KAVALIERSDELIKT
Daß der Stuttgarter Architektur-Professor und Städtebau-Planer Linde vom Land Baden-Württemberg in der Wohnungssuche unterstützt wird, mag lobenswert sein, daß aber 130 000 Mark dafür aufgewendet werden und daß Architekten ausgerechnet ein unter Denkmalsschutz stehendes sogenanntes Kavaliershäuschen zugebilligt wird - das überschreitet die Kavalierspflichten des Staates gegenüber seinen Beamten doch erheblich. Nächstens werden die Staatsdiener noch in unsere Schlösser und Burgen umlogiert werden, damit die freie Wirtschaft sie nicht weglockt.
München
ALFRED WEIGEL
Von mir soll hier nicht untersucht werden, ob das Hervorzerren des »Falles Professor Linde« an die Öffentlichkeit berechtigt sein mag oder nicht, ob also auch Spitzenbeamte eine staatliche Unterstützung verdienen. Für das Gros der Beamten trifft aber Ihre zwischen den Zeilen zu lesende Feststellung kaum oder nicht zu, daß die Hilfe des Staates bei der Wohnungsbeschaffung für seine Beamten unzulässig sei. Abgesehen davon, dürfte es bekannt sein, daß größere Betriebe ebenfalls Wohnungsfürsorge, nicht nur für ihre Direktoren, sondern auch für andere Mitarbeiter betreiben. Warum auch nicht die öffentlichen Dienstherren?
Braunschweig
DR. DR. WINFRIED STIER
Regierungsassessor
Unsere Väter und Großväter haben die privilegierte Adelsherrschaft 1919 beseitigt; seit geraumer Zeit versuchen aber die vom Staat protektionierten Berufsstände die alten Adelsvorrechte für sich zu beanspruchen, ohne zu bedenken, daß Voraussetzung für ihr geistiges Schaffen die Produktivität der Wirtschaft ist, die letzten Endes durch Unternehmer und Arbeiter angekurbelt werden muß.
Tübingen
HERMANN KÖBELE
Wir haben Ihren Beitrag mit Interesse gelesen. Erlauben Sie bitte, daß wir Ihnen mitteilen, daß es sich nicht um »Mittel der staatlichen Denkmalspflege« handelt, sondern um solche der staatlichen Bauverwaltung.
Stuttgart
PROFESSOR DR. DÖLKER
Staatliches Amt für Denkmalspflege
Glauben Sie nur nicht, daß das Land Baden-Württemberg allen seinen Beamten gegenüber in Wohnungsfragen so kulant ist. Alleinstehende ältere Beamtinnen, die sich für eine Staatswohnung interessieren, werden trotz vergleichsweise bescheidenem Salär schlicht auf den freien Wohnungsmarkt verwiesen mit der Begründung, für sie sei kein Geld da.
Stuttgart
LUISE SCHNEIDER