Uno Korrupte Blauhelme
Die Ukrainer holen bosnische Frauen gegen Geld und Waren in ihre Unterkünfte; die Franzosen treiben es in Truppentransportern auf Parkplätzen. Minderjährige und verheiratete Frauen, deren Familien hungern, bieten sich den Blauhelm-Soldaten an. Die Friedenswächter verkaufen Alkohol, Zigaretten und Lebensmittel und sollen sogar Heroin in einer Ladung Apfelsinen nach Sarajevo geschmuggelt haben.
Eine Sonderkommission der Uno-Militärpolizei untersucht jetzt diese schweren Vorwürfe gegen die Truppen der Vereinten Nationen in der seit 17 Monaten belagerten Stadt.
Die Schiebereien waren zuerst von Briten aufgedeckt worden, die selbst mit 2500 Soldaten am Uno-Kontingent beteiligt sind. »Die Uno-Soldaten sind Kriegsgewinnler. Sie bereichern sich an einer sterbenden Stadt«, empörte sich der liberale Guardian.
So kaufen Blauhelme der notleidenden Bevölkerung für einen Spottpreis Schmuck ab. Ukrainer erwerben gebrauchte Autos für ganze 250 Mark, weil sich ihre Besitzer kein Benzin mehr leisten können. Die Wagen werden auf Uno-Sattelschleppern nach Serbien gebracht und von dort in die Ukraine überführt.
Die Ukrainer sind für derlei Geschäfte offensichtlich am anfälligsten, denn die meisten von ihnen sind - anders als etwa die gut bezahlten britischen Berufssoldaten - junge Wehrpflichtige, die für ihren Einsatz nur wenig Sold erhalten; zudem stammen sie selbst aus einem Armenhaus.
Im belagerten Sarajevo beliefern sie deshalb eifrig den Schwarzmarkt. Als Zwischenhändler agieren oft bosnische Soldaten. Umschlagplatz für die Schmuggelware ist die Marschall-Tito-Kaserne in Sarajevo, in der Einheiten der bosnischen Armee sowie ukrainische Blauhelme untergebracht sind. Die verkaufen Kaffee, Alkohol, Zigaretten, Lebensmittel und Treibstoff an die bosnischen Kameraden.
Die bosnische Militärpolizei bemüht sich zwar, den Handel zu unterbinden. Aber weil sie Uno-Fahrzeuge nicht kontrollieren darf, sind ihr die Hände gebunden.
Nun will die Uno selbst durchgreifen. In der vergangenen Woche wurden 19 Ukrainer und 3 Franzosen unehrenhaft aus der Friedenstruppe ausgeschlossen. Ebenso anrüchig wie die Schiebereien der Soldaten findet der britische Historiker und Balkanspezialist Norman Stone die Tätigkeit mancher Uno-Oberen. So halte der ehemalige Kommandierende in Bosnien, der kanadische General Lewis W. Mackenzie, in den USA Vorträge für die Serbisch-Amerikanische Freundschaftsliga, in denen er die Politik der Machthaber in Belgrad erläutere.
Honorar für einen Auftritt: 30 000 Dollar.