SÜDAFRIKA Kernige Deutsche
Lufthansa Flug 541 von Johannesburg nach Frankfurt am Mittwoch vorletzter Woche: Als nach der Zwischenlandung in Nairobi die Lichter ausgingen, saßen drei Herren noch immer über Bilanzen gebeugt, zuweilen murmelten sie Zahlen, und als sie in Frankfurt ausstiegen, »machten sie zufriedene Gesichter«, bemerkte ein britischer Mitreisender.
Die » three tough-looking germans« (drei kernige Deutsche) vom Springer-Konzern hatten eine ganze Nacht lang über Zahlenreihen gebrütet. Grund: Ihr Boss erwog, seine Beziehungen zu Südafrika zu vertiefen.
Etwa zum gleichen Zeitpunkt, als die drei Investment-Reisenden wieder bundesdeutschen Boden unter den Füßen hatten, kam an der Johannesburger Börse in der Hollardstreet Bewegung in die Kurse: Papiere von SAAN (South African Associated Newspapers), einem Zeitungsunternehmen, das in den roten Zahlen steckt, stiegen innerhalb weniger Stunden von 190 Cent auf 300 Cent, dann wurden sie von der Tafel genommen: Spekulanten hatten von einem Aufkaufangebot des südafrikanischen Großindustriellen Louis Luyt Wind bekommen, der die SAAN-Blätter -- eine Tageszeitung, zwei Sonntagszeitungen und eine Wirtschaftswochenzeitung, allesamt regierungskritisch -- mit neuem Management und geänderter politischer Haltung sanieren will. Rund 18 Millionen Mark hinterlegte der Zeitungsneuling letzten Mittwoch bei einer südafrikanischen Bank für die Aktionäre, die rund 30 Millionen erwarten können.
Der südafrikanische Zeitungsmarkt steht seitdem kopf: Denn der Millionär Louis Luyt, Sohn eines armen weißen Eisenbahnarbeiters, gab sich bislang nur mit der Fabrikation von Kunstdünger und Bierbrauen (Marke: Louis Luyt Lager) ab. Den regierungsnahen Geschäftsmann Luyt kritisierte die Johannesburger »Sunday Times": »Er ist den politischen Idealen einer bestimmten Partei verbunden«, und entrüstete sich: »Wir sind doch keine Farbenfabrik oder ein Kugellager-Hersteller.«
Spannung und Besorgnis in der liberalen Presse Südafrikas erhöhten sich noch, als Louis Luyt letzten Montag die ausländischen Geldgeber nannte, die angeblich hinter ihm stünden. Der Kunstdünger-Fabrikant in Johannesburg wörtlich: »An dieser Stelle halte ich es für klug, die Namen meiner beiden überseeischen Partner bekanntzugeben: Es sind die Gruppen McGoff und Springer.« Sie sollten laut Luyt 25 Prozent der SAAN-Aktien erhalten.
John McGoff, ein ultrakonservativer und millionenschwerer Verleger von Provinzblättern in den USA, und Deutschlands Axel Cäsar Springer weigerten sich allerdings, ernsthafte Absichten zuzugeben. Meinte Springer: »Ich war zunächst interessiert, habe den Vorschlag aber aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt, als er am 29. Oktober im Detail erläutert wurde.«
Springer-Verlagsmanager E. J. Cramer erinnerte sich in diesem Zusammenhang nur an gewisse Kontakte mit »irgend jemand«, Rückfragen über Einzelheiten seien jedoch nie beantwortet worden. Ergo, so argumentierte der Springer-Mann in der Johannesburger Tageszeitung »Rand Daily Mail": »Würden Sie mit einem Mädchen schlafen, ohne es vorher gesehen zu haben?« -- »Vielleicht, wenn man lange keine Frau gehabt hat«, konterte das Blatt.
Zeitungschef Springer gilt als guter Freund des ehemaligen südafrikanischen Finanzministers Dr. Nicolaas Diederichs ("Mr. Gold"). Als der Südafrikaner, der ehemals in Deutschland studiert hat, im April dieses Jahres Staatspräsident wurde, flog der Zeitungsverleger eigens als einer der deutschen Ehrengäste nach Kapstadt.
Doch auch ohne seine Verleger-Partner will Louis Luyt sein Angebot aufrechterhalten und somit die unbequemen Zeitungen auf gemäßigten Kurs steuern.
Alternativlösungen schweben auch Springer-Mann Cramer vor, der den Besuch seiner drei Investment-Experten unumwunden zugibt: Es müßten ja »nicht unbedingt Zeitungen« sein.