JESUITEN Kriegsdienst für Gott (siehe TiteIbild)
Der Eingang mag sein, wie er will; der Ausgang muß immer unser sein
Ignatius von Loyola, Gründer und erster General des Jesuitenordens.
Dr. Spanier Pedro Arrupe, 57, General des Jesuitenordens, verglich den Katholizismus mit Coca-Cola: Er sei zwar »sicher kein mildes Getränk«, doch zweifellos eine »ausgezeichnete Ware«. Nur: »Wir wissen nicht, wie wir sie verkaufen sollen. Moderne Geschäftsleute, die uns beobachten, müssen die Köpfe schütteln.«
Wie die Cola-Manager ihre Märkte, so müßten auch die katholischen Kirchenoberen ihr Feld »sorgfältig erforschen«, erläuterte der ranghöchste Jesuit einem amerikanischen Gast, den er im vierten Stock seines kärglich möblierten römischen Amtssitzes, Borgo Santo Spirito 5, empfing.
Am 27. September dieses Jahres hat Arrupe seinen Plan im Petersdom auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil - der Versammlung aller katholischen Oberhirten - öffentlich verkündet. Doch nun gab sich der Jesuitengeneral nicht mehr merkantil, sondern militant - wie es der landläufigen Vorstellung von den Jesuiten als »Grenadieren des Fanatismus und der Intoleranz« (so der französische Aufklärer d'Alembert) entspricht.
Die Szenerie in der Konzilsaula hätte Symbolkraft: Pedro Arrupe, Herr über 36 000 Jesuiten in aller Welt, stand am Mikrophon auf einer Tribüne links vom Altar, schräg gegenüber der Statue des Ordensgründers und ersten Jesuitengenerals Ignatius von Loyola (1491 bis 1556), dessen linker Marmor-Fuß den Teufel zertritt. Und über die Köpfe der mehr als 2000 Bischöfe hinweg hallte der Ruf des 27. Ignatius-Nachfolgers Arrupe zum weltweiten Kampf gegen den Tod feind der Kirche, den Atheismus.
Die Kampfansage des Generals:
- Der Atheismus übe dank »perfekt ausgearbeiteter Strategie« eine »nahezu unbeschränkte Macht in den internationalen Organisationen, in der Finanzwelt und bei den Massenmedien aus: beim Fernsehen, beim Film, beim Rundfunk und in, der Presse«.
- »Atheistische Gesinnung und Kultur ... vergiften auch die Gemüter von Gläubigen und sogar von Priestern, indem sie im Innern der Kirche ... das Mißtrauen, die Rebellion wecken.«
Es war die erste Rede des »schwarzen Papstes« (spanisch: »Papa negro«, italienisch: »Papa nero")* in der Konzilsaula: Arrupe ist erst Ende Mai vom Oberen für 386 Jesuiten in Japan zum General aufgestiegen.
Etlichen Konzilsvätern verschlug es die Sprache. Sie versanken in »stilles Erstaunen«, wie Presse-Monsignore George Higgins den Schock umschrieb.
Jesuit Mario von Galli verglich im deutschen Rundfunk die Rede Arrupes despektierlich mit den Kreuzzugs-Aufrufen des Jesuitenpaters Lombardi, der in Italien - ähnlich wie Jesuitenpater Leppich in Deutschland - als »Lautsprecher Gottes« apostrophiert wird. Und ein Jesuiten-Professor, den das US-Nachrichtenmagazin »Time« anonym zitierte, urteilte gar über- die Intervention des Jesuitengenerals: »Seine Sprache war die alter römischer Papstbullen**.«
Vatikanologen witterten eine Sensation: den ersten offenen Konflikt zwischen einem schwarzen und einem weißen Papst in der Kirchengeschichte. Denn der Jesuit schien mit seiner radikalen Kampfansage in einen Gegensatz zu Paul VI. geraten zu sein.
Der Kirchenmonarch hatte kurz zuvor seine Reise zu den Vereinten Nationen angekündigt - zur größten der internationalen Organisationen, die Arrupe anscheinend pauschal als Brutstätten des Atheismus angegriffen hatte - und zur wichtigsten Aufgabe aller Katholiken die »Liebe« erklärt: »zu den Menschen von heute, wer immer und wo immer sie sind, zu allen« (siehe SPIEGEL-Gespräch Seite 85).
Doch der Schein trügt. Schon vier Monate vor der Arrupe-Rede im Petersdom hatte Papst Paul VI. selbst die Kampf-Losung wider den Atheismus ausgegeben, allerdings nicht vor einem so großen Forum wie Arrupe im Petersdom und auch nicht an alle Katholiken, sondern nur an die Jesuiten.
Bei einer Audienz für mehr als 200 Spitzen-Patres, die Anfang Mai aus aller Welt zur Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen General, den Belgier Johannes Baptist Janssens, nach Rom gekommen waren, forderte der Heilige Vater die »Gesellschaft Jesu« ("Societas Jesu«, abgekürzt SJ) auf, fortan »mit aller Energie« gegen den Atheismus zu kämpfen - gegen den »militanten Atheismus« der Kommunisten, gegen den philosophischen Atheismus derer, die »Gottes Existenz leugnen«, gegen den Atheismus derer, »die den einzigen Wert im Vergnügen sehen«, sowie gegen den Atheismus schlechthin, der »in unserer Zeit einmal offen, einmal versteckt, maskiert, vielgesichtig, unter dem Deckmantel des Fortschritts durch die Kultur, die Wirtschaft und die sozialen Bereiche geistert«.
Das war ein Befehl. Für alle SJ-Mitglieder gilt als ehernes Gesetz, »auf der Stelle auszuführen, was immer der jetzige und alle kommenden römischen Päpste für die Förderung der Seelen und für die Verbreitung des Glaubens befehlen werden, wohin immer sie uns senden wollen«. So dekretierte es vor vierhundert Jahren der Ordensgründer Ignatius, der sich als 30jähriger nach einem auch an Amouren reichen Ritter-Jahrzehnt dem - wie er es nannte - »Kriegsdienst für Gott unter dem Banner des Kreuzes« weihte.
