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GROSSBRITANNIEN Karibisches Schwarzgeld

aus DER SPIEGEL 10/2006

Kulturministerin Tessa Jowell hat sich aus einem Finanzskandal einstweilen herausgewurstelt. Ihr Ehemann, der Londoner Wirtschaftsanwalt David Mills, gerät dadurch aber womöglich in noch größere Schwierigkeiten mit der Justiz. Die Probleme begannen, als ruchbar wurde, dass Mills 600 000 Dollar aus Italien erhalten hatte, aber den Gönner zunächst nicht nennen wollte. Weil auch britische Minister den Verdacht von Gefälligkeiten meiden müssen, erklärte Jowell, das Geld sei kein »Geschenk« gewesen, wie ihr Mann noch behauptet hatte, sondern »eine Bezahlung«, von der sie bisher nichts gewusst habe. Die Mailänder Staatsanwälte Fabio De Pasquale und Alfredo Robledo vermuten hingegen schon länger, dass Mills das Geld bekam, weil er in mehreren Zeugenaussagen seinen wichtigsten italienischen Klienten geschützt hatte: Silvio Berlusconi. Mit dem habe Mills ein Netz aus Scheinfirmen in karibischen Steueroasen geflochten, um Schwarzgeldkonten für die Berlusconi-Familie aufzufüllen. Der Trick, so die Fahnder: Billige TV-Produktionen aus den USA wurden über diese Firmen künstlich verteuert und an Berlusconis Fernseh-Imperium verhökert. So fielen in Italien steuersparende Verluste an und in der Karibik ansehnliche unversteuerte Gewinne. Er habe »Mr. B. viel Ärger erspart«, hatte Mills im Februar 2004 seinem Steuerberater zur Herkunft der Spende geschrieben. Nun sagte er, sie stamme vom neapolitanischen Geschäftsmann Diego Attanasio. Der widersprach allerdings: In dieser Zeit habe er im Gefängnis gesessen.

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