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Briefe

KLEINER GRENZVERKEHR
aus DER SPIEGEL 38/1962

KLEINER GRENZVERKEHR

Der Gedanke mit der Passierscheinsache ist praktisch kaum ausführbar und darum ist diese Erregung für mich nicht gerechtfertigt. Wenn er ausführbar wäre, bedeutete es aber immerhin gegenüber der jetzigen Situation einen kleinen Schritt vorwärts. Als Beispiel nur, daß meine Eltern auch drüben sind und ich seit Januar 1962 hier in Westberlin bin. In dem Fall könnten meine Eltern mich besuchen. Es könnten wenigstens menschliche Kontakte wiederhergestellt werden. Asylrecht hin, Asylrecht her.

Berlin BERND HALWAN

Mit welcher heillosen Verwirrung - entgegen den Äußerungen des Innensenators Albertz in Ihrem Gespräch - selbst die höchsten Spitzen der Berliner Verwaltung den jüngsten Anschlägen und Demonstrationen gegen die Mauer gegenüberstanden, beweist die Tatsache, daß der damals amtierende Bürgermeister Amrehn am 1. August auf der Berliner Pressekonferenz eine Verurteilung der Sprengstoffattentäter ohne Rücksicht auf die Motive angekündigt hatte. Am 10. August wurden sie mit einer Ausnahme ohne Kommentar entlassen.

Berlin KARLHEINZ LAU

Wenn man im Senat die Lage so klar und nüchtern beurteilt, wie es nach dem Gespräch mit Innensenator Albertz anzunehmen ist - sein gelegentliches Abgleiten in die üblichen Deklamationen soll man wohl nicht so wichtig nehmen -, dann gibt es doch nur eine Forderung: Verhandelt endlich mit den Ostberliner Behörden auf Senatsebene. Berlin hat eine Sonderstellung, es gehört nicht zum Bund. Das könnte doch auch einmal positiv ausgenutzt werden, und Willy Brandt sollte den Mut aufbringen, diesen Weg zu beschreiten. Alle Maßnahmen, die dazu führen, daß der Verkehr innerhalb Groß-Berlins wenigstens etwas normalisiert wird, so daß sich Eltern und Kinder endlich wiedersehen können, werden die Zustimmung der Bevölkerung finden. Die gegenseitige Hetze geht uns sowieso schon lange auf die Nerven, macht endlich Schluß damit.

Berlin ELFRIEDE LÖNNIG

Die Sowjet-Union hat deutlich zu verstehen gegeben, daß die Wiedervereinigung durch Verhandlungen zwischen der sowjetisch besetzten Zone und der Bundesrepublik zu erreichen ist, obwohl diese Haltung nicht den Viermächtevereinbarungen entspricht. Würde die Bundesregierung sich wirklich durch die formale Anerkennung der gebietlichen Gegebenheiten, wie sie uns der Zweite Weltkrieg beschert hat, die Chancen verbauen, zu einer Wiedervereinigung zu kommen? Hätten wir damit nicht die Voraussetzungen für ein deutsches Wiedervereinigungsgespräch geschaffen?

Hannover ECKHARD NIECKCHEN

Sollte die »Berliner Mauer«, so wie einst die »Klagemauer« der Juden in Jerusalem, zu einem Symbol nationaler »Ohnmacht« werden?

Ludwigshafen HUGO KOTULLA

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