Klaus Töpfer,
57, Bundesbauminister, ignorierte das Kanzleramt. Kurz vor Abreise ins sächsische Görlitz am Montag vergangener Woche, wo Töpfer Sanierungsmaßnahmen an historischen Bauten begutachten wollte, erreichte ihn die Aufforderung aus dem Kanzleramt, die Reise abzusagen, da Kanzleramtsminister Friedrich Bohl am Dienstag die deutsch-polnische Grenze in Görlitz besichtigen wolle. Töpfer, seit geraumer Zeit auf Distanz zum Kanzler, verzichtete zwar auf den Besuch der Grenzstation, hielt aber ansonsten den Terminplan mit kleinen Umstellungen ein. So mußte die Landskron-Brauerei - ein Baudenkmal - zum Leidwesen des passionierten Biertrinkers bereits morgens um neun besichtigt werden, so daß keine Gelegenheit für eine intensive Verkostung blieb. Weitere Belohnung des Reisenden: Ein acht Kilogramm schwerer Ton-Drache der Görlitzer Dachziegelfabrik, der aber im Töpfer-Ministerium zur Aufstellung kommen muß. »Meine Frau«, so Töpfer, »wäre wohl ziemlich böse, wenn ich ihn mit nach Hause brächte.«