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Briefe

Kinder sind kein Eigentum
aus DER SPIEGEL 35/1993

Kinder sind kein Eigentum

(Nr. 33/1993, SPIEGEL-Titel: Geisel Kind)

Während unsere Politiker nicht müde werden, Menschenrechtsverletzungen und die Mißachtung der Menschenwürde im Ausland anzuprangern, wird Zigtausenden treusorgender Väter jährlich im Scheidungsverfahren das Sorgerecht entzogen. Scheidungswaisen werden somit nicht geboren, sondern per Gesetz vom Staat geschaffen. Eine Schande für unseren Rechtsstaat. *UNTERSCHRIFT: Weilheim (Bayern) RUDOLF GALLINGER

Menschenverachtend und für beide Elternteile entwürdigend ist dieses Sorgerecht, das in seiner Anlage darauf ausgerichtet ist, Streit, bis hin zum Haß, zwischen den Elternteilen zu entfachen. Der Gesetzgeber ist hier dringend zum Handeln aufzufordern. Die europäischen Nachbarn liefern genügend ermutigende Beispiele, wie man dem Anspruch zum Wohle des Kindes wirklich gerecht werden kann. *UNTERSCHRIFT: Krefeld THOMAS APELRATH

Die legitimen Ansprüche der Kinder auf Wahrung ihrer Grundrechte - das verantwortungsbewußte und aufmerksame Handeln der Erwachsenen - ist nach wie vor noch nicht einmal ein Thema der Diskussion. Wie sollte dabei die Justiz wirksam handeln können? *UNTERSCHRIFT: Karlsruhe DAPHNE BIERLING

Zu dem antiquierten Scheidungsrecht mit einer oft unverständlich-bürokratischen Sorgerechtsregelung passen die desillusionierten Familienrichter genauso ins Bild wie wenig kompetente Rechtsanwälte, die nur die Chance einer Streitwerterhöhung der im Trennungsschmerz befindlichen Parteien im Hinterkopf haben. *UNTERSCHRIFT: Bad Pyrmont (Nieders.) DR. H. MEYER-BEER

Wer eine echte emotionale Beziehung zu seinem Kind in der Zeit des Zusammenlebens aufgebaut hat, wird auch nach der Trennung zu kindgerechten Lösungen kommen. Die Gesetzeslage ist da zweitrangig. Kinder sind kein Eigentum, sondern schützenswerte eigenständige Wesen. *UNTERSCHRIFT: Osnabrück MONIKA PLACKE

Die wirklichen Feinde von Kindern und Vätern sitzen nicht in Bonn, sondern in den Gerichtssälen, Anwaltskanzleien und Jugendämtern überall in dieser Republik. Wir haben es noch immer mit furchtbaren Juristen und absolut unfähigen Jugendbeamten zu tun. *UNTERSCHRIFT: Pforzheim WERNER EPPINGER

Die Verlierer sind letztendlich die Kinder. Die Frage, gestellt auch an ältere Kinder, bei welchem Elternteil sie leben möchten, kann grausam sein - oder können sich Justizbeamte nicht vorstellen, daß, obwohl sich Vater und Mutter nicht mehr verstehen, das Kind weiterhin beide liebt und somit in unlösbare Loyalitätskonflikte gestürzt wird? *UNTERSCHRIFT: Stendal (Sachsen-Anhalt) DR. KARSTEN BECKER

So ohnmächtig wir uns auch fühlen, es wird sich nur was ändern, wenn sich in den Köpfen der Eltern was ändert und die Gesellschaft mit ihrem moralisierenden Zeigefinger auf sich selber deutet. *UNTERSCHRIFT: Berlin BRIGITTE HOFFMANN

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