Kanzler-Sorgen
Wie sehr Bundesminister die deutsch-französischen Konsultationen nur noch als bloße Pflichtübung betrachten, für die es nicht lohnt, Zeit zu opfern, mußte Kanzler Helmut Schmidt am vergangenen Mittwoch im Kabinett erfahren. Für das in dieser Woche vorgesehene Treffen mit Staatspräsident Giscard d?Estaing verwiesen alle zuständigen Minister auf andere Verpflichtungen. Der Regierungschef: »Eine Riesensauerei« Die Franzosen, argumentierte er, seien immer mit vielen Ministern vertreten.
Dennoch versuchten sich seine Kollegen vor dem Paris-Ausflug zu drücken. Arbeitsminister Herbert Ehrenberg gab an, er wolle zu dieser Zeit seine Galle behandeln lassen. Schmidt schnauzte: »Du kannst zwei Tage später in die Klinik fahren.« Forschungsminister Volker Hauff und Finanzminister Hans Matthöfer wollten sich mit Berliner Verpflichtungen entschuldigen. Sie hätten eine Präsentation von Bundesunternehmen zu besuchen, denen Mittel aus dem Forschungsetat zufließen sollen. Der Kanzler: Die beiden sollten gefälligst »antreten«.
FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff verwies auf seinen anstehenden Besuch beim kanadischen Premier Pierre Trudeau. Der Freidemokrat stellte es in »Ihr Belieben, Herr Bundeskanzler«, Trudeau mitzuteilen, ausgerechnet wegen eines Besuchs in Frankreich müsse. er seine Kanada-Visite absagen. Er spielte damit auf die Empfindlichkeit der Kanadier an, die wegen der franko-kanadischen Sezessionsbewegung in Quebec auf Paris nicht gut zu sprechen sind. Der Kanzler kündigte schließlich an, er behalte sich vor, endgültig zu bestimmen, wer fahren müsse. Er werde den betroffenen Herren noch schriftlich mitteilen, »wer mitzukommen hat«.