Kaus Kinkel,
59, Bundesaußenminister, der am Himmelfahrtstag auf erfolgreicher Belgrader Mission mit Rest-Jugoslawien die Rücknahme von 120 000 abgelehnten Asylbewerbern vereinbarte, zeigte sich beeindruckt von Bescheidenheit und Charme seines Gastgebers Slobodan Milosevic. Während etwa Kroaten-Generalissimus Franjo Tudjman Besucher gelegentlich mit autoritärem Gehabe und Tito-Gepränge nervt, präsentierte sich der Serben-Chef in seinem Amtssitz ohne Pomp. »Der sitzt da im alten DDR-Plüsch völlig ruhig und kommt ohne Attitüde und ohne herumflitzende Saaldiener aus«, registrierte Kinkel angetan vor Vertrauten nach einem schlichten Mittagsmahl. Nur in einem, glaubt der freidemokratische Chefdiplomat, hat die Schlüsselfigur im gegenwärtigen Balkankonflikt Nachholbedarf: Kinkel zu Milosevic, den Bonn noch bis vor kurzem als Kriegstreiber brandmarkte: »Sie müssen Ihr politisches Image in den West-Medien verbessern.«