Krasse Wirklichkeit
Nr. 32/2005, Titel: China gegen USA - Kampf um die Welt von morgen
Die Amerikaner werden ihr Imperium wegen der gleichen Arroganz verlieren wie die Briten das ihrige am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Briten sabotierten die aufstrebende Industriemacht Deutschland und verloren ihre globale Dominanz an die USA, die USA untergraben die machtpolitische Konsolidierung der EU, um somit das Zepter an China abzugeben. Geschichte wiederholt sich.
BATH (GROßBRITANNIEN)
Christian BREYER
Glückwunsch zu der gutrecherchierten Story. Die Wirklichkeit ist noch krasser: Während China die USA in ein Importland verwandelt, haben amerikanische und auch deutsche Firmen Probleme, ihre Produkte in China an den Mann zu bringen. Nach meiner Erfahrung kommen westliche Hersteller allzu oft nach China mit der Überzeugung, dass Qualität allein ausreicht, im Reich der Mitte zu verkaufen. Weit gefehlt. Qualität wird inzwischen auch in Shanghai und Guangzhou produziert. Viele, auch große Unternehmen müssen erst lernen, was für chinesische Verbraucher wichtig und relevant ist, und dann Markenpositionierung und Kommunikation daraufhin umstellen. Wer die großen kulturellen Unterschiede außer Acht lässt, hat es oft schwer, in China oder auch ganz Asien anzukommen.
SINGAPUR JORG DIETZEL
Die Rolle der Kommunistischen Partei wurde ungenügend behandelt. In ihr nur einen Haufen korrupter Postenschieber zu sehen hieße, die Chinesen gewaltig zu unterschätzen. Dumping von Konsumgütern auf dem Weltmarkt bei gleichzeitiger Einbindung der im Globalisierungsrausch gefangenen westlichen Investitionsgüterindustrie auf dem heimischen Markt beschleunigt die nationale Kapitalakkumulation. Zusammen mit den durch den verschärften internationalen technischwissenschaftlichen Wettbewerb bewirkten Rationalisierungsschüben wird damit auch das Anwachsen der globalen Massenarbeitslosigkeit beschleunigt. Die Geldgier der Kapitalisten wird dann der Strick sein, an dem sie sich selbst aufhängen.
KÖLN GERHARD WEIßENBERGER
Die Weltgeschichte hat schon mehrmals bewiesen: Keine Weltmacht kann für ewig an der Weltspitze bleiben. Amerika kann von dieser Regel auch nicht verschont bleiben. Bevor China ähnliche Macht wie die USA besitzt, müssen die Chinesen noch jahrzehntelang harte Arbeit leisten. Um die dafür notwendige friedliche internationale Umgebung zu schaffen, will Chinas Führung jeglichen Konflikt mit den USA unbedingt vermeiden, wenn nötig auch eigene Schwäche zeigen. Weil wir ganz genau wissen, jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, Stärke zu zeigen. Aber: »Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«
VELTEN (BRANDENBURG) LIRUI HUANG
Unsere Zukunft wird einfach woanders liegen. Im Tourismus zum Beispiel: 1,3 Milliarden Chinesen besuchen den Schwarzwald - Gott steh uns bei.
WIESBADEN SVEN FLECK
Vier Wochen Kuraufenthalt in Baden-Baden! Also, Herr Minister Lee ... An welchem neoliberalen Stammtisch haben Sie denn gesessen? Dazu möchte ich Ihnen als deutscher Arbeiter Folgendes mitteilen: Durch den Export von Arbeitsplätzen nach China oder in andere Billiglohnländer entsteht hier hohe Arbeitslosigkeit. Den Konsum aufrechterhalten kann aber weder ein Arbeitsloser in Deutschland noch ein Billiglöhner in China. Das Problem wird sein, dass es viele Menschen gibt, die etwas herstellen können, global, aber immer weniger Menschen, die sich etwas kaufen können, geschweige denn eine Kur machen.
IHLOW (NIEDERS.) HANS-JÜRGEN RECTOR
All der wirtschaftliche Erfolg ist teuer erkauft durch einen schonungslosen Umgang der Regierung mit der eigenen Bevölkerung. Erschießung und Verfolgung Andersdenkender und Korruption zu Lasten der eigenen Bevölkerung sind nur einige Punkte, die man dazu anführen kann. Diese Punkte scheinen allerdings in Vergessenheit zu geraten, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht. Das hat uns der Kanzler eindrucksvoll gezeigt (siehe Waffenembargo). Zunehmende Unzufriedenheit im Land, die Austrittswelle aus der KP und die Überläufer aus den chinesischen Botschaften zeigen, dass sich die Zeiten auch für die KP ändern. Was das für China und die Welt bedeuten kann, ist noch nicht abzusehen.
BONN MATTHIAS KEHREIN