klarheit darüber, ob die im Juni im Jemen entführte deutsche Familie aus Sachsen noch lebt und wer hinter der Verschleppung steht. Zwei im Herbst der deutschen Botschaft in Sanaa zugespielte Videos zeigen nicht die ganze Familie, sondern lediglich die Kinder Lydia, 5, Anna, 3, und Simon, 1. Bei der ersten Aufnahme, die dem Krisenstab Anfang August übergeben wurde, ist vor allem eines der Mädchen zu sehen. Im September reichten die Entführer über Mittelsmänner eine zweite Aufnahme nach, bei der Simon in einem alarmierenden gesundheitlichen Zustand abgebildet ist. Versuche des Krisenstabs im Auswärtigen Amt, den Entführern Medikamente für die Kinder zukommen zu lassen, scheiterten allerdings. Von den Eltern Johannes und Sabine H., beide 37, fehlt seit der Verschleppung in der nordjemenitischen Provinz Saada jede Spur. Eine Untersuchung der Videos ergab zudem, dass die digitale Datierung nachträglich manipuliert wurde, um die Aufnahmen aktueller erscheinen zu lassen. Zu den Rätseln der Entführung gehört, dass die Kidnapper zwar Geld forderten, aber seither keinen weiteren Kontakt mehr gesucht haben. Politische Forderungen wurden bislang nicht gestellt. Das wiederum passt nicht zu der von den deutschen Sicherheitsbehörden vermuteten Beteiligung von al-Qaida an der Entführung. Der Krisenstab hofft nun darauf, dass sich die Entführer erneut melden. Der frühere Staatssekretär Jürgen Chrobog vermittelt in dem Fall als Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amtes. Chrobog war vor vier Jahren zusammen mit seiner Familie selbst Entführungsopfer im Jemen.