Paul-Vorgänger Johannes XXIII. hatte diesen jesuitischen Papstgehorsam nie öffentlich erwähnt. Paul VI. aber kehrte ihn auch optisch hervor. Nach seiner ersten Audienz für Arrupe hieß er den Jesuitengeneral, sich vor ihm niederzuknien und sich so photographieren zu lassen. Bild-Kommentar Arrupes, der vor Jesuiten darüber berichtete: »Das ist die Haltung der Söhne des Ignatius: demütig hingestreckt zu Füßen des Papstes und in seine Hände gegeben.«
»Blinden Gehorsam« (Ignatius) schulden die Jesuiten aber nicht nur dem weißen, sondern auch ihrem eigenen, schwarzen Papst. Sie haben, wie Ignatius verlangte, in ihrem jeweiligen General »Christus gegenwärtig zu sehen und ihn, wie es sich gehört, ehrfürchtig zu lieben«.
Dieser Gehorsam und ihre straffe Disziplin machen die Jesuiten zur mächtigsten Waffe der Kirche in jenem Kampf gegen den Atheismus, den Papst Paul Vl. befahl. Die »Gesellschaft Jesu« ist größer als irgendein anderer katholischer Orden; in den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der Jesuiten verdoppelt, erst in jüngster Zeit ist die Zahl der Neuzugänge in einigen Ländern rückläufig. Zudem ist der SJ-Orden besser ausgebildet, beweglicher und einflußreicher als irgendeine andere katholische Formation.
Von Juden und Freimaurern abgesehen, war aber auch zu allen Zeiten keine Gruppe so umstritten wie die »Societas Jesu«. Jesuiten, so urteilte der Erfolgsautor Egon Friedell ("Kulturgeschichte der Neuzeit"), seien »;im vollsten Sinne des Wortes zu allem fähig« und deshalb auch »die geschicktesten Mörder«. Und das Adjektiv »jesuitisch« ist weithin im Sprachgebrauch gleichbedeutend mit »aalglatt, arglistig, spitzfindig« (so Karl Peltzers Handbuch »Das treffende Wort").
Noch immer gilt der Jesuiten Macht als unermeßlich und ihr Geheimnis als unergründlich. Der landläufigen Vorstellung vom Jesuiten entsprechen Patres wie der Amerikaner Walter Ciszek, der 1940 in geheimer Mission als Pole »Wladimir Lypinski«, angeblich Witwer, Vater dreier Kinder und Holzarbeiter, in die Sowjet-Union eingeschleust und dort als Spion des Vatikans verhaftet wurde; wie der Frankfurter Adolf Rodewyk, der in kleinen Zirkeln die Technik der Austreibung von Teufeln aus Menschenleibern erläutert (SPIEGEL 26/1965); und wie der römische Sebastian Tromp, der hinter den vergitterten Fenstern des Heiligen Offiziums - der obersten Glaubensbehörde - sitzt und in den Büchern katholischer Gelehrter nach ketzerischen Thesen fahndet. Tromp: »Ich stelle die klare Aussage eines Papstes ... höher als die Meinung von hundert modernen Theologen.«
Jüngstes Geheimnis des Ordens aber ist, wie er sich trotz solcher Mitglieder und trotz tiefverwurzelten Mißtrauens in den letzten Jahren auch bei vielen Nicht-Katholiken in den Ruf einer weltoffenen, reformfreudigen Vorhut der römischen Kirche gebracht hat.
Dieses neue Bild vom populären Jesuiten prägten Ordensmitglieder wie D der 1955 verstorbene Franzose Pierre Teilhard de Chardin, der den katholischen Glauben an den Stammvater Adam mit den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaft versöhnen wollte, zu seinen Lebzeiten kein Buch veröffentlichen durfte und heute auf dem Konzil mit dem Apostel Paulus verglichen wird;
- der Deutsche Augustin Kardinal Bea (Rom), 84, der auf dem Konzil die Brüderlichkeit der Christen aller Kirchen und die Freiheit für alle Religionen verficht und unter nichtkatholischen Christen so populär ist wie kein anderer Kardinal der Kirchengeschichte vor ihm;
- der Deutsche Karl Erlinghagen, Professor in Frankfurt und Freiburg, 52, der als härtester katholischer Kritiker der staatlichen Konfessionsschule eher bei Liberalen als bei Bischöfen Beifall findet ("Ist es erzieherisch sinnvoll, alle ohne Ausnahme, viele vielleicht sogar gegen ihren Willen, in eine katholische Schule zu zwingen? Man muß das bezweifeln");
- der Deutsche Oswald von Nell-Breuning, Professor in Frankfurt, 75,
der kirchenfernen Einheits - Gewerkschaftern zeitnahe Sozial-Konzepte unterbreitet, das Eigentum für alle schon lange vor dem Maurer-Funktionär Leber verlangte und sich mit dem CDU-Linksaußen Katzer in der Forderung nach
Mitbestimmung der Arbeitnehmer in der gesamten Industrie einig ist;
- der Engländer und frühere Erzbischof von Bombay Thomas Roberts (London), 72, der so entschieden wie kein anderer katholischer Priester auf Freigabe der Anti-Baby-Pille plädiert ("Alle Argumente, die gegen die Empfängnisverhütung vorgetragen werden, können mich nicht überzeugen");
- der Deutsche Karl Rahner, Professor in München, 61, der als bedeutendster katholischer Theologe der Gegenwart gilt. Er fordert von seiner Kirche, »im Mut zum Neuen und Unerprobten bis zur äußersten Grenze zu gehen«.
Grenzgänge weltoffener Jesuiten sind aber oft gefährlich. So wurde es dem Engländer Roberts jüngst verboten, weiterhin über seine Pillen-Thesen öffentlich zu diskutieren. Und der Münchner Rahner hatte lange Zeit mit Zensur-Schwierigkeiten zu kämpfen, bevor er sich auf dem Konzil als geistiger Wegbereiter für Reformen durchsetzen konnte.
Kurz vor Konzilsbeginn noch sammelten Professoren 250 Unterschriften, um Rahner vor Interventionen der Glaubenswächter Im Heiligen Offizium zu schützen.
