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Kein Platz für Radikale

aus DER SPIEGEL 30/1976

Nur etwas mehr als ein Prozent der Westdeutschen zwischen 16 und 50 Jahren ist nach einer Untersuchung des Münchner Infratest-Instituts anfällig für politischen Extremismus.

Nach Ansicht der Meinungsforscher sind zwar die meisten Bundesbürger zu »unkonventionellem« politischem Verhalten (zum Beispiel Bürgerinitiativen, Demonstrationen) bereit, doch nur 0,7 Prozent der 4000 in einer repräsentativen sozialwissenschaftlichen Erhebung Befragten würden Gewalt gegen Personen, nur 0.6 Prozent Gewalt gegen fremdes Eigentum anwenden und damit als potentielle Extremisten mobilisierbar sein (siehe Graphik).

Damit liegt das »Protest-Potential« in der Bundesrepublik, wie aus einer vergleichenden Untersuchung in fünf Ländern hervorgeht, erheblich niedriger als etwa in den USA und den Niederlanden und unter den Zahlen für Großbritannien. Lediglich die Österreicher rangieren noch hinter den Westdeutschen.

Zum Protest neigen vor allem jene Bundesbürger, die politisch unzufrieden sind, der Staatsführung wenig Vertrauen entgegenbringen, zugleich jedoch davon überzeugt sind, daß sie mit Protest-Aktionen ihre politischen Ziele auch durchsetzen können. Befragte mit hohen Werten auf der »Protestpotentialskala« sind nach der vom Bonner Innenministerium finanzierten Erhebung überdurchschnittlich jung, besitzen gute Schulbildung und sind in der Mehrzahl konfessionslos und ledig. Und: Die zum »härteren Protest-Potential zählenden Befragten sind noch überwiegend in Ausbildung oder sind vorübergehend arbeitslos«. Besonders immun gegen radikale Anwandlungen zeigen sich Beamte und leitende Angestellte, in deren Reihen der Anteil mit sich und dem Staat zufriedener Bürger überdurchschnittlich hoch ist.

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