1964 aber wurde Rahner auch von seiner Kirche so geehrt wie kein geistlicher Gelehrter vor ihm: 15 Kardinäle, 24 Erzbischöfe und 145 Bischöfe trugen sich ebenso wie 414 Professoren, darunter 79 Mediziner und zwölf Chemiker anläßlich seines 60. Geburtstags in eine Gratulationstafel ein.
Jüngst wagte sich Rahner auf Neuland, das noch kein katholischer Priester vor ihm je betreten hat: Er gab in Salzburg, assistiert von anderen Jesuiten, atheistischen Ideologen - allesamt Funktionäre kommunistischer Parteien - die Ehre eines wissenschaftlichen Disputs.
Ob solche Vorstöße ins feindliche Lager auf der künftigen General-Linie des neuen schwarzen Papstes Arrupe liegen werden, ist auch seinen Ordensleuten bislang ungewiß geblieben. Der Spanier schwieg sich darüber aus, als er während der zehnwöchigen Generalkongregation des Ordens - einer Art Jesuiten-Parlament - im Sommer dieses Jahres vor 200 Patres den neuen Kurs entwickelte. Er will von Fall zu Fall entscheiden.
In seinen Monologen vor dem Jesuiten-Parlament sprach der neue General so kämpferisch wie später auf dem Konzil. Arrupe: »Die Schlacht, die heute gegen den wahren Glauben an Gott geschlagen wird, ist viel härter als zur Zeit des heiligen Ignatius.«
Die Zeit des Ignatius war die Zeit der Gegenreformation, als auch mit Feuer und Schwert gegen Hexen und Lutheraner gekämpft wurde. Damals retteten vor allem die Jesuiten, die weitaus die meisten Schulen und Fürsten-Beichtstühle besetzt hielten, ihre Kirche vor dem Exitus in Mitteleuropa.
Doch so militant sich Arrupe auch gibt, um seine »Kampfgruppe Jesu Christi« (Ignatius) mit religiösem Eifer zu erfüllen - die Offensive der Jesuiten soll ein Feldzug der Gewaltlosigkeit sein und die Waffe der »Dialog« mit der Welt. »Ernst, offen und mutig« will der General seine Jesuiten nach neuen Wegen suchen lassen, damit sie die Sorgen und Fragen »aller Menschen verstehen, mögen sie gläubig oder ungläubig, gut oder schlecht sein«. Arrupe: »Wir wissen die Antwort, wir haben die Lösung.«
Die ersten Befehle sind erteilt. An allen Hochschulen des Ordens sind fortan Werke atheistischer Autoren zugelassen. Stärker als bisher wird in den SJ-Seminaren die Redekunst geübt, und schon während ihres Studiums sollen Jung-Jesuiten ausschwärmen, um Ungläubige das Beten zu lehren. Sie werden ihre Ordensbrüder unterstützen, die schon seit langem als Wanderprediger über Land ziehen.
Im Kampf gegen den von Papst Paul VI. so genannten »Atheismus derer, die den einzigen Wert im Vergnügen sehen«, stellt die »Gesellschaft Jesu« mit Pater Johannes Leppich den prominentesten und zugleich lautesten Kämpen. Leppich geißelt im Jargon der Kumpel, Dirnen und Twens und mit immer neuen Slogans (1965: »Dolce vita
- bolsche vita") die »Limonaden-Christen« und jene »Bestie Sexualität«, die ihm in seinen Reden das lästigste und deshalb liebste Lebewesen ist.
Wie Leppich in der Gosse und andere Jesuiten auf Kathedern, so führt der französische Jesuit Duval den Kampf gegen den Unglauben in Konzertsälen: Er zupft denen, die Predigten nicht mehr hören wollen, fromme Chansons von der Gitarre und kurvt im ordenseigenen Peugeot 404 alljährlich 100 000 Kilometer durch Europa. Solist Duval: »Gott sitzt neben mir.«
Und in Bezirke, die anderen Priestern verschlossen sind, stoßen auch Jesuiten wie der Montrealer Taxi-Pater Paul Aquin vor, dessen Auto mit Kreuz, Sirene und Telephon ausgerüstet ist; sonntags reicht Aquin seinen motorisierten Gläubigen die Kommunion durchs Autofenster: Zur Messe wird nicht ausgestiegen.
Die mobile »Gesellschaft Jesu« gliedert sich nach einer »Rangordnung, die der Struktur eines Heeres gleicht« (Paul VI.). Die Welt ist aufgeteilt in 77 Jesuiten-Provinzen, deren jeweiliger Oberer - der »Provinzial« - über seine Untergebenen dieselbe Befehlsgewalt besitzt wie der General über den gesamten Orden. Die meisten Jesuiten leben in -ordenseigenen Häusern - den Niederlassungen - wo sie auch den Weisungen des jeweiligen Haus-Oberen - des »Superiors« - strikt zu folgen haben.
Jesuiten residieren in nahezu allen Ländern der Erde. Lediglich die Ordensmitglieder in der Sowjet-Union und China (etwa je 120), in der Tschechoslowakei (400), Ungarn (300) und Rumänien (20) sind - im Gegensatz zu den 712 polnischen und den 323 jugoslawischen Jesuiten - dem Kommando des römischen Generals entzogen. Die stärksten Kontingente arbeiten in den USA (8377) und in Spanien (5239).
In der Bundesrepublik leben 1119 Jesuiten - nicht mehr als allein in New York; sie werden von drei Provinzialen (in München, West-Berlin und Köln) geleitet und wohnen überwiegend in den 28 Niederlassungen des Ordens. Außerdem besitzt die »Gesellschaft Jesu« in Deutschland zwei Hochschulen - in Pullach (für den eigenen Nachwuchs) und in Frankfurt (auch für die Ausbildung anderer Priester) - sowie fünf Gymnasien, deren Schüler nach dem Abitur zumeist weltliche Berufe wählen: In Berlin (Ex-Schüler: CDU! CSU-Fraktionschef Rainer Barzel), Hamburg, Büren« Bad Godesberg und St. Blasien (Ex-Schüler: CSU-Freiherr von und zu Guttenberg).
Etwa jeder dritte deutsche Jesuiten -Pater lehrt an den ordenseigenen Instituten oder gibt Religionsunterricht. Bevorzugte Ämter für die übrigen SJ -Priester: Studentenseelsorger, Spiritual (religiöser Leiter) an Priesterseminaren und Betreuer katholischer Verbände. Nur sieben Gemeinde-Pfarreien werden von Jesuiten versorgt.
Die »Gesellschaft Jesu« ignoriert die Zonengrenze (die 54 DDR-Jesuiten unterstehen dem Provinzial in West-Berlin), hat aber im Gegensatz zum Vatikan die Oder-Neiße-Grenze akzeptiert: Die West-Grenzen der beiden polnischen Jesuiten-Provinzen decken sich mit denen der Volksrepublik Polen.
Die Ausbildung der SJ-Patres dauert zwölf Jahre - doppelt so lange wie bei anderen Priestern. Nach zwei Novizenjahren legt der künftige Jesuitenpater die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab und studiert dann drei Jahre Philosophie. Zwei Praxis-Jahren schließt sich ein vierjähriges Studium der Theologie an; vor dem letzten Studienjahr wird der Jung-Jesuit zum Priester geweiht. Die Ausbildung endet mit einem mehrmonatigen »Tertiat«, das der religiösen Vertiefung dient.
Allerdings hält nur knapp die Hälfte, in manchen Distrikten sogar nur ein Viertel der Jung-Jesuiten diesen langen Marsch durch; schon während der Novizenzeit scheiden viele wieder aus, nicht wenige wechseln erst nach den Gelübden und einigen Semestern Studium in andere Priesterlaufbahnen oder in weltliche Berufe über.
Neben den akademisch erzogenen Ordensmitgliedern gehören der SJ noch 5868 sogenannte Koadjutoren an, die zwar auch die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen, aber nicht studieren und nicht zu Priestern geweiht werden. Die meisten verrichten Hausdienste in den Ordensniederlassungen. Von Frauen dürfen diese SJ-Häuser nicht betreten werden; ihnen stehen nur Besuchszimmer in der Nähe der Haustür offen.
Etwa ein Fünftel der Jesuiten ist in der Mission eingesetzt - wie Pater Alvares (Rufname: »Swami Animananda« - »Der Vater, der in kleinen Dingen Freude sucht"), der im indischen Deshnur wie die Einheimischen auf den Genuß von Zwiebeln und Kürbis und außerdem aufs jegliches Priesterhabit verzichtet. Er trägt Turban, safrangelbe Toga und Vollbart: Nur an einem Brustkreuz ist er von Brahmanen zu unterscheiden.
Andere Jesuiten-Missionare bevorzugen weiße Gewänder - so die Patres Froehlich und Dornstauder im brasilianischen Urwald, die mit Schnaps, Tabak und Seife potentielle Missionsobjekte anlocken. Sie legen Geschenke an Stellen nieder, die von den Indios mit Pfeilen markiert sind. Werden die Präsente abgeholt, sind die Halbwilden zu Kontakten bereit.
Die Elite der Jesuiten-Patres aber hält in aller Welt die Bastionen besetzt, die der »Societas Jesu« ihren Einfluß auf Kirche und Welt sichern:
- 49 theologische und philosophische
Hochschulen für eigenen und fremden Priesternachwuchs, darunter die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom, aus der bislang 7 Heilige, 33 Selige, 14 Päpste (darunter Pius XII. und Paul VI.) sowie Hunderte von Kardinälen (darunter der Münchner Julius Döpfner) und Bischöfe hervorgingen;
- 35 Universitäten, davon allein in den
USA 15 mit 86 000 Studenten; zur Georgetown-Universität in Washington gehört die einzige Diplomatenschule des Landes, und nahezu jeder zehnte US-Jurist hat an Jesuiten -Universitäten studiert;
- 36 weitere Hochschulen mit weltlichen
Disziplinen;
- 700 Schulen und Oberschulen mit etwa 800 000 Schülern; prominentester Jesuitenschüler Europas ist Giovanni Baptist Montini, heute Paul VI., prominentester Jesuitenschüler Afrikas der Ghana-Präsident Kwame Nkrumah;
- 35 Bischofssitze zumeist in Missionsländern; einziger Jesuit auf einem europäischen Bischofsthron ist in Kopenhagen Hans Martensen, 38;
- 1200 Zeitschriften;
- 24 Rundfunksender, darunter Radio
Vatikan, und zwei Fernsehstationen.
Mit der Wahl Arrupes zum schwarzen Papst haben die Jesuiten nun auch in der Person ihres Generals eine Verbindung zur weltweiten Geschäftigkeit des Ordens gefunden: Der Spanier ist der erste SJ-General, der den größten Teil seines Ordenslebens inmitten von Andersgläubigen verbracht hat - davon die letzten 27 Jahre in Japan.
Arrupe ist aber auch des heiligen Ignatius erster Nachfolger der aus der engeren Heimat des Ordensgründers stammt. Er ist Baske und hat mit dem Loyolaner auch die Statur (Ignatius maß 1,58 Meter, der neue General ist elf Zentimeter größer), die »lange Nase und die Glatze« (Arrupe) sowie die Freude an Heimatliedern gemein. Freilich: Ignatius ließ sie sich vorsingen, Arrupe singt selbst.
Für den Basken war es »ganz ohne Zweifel der Wille Gottes«, daß er Priester wurde und in die »Gesellschaft Jesu« eintrat (Arrupe: Wenn schon, dann Jesuit") - allerdings erst nach zehn Semestern Medizinstudium. Endgültig entschloß sich Arrupe zum Berufswechsel im Wallfahrtsort Lourdes, wo nach katholischem Glauben einst die Jungfrau Maria dem Mädchen Bernadette, 14, erschienen ist und -eine Wunder wirkende Quelle erschlossen hat.
Während des einmonatigen Aufenthalts Arrupes in Lourdes im Jahr 1926 wurden drei Heilungen registriert - die einer tuberkulösen Nonne, einer krebskranken Belgierin und eines 20jährigen, der an Kinderlähmung litt. Erinnert sich Arrupe 1965: »Okay, sagte ich mir, das hat der Heiland getan.« Und: »Ich habe den Heiland durch den Röntgenapparat gesehen.«
Nach Novizenjahren in Loyola beschloß der Jung-Jesuit, sich zum Einsatz in Japan zu melden. Arrupe: »Mein einziges Motiv war der Wille Gottes. Ich fühlte, daß er mich nach Japan rief.« Der Baske brauchte nur noch den Befehl des Generals und das Reisegeld. Darauf allerdings mußte er acht Jahre warten.
1930 trug er in einem Brief nach Rom seine Bitte zum ersten, ein Jahr später zum zweiten Male vor. Die Antwort war jeweils ein lakonisches Plazet, Details fehlten. Arrupe konnte nicht reisen.
Weitere sieben Jahre wartete er so gehorsam und geduldig, wie er es als SJ -Mitglied für angemessen hielt: Ur-Jesuit Ignatius hatte einst 14 Stunden im Wartezimmer eines Kardinals ausgeharrt, der ihn geladen und vergessen hatte.
Erst nach Studienjahren in Spanien, Belgien, Holland und in den USA bot sich wieder eine Gelegenheit, den General diskret an das Fernziel Japan zu erinnern. Ein Pater reiste nach Rom und erbot sich, so beiläufig wie möglich Nachfrage zu halten. Nun endlich, am 30. September 1938, durfte sich der Spanier einschiffen.
Er wurde Missionar und 1942 Novizenmeister. Seit August 1945 wird er der »Jesuit von Hiroshima« genannt, weil er Augenzeuge der Explosion der ersten Atombombe wurde und eine umfassende Hilfsaktion der Jesuiten leitete. 1954 beförderte ihn der römische General zum höchsten Jesuiten des Inselreiches.
Der Spanier internationalisierte die Provinz, die jahrzehntelang nur mit Deutschen beschickt worden war. Zuletzt befehligte er in Japan 386 Jesuiten aus 28 Nationen.
Bekehrungs-Erfolge freilich konnte Arrupe so wenig wie seine Vorgänger nach Rom melden: Nach einem halben Jahrhundert SJ-Mission machen die Katholiken immer noch lediglich einen Bruchteil (0,3 Prozent) der Bevölkerung aus.
Auf das geistige Leben des Inselreichs hingegen gewannen die Jesuiten wesentlichen Einfluß. Sie leiten insgesamt 14 Schulen und Institute. Aus einer Schule, die drei Patres vor 50 Jahren in einem Holzhaus eröffneten, wurde eine moderne Jesuiten-Universität in Tokio mit gegenwärtig 6237 Studenten.
Als Arrupe im Mai 1965 aus dem Fernen Osten in die Ewige Stadt übersiedelte, widmeten ihm zahlreiche japanische Zeitungen Nachrufe, als sei er ein Japaner. Sogar ein japanischer Tabak -Konzern schickte dem Nichtraucher Arrupe ein Abschiedstelegramm.
Wie in Japan, so sind die Jesuiten heute in fast allen Ländern - den Ostblock ausgenommen - wohlgelitten. Sogar nichtkatholische Staatsmänner nehmen ihre Dienste gelegentlich in Anspruch. Kaiser Halle Selassie zum Beispiel holte sie nach Äthiopien, damit sie ihm eine Schule bauten. Sie errichteten gleich auch noch ein Universitäts - Kolleg und erfüllten strikt die kaiserliche Bedingung. Zivil zu tragen und sich religiös neutral zu verhalten.
Doch weder in Japan noch anderwärts war das immer so. Als Japan-Provinzial hatte Arrupe in Nagasaki eine Gedenkstätte für Märtyrer seines Ordens einzuweihen: In der Mitte des 17. Jahrhunderts waren in Japan die Jesuiten wie andere Missionare ans Kreuz geschlagen worden. Und auch in der übrigen Welt gab es kaum einen Staat, in dem der Orden nicht jahre- oder jahrzehntelang verfolgt wurde oder verboten war.
In Norwegen wurde das Jesuiten-Verbot erst 1956 aufgehoben; in der Schweiz sind noch heute nur Mitglieder, aber keine Institutionen der SJ zugelassen.
Zu allen Zeiten war die Zahl der durch Jesuiten Bekehrten geringer als die Zahl der Gegner des Ordens. Zu ihnen zählten die sündige Madame Pompadour, der ihre Hof-Jesuiten zu streng waren; der gläubige Sünden -Gegner Blaise Pascal, der die Ignatianer wegen laxer Lehren angriff; Bourbonen-Könige ebenso wie Königs-Köpfer; der Jesuitenschüler und Aufklärer Voltaire ebenso wie der Volksaufklärer Goebbels (der zwar katholisch erzogen wurde, aber entgegen einer Legende kein Jesuitenschüler war). Hohn erntete die »Gesellschaft Jesu« bei dem Komödianten Molière, ihrem einstigen Zögling, Haß bei dem orthodoxen Dostojewski, der die Jesuiten der »Verweltlichung einer reinen Heilsidee« anklagte.
Verdächtig waren die Ignatianer in ihrer Frühzeit auch etlichen Päpsten. So bezichtigte Paul IV. den Ordensgründer Ignatius posthum eines tyrannischen Regiments. Sixtus V. starb 1590, als ein Befehl zur rigorosen Änderung der SJ -Statuten unterschriftsreif auf seinem Schreibtisch lag. Dazu Jesuit Hubert Becher 1951 in einem Buch über den SJ-Orden: »Die Jesuiten betrachteten diese merkwürdige Fügung als ein besonderes Zeichen Gottes.«
Und Clemens XIV. löste 1773 den Orden »für immer« auf, weil er »nach der Meinung der meisten dem wahren Glauben wie den guten Sitten widerstreitet«. Der damalige Jesuitengeneral Ricci fügte sich ohne öffentlichen Protest und wurde in die römische Engelsburg gebracht, wo er als Gefangener des Papstes starb.
Clemens XIV. hatte sich bei dem SJ -Verbot »auf den Beistand und die Eingebung des göttlichen Geistes« berufen
- wie es auch Pius VII. tat, als er 41
Jahre später den Orden wieder zuließ.
Umgekehrt waren unter den SJ-Förderern gelegentlich auch Nichtkatholiken wie der Chinakaiser Kang-hi, der mit seinen Hof-Jesuiten so zufrieden war, daß er, sich sogar mittels einer Papst-Nichte deren oberstem Dienstherrn verschwägern wollte und dem Heiligen Vater eine Bestellung schickte: höchstens »zweihundert Monde« alt. Augen wie eine Taube, Lippen wie eine Muschel, Länge wie ein Weizenhalm.
Als Papst Clemens XIV. entschieden hatte, es gebe keine Jesuiten mehr, verfügte Friedrich der Große, daß der Orden im überwiegend protestantischen
Preußen fortbestehe. Und auch Zarin
Katharina II. mochte der SJ-Dienste nicht entsagen.
Gelehrten wie Alexander von Humboldt und Leibniz waren Jesuiten wegen ihrer wissenschaftlichen Erfolge sympathisch, zu denen die Entdeckung des Mississippis, des Nyassa-Sees, der Sonnenflecken und der »Laterna magica« gezählt werden. SJ-Missionare brachten aus fremden Erdteilen unter anderem Regenschirm, Rhabarber und Vanille nach Europa mit.
Doch Lobsprüche waren selten. Bis tief in das 20. Jahrhundert hinein hat es kaum einen nichtkatholischen Theologen, Historiker oder Politiker gegeben, der von der »Gesellschaft Jesu« eine gute Meinung hatte.
In den Gründerjahren wurden die Mitglieder der SJ als »Papstesel«, »Esauiten« und »Jesu-Wider« beschimpft.. Aber auch dreieinhalb Jahrhunderte später waren sich die reputierlichsten protestantischen Theologieprofessoren in ihrem Urteil noch einig. Georg Steitz 1878: »Eine die Völker verderbende - Karikatur des Christentums.« Adolf von Harnack 1891: »Der Jesuitenorden gefährdet unsere Kultur.« Karl Mirbt 1893: »Das Gift der jesuitischen Moral wirkt langsam, aber sicher.«
Nicht selten waren die radikalsten Gegner, die den Orden öffentlich verteufelten und verfolgten, insgeheim allerdings zugleich seine Bewunderer.
In der NS-Zeit galt schon der Umgang mit Jesuiten nahezu als sträflich; Volksgerichtshof-Freisler: »Kein Deutscher kann doch einen Jesuiten auch nur mit der Feuerzange anfassen!« Doch Hitler, der 1941 in einem Geheimbefehl die Jesuiten für wehrunwürdig erklärte, und Himmler, in dessen Konzentrationslagern mehr Jesuiten als andere Ordenspriester ermordet wurden, verglichen ihr Schwarzes Korps gern mit dem SJ-Orden. Jesuiten-Hasser Alfred Rosenberg über den katholisch getauften Himmler: »Man kann zehnmal aus der römischen Kirche austreten und doch ein Jesuit sein.«
Eine Eigenheit war der SS und der SJ tatsächlich gemeinsam. Beiden Orden durften keine Abkömmlinge von Juden angehören. Diese Jesuitenvorschrift aus dem Jahre 1594 - männliche jüdische Vorfahren bis ins fünfte Glied schlossen die Aufnahme in den Orden aus - wurde erst 1946 aufgehoben.
Wie nahezu alle Urteile und Vorurteile aus dem Mittelalter hielten sich auch viele Irrtümer über die Praktiken des Ordens bis in die Neuzeit. Der evangelische Geistliche und Historiker Johann Christoph Harenberg (1696 bis 1774), Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und Autor der im 18. Jahrhundert weit verbreiteten »Pragmatischen Geschichte des Ordens der Jesuiten«, erlag zweien, die unsterblich wurden.
1760 aktualisierte Harenberg sein Buch durch die Meldung, just hätten in Paraguay Jesuiten in einer Art Husarenuniform Krieg geführt. Die Nachricht war längst dementiert, als Friedrich Schiller sie für den »Teutschen Merkur« 1788 bei Harenberg abschrieb. Nun steht sie in Schillers Werken.
Ausführlich zitierte Harenberg aus »Geheimen Verordnungen« ("Monita secreta"), die er - wie noch bis in das 20. Jahrhundert hinein viele Historiker nach ihm - trotz jesuitischer Dementis für echt hielt. Kapitel 6: »Wie reiche Witwen für die Gesellschaft (Jesu) zu gewinnen sind.«
Nach der Lektüre der - tatsächlich gefälschten - sekreten Weisungen hatte Harenberg Gewißheit: »Es ist ihnen erlaubt, einen Protestanten tumm zu machen, an eine Schöne zu heften und zu Boden trinken, wenn sie ihn mit solchen Mitteln zur römischen Religion ziehen können.«
So alt wie der Jesuitenorden ist der Vorwurf, er schrecke - sozusagen als Fünfte Kolonne des Heiligen Stuhles - auch vor Mord und Krieg nicht zurück. So wurden angeblich von Jesuiten oder ihren Werkzeugen Morde versucht oder vollendet an den Päpsten Clemens VIII., XIII. und XIV., an Heinrich IV. von Frankreich, Joseph I. von Portugal, Elisabeth I. von England, Wilhelm von Oranien, Leopold I. von Österreich, Gustav Adolf von Schweden und an dem US-Präsidenten Abraham Lincoln.
Noch mitten im 19. Jahrhundert überkam sogar einen deutschen katholischen Kirchenfürsten in Rom der Mordwahn. Der Kurienkardinal Hohenlohe, Zeitgenosse Bismarcks und Bruder des Reichskanzlers Hohenlohe (Amtszeit 1894 bis 1900), schrieb den Jesuiten die Schuld am Tode des Kardinalstaatssekretärs Franchi (1878) und zweier weiterer Kardinäle zu. Um sich selbst vor etwaigen SJ-Anschlägen zu schützen und einen Giftmord im Dom zu vereiteln, beschaffte sich der Kardinal einen verschließbaren Kelch, in dem er seinen Meßwein mitnahm, wenn er außerhalb seiner eigenen Kirche in Rom zelebrierte.
In Deutschland bekannte zur selben Zeit Reichskanzler Bismarck, daß er im äußersten Notfall die Herrschaft der Sozialdemokratie immer noch dem Regiment der Jesuiten vorziehen würde, und prophezeite, eines Tages allerdings werde auch das SPD-Rot eingeschwärzt werden: »Die Jesuiten werden schließlich die Führer der Sozialdemokratie sein. 1872 setzte der Kanzler der-wie er es nannte - »blattlausartigen Ausbreitung« der Jesuiten per Verbot ein Ende, wie es ihm der katholische Fürst und Kardinals-Bruder Hohenlohe geraten hatte.
Und zwei Jahre später deckte Bismarck im Reichstag ein SJ-Geheimnis auf: Jesuiten hätten den Deutsch-Französischen Krieg 1870 entfesselt. Bismarck: »Über das alles bin ich völlig in der Lage, Zeugnis ablegen zu können.« Er tat es nie. Und auch anderen Jesuiten-Gegnern gelang es nicht, den Jesuiten Kriegsschuld oder Mord nachzuweisen; sie hatten den sogenannten Tyrannenmord zwar theologisch gerechtfertigt, aber nicht selbst angestiftet oder ausgeführt.
Mehr noch als Furcht und Fabeln schaden dem Ansehen der Jesuiten echte oder angebliche Leitsätze des Ordens, die sprichwörtlich wurden; vor allem
- das Motto »Der Zweck heiligt die Mittel«, das vom Jesuitenorden nicht aufgestellt wurde;
- das authentische Ignatius-Wort »Was
meinen Augen weiß erscheint, halte ich für schwarz, wenn die hierarchische Kirche so entscheidet«;
- der Begriff »Kadavergehorsam« als Verkürzung der Ignatius-Regel, alle Jesuiten müßten sich durch ihre »Oberen so tragen und lenken lassen, als wären sie ein Leichnam (cadaver), der sich nach überallhin versetzen und in jeder Weise behandeln läßt«.
Um ihren Orden zu verteidigen, behaupteten viele Jesuiten jahrhundertelang, sie seien nicht katholischer als alle anderen Priester auch, und verwischten die tatsächlich vorhandenen, gewichtigen Unterschiede.
Denn wie kein anderer Orden waren und sind die Jesuiten getreu ihrem wichtigsten Leitsatz »ad maiorem Dei gloriam« ("zur größeren Ehre Gottes") tätig. Diese größere Ehre Gottes heißt für sie: größerer Einfluß ihrer Kirche und größere Zahl von Katholiken.
Niemals begnügten sich die Jesuiten wie andere Priester damit, in Pfarrhäusern katholischer Distrikte sichere Bestände zu pflegen oder sich in Klöstern der eigenen Erbauung hinzugeben: Damit wäre nach jesuitischem Verständnis wohl der Ehre Gottes, aber kaum der größeren Ehre Gottes gedient.
Der Jesuiten Feld ist vielmehr seit jeher die glaubensfremde oder glaubenslose Welt, in der Seelsorge Kampf bedeutet. Je nach der Front, an die sie entsandt werden, nach dem Gegner, den es zu schlagen gilt, nach der Zeit, in der sie leben, wechseln sie die Waffen. Und auf der ständigen Suche nach neuen Mitteln, wie die Zahl der Katholiken vergrößert werden kann, wurden die Jesuiten oft zu Schrittmachern der Kirchenreform.
Wegen seiner Anpassungsfähigkeit könne der Jesuit »den Eindruck der Grundsatzlosigkeit machen«, bekannte 1951 der SJ-Pater Hubert Becher; »er erscheint als immer dem jeweils Günstigeren und Vorteilhafteren zugewandt«.
Die »zugleich weltkluge und religionseifrige Gesellschaft« (so der protestantische Historiker Leopold von Ranke) war der Kirche oft zu weltklug, der Welt oft zu eifrig. Die Grenzlinie wurde und wird von Jesuiten in beiden Richtungen überschritten.
In ihrer größten Zeit, während der Gegenreformation, scheuten die Jesuiten sich nicht, »mit dem Weihwedel dem Säbel zu assistieren« (Kirchenhistoriker Heinrich Boehmer, evangelisch).
Zugleich aber wurden die Jesuiten schon damals zu Kirchenreformern, um aus den Zwangsbekehrten wieder Gläubige zu machen. Sie entdeckten den Wert der Predigt, machten den Glauben durch Wallfahrten und Prozessionen augenfällig und kämpften gegen rigorose Priester, die Gläubige aus den Beichtstühlen vergraulten.
Im vergangenen Jahrhundert aber schien lange Zeit die »Gesellschaft Jesu« ein katholischer Orden wie jeder andere geworden zu sein: Ihre erfolgreichen Methoden waren von anderen Priestern übernommen worden.
Und SJ-Professoren, sonst stets auf Zugewinn von Katholiken bedacht, trugen nun wesentlich dazu bei, daß den Nichtkatholiken der Zugang zur römischen Glaubenslehre erschwert wurde:
- Sie verteidigten militant die Vorrechte des Papstes gegen innerkatholische Reformideen, die sich vor allem in Frankreich regten und später kirchenoffiziell verurteilt wurden.
- Sie zählten zu den Wegbereitern des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Marias, das 1854 verkündet wurde.
- Sie kämpften vor und auf dem
Ersten Vatikanischen Konzil 1869/70 gegen jene starke Minderheit, die einen Beschluß über die Unfehlbarkeit des Papstes bei Lehrentscheidungen In Glaubensfragen vergeblich zu verhindern suchte.
Die Kirche schien sich mitsamt ihren Jesuiten der Welt zu verschließen. Mit dem sogenannten Syllabus hatte Pius IX. gleich 80 populäre »Irrlehren« verworfen, darunter die These, der »römische Papst kann und soll sich mit dem Fortschritt, mit dem Liberalismus und mit der modernen Zivilisation aussöhnen und verständigen«. 1907 wurde überdies der »Modernismus« verurteilt und damit beispielsweise die Auffassung, die katholischen Dogmen könnten sich im Zuge des allgemeinen Fortschritts ändern.
Es war jene Zeit, in der fast jeder katholische Theologe »Thema und Stil« seiner Arbeiten »gleich so wählte, daß sie für 'Spitzel' und 'Denunzianten' uninteressant waren« (Rahner-Mitarbeiter Vorgrimler).
Die Arbeiten von SJ-Theologen wurden, von Ausnahmen abgesehen, so konservativ wie ihr internes Ordensleben, das seit den Tagen des Gründers Ignatius nahezu unverändert geblieben ist.
Der Jesuit dürfe nicht einmal, so wollte es 1880 die »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche« wissen, sein Haupt »frei bewegen, sondern muß es aufrecht halten mit leiser Beugung nach vorne; die Augen sollen in der Regel den Boden suchen, ohne Hast sich ruhig erheben und während des Redens nur den unteren Teil des anderen fixieren. Die Stirne darf nicht gerunzelt, die Nase nicht gerümpft werden«.
In Wahrheit freilich sollen sich die Jesuiten lediglich um »die Heiterkeit des Antlitzes und die größte Freundlichkeit der Rede« (Ignatius) bemühen. Die Uniformität des Ordens beginnt nicht bei den Jesuiten-Nasen, wohl aber bei der Unterkunft und dem Tageslauf jedes Ordensmitglieds.
Fast alle Jesuiten leben in Ordenshäusern, wo jeder in einem relativ kleinen Zimmer arbeitet und schläft - der Universitäts-Professor wie der schlichteste Beichtvater. Mobiliar zumeist nur: Bett, Schrank, Tisch, Stuhl, Bücherregal, Betschemel; Radios besitzen nur Jesuiten, die es beruflich brauchen. Jeder (ausgenommen Obere, Alte und Kranke) fegt und bohnert selbst.
Und allen Jesuiten gemeinsam Ist auch, daß sie von Einkünften keinen persönlichen Nutzen haben. Sie fließen in die allen gemeinsame Haus-Kasse, die jeweils ein »Pater Ökonom« verwaltet. Auch ein Autor wie Rahner, der zur Zeit 23 Bücher (nebst fünf Schallplatten) allein auf dem deutschen Markt hat**, etliche Lexika herausgibt und als Vortragsredner so begehrt ist wie kaum ein anderer deutscher Universitäts-Professor, wird vom Haus-Ökonomen mit dem Notwendigen versehen. Ein Teil der Haus-Einnahmen wird an die Provinz und nach Rom abgeführt; er dient unter anderem dazu, den General und seinen Stab zu unterhalten.
Gleichförmig ist seit Jahrhunderten auch der SJ-Tagesablauf. Morgens beten die Jesuiten eine Stunde lang (Ignatius hatte noch 15 bis 20 Minuten für ausreichend gehalten), widmen vor dem Mittag- und nach dem Abendessen je eine Viertelstunde der individuellen »Gewissenserforschung« und haben sich nach beiden Mahlzeiten etwa je eine halbe Stunde lang im Kreis ihrer Konfratres zu entspannen.
Das gemeinsame Gebet, das in einigen anderen Orden mehrere Stunden des Tages in Anspruch nimmt, beschränken die Jesuiten auf eine Viertelstunde am Abend.
Einmal jährlich unterziehen sich alle Jesuiten einwöchigen Exerzitien, mehrfach in ihrem Ordensleben gehen sie vier Wochen lang ins Exerzitienhaus***.
Besser als die Oberen in anderen Orden oder gar Bischöfe sind die SJ -Spitzen über das Innenleben ihrer Untergebenen informiert. Jesuitische Besonderheit ist die »Gewissensrechenschaft«, die jedes Ordensmitglied regelmäßig - wie bei einer Beichte - über alle Gedanken, Kräfte, guten Werke, Versuchungen, Schwächen, Fehler, Schwierigkeiten, Neigungen, Wünsche« (Jesuit Becher) vor dem Vorgesetzten ablegen muß. Darüber hinaus ist jeder Jesuit verpflichtet, alle Fehler und Schwächen seiner Konfratres der jeweiligen Obrigkeit zu melden.
Öffentliche Kritik an einem anderen Jesuiten aber wäre ein Verstoß gegen eine ungeschriebene Ordensregel. So hat sich beispielsweise noch kein Jesuiten - Pater vor Nichtjesuiten negativ über Johannes Leppich geäußert, obwohl die meisten deutschen Jesuiten wissen, daß Leppich mehrfach auf Befehl seines Provinzials für längere Perioden verstummen und sich um religiöse und geistige Vertiefung bemühen mußte.
Jesuiten im Außendienst wie Leppich erhalten im allgemeinen einen Marschbefehl, der ihnen Ort und Thema ihrer Auftritte freistellt. Entgegen landläufiger Meinung werden sie dabei nicht überwacht: Den Oberen genügen die Zeitungsberichte zur Kontrolle. Für Einzelvorträge oder Podiumsdiskussionen hingegen muß die Genehmigung des Vorgesetzten eingeholt werden.
Mündlich mag gelegentlich ein Jesuit eine These vortragen, die er ohne jede Kontrolle des Ordens entwickelt - schriftlich kann er es nicht. Kein Jesuit darf auch nur einen Satz in Druck geben, den nicht zuvor ein anderes Ordensmitglied gelesen hat. Und schon für theologische Aufsätze in Zeitschriften muß das Imprimatur - die Druckerlaubnis
- des Ordens eingeholt werden.
Für Büchermanuskripte ist neben dem SJ-Imprimatur eine zweite, die kirchliche Druckerlaubnis notwendig. Bevor darum ersucht wird, müssen die Texte von dafür ausgewählten Jesuiten geprüft und beurteilt werden; bei philosophischen Werken sind es zwei, bei theologischen drei Kontrolleure. Geprüft wird nicht aufgrund einer eigenen Lehrmeinung des Ordens (die es nicht gibt), sondern im Blick auf die überaus zahlreichen römischen Warnschilder, die von den Päpsten und ihrem Heiligen Offizium im Laufe der Jahrhunderte aufgestellt worden sind.
Eine ungeschriebene Jesuiten-Regel ist allen Patres selbstverständlich: Der jeweilige Papst darf nicht Gegenstand irgendwelcher Kritik sein. Schon Ur-Jesuit Ignatius hatte Gefolgsleuten, die sich über den damaligen SJ-feindlichen Papst Paul IV. kritisch äußerten, eine Ausweich-Lösung vorgeschlagen: Sie sollten Paul IV. überhaupt nicht erwähnen und statt dessen seinen Vorgänger Marcellus II. nach Kräften loben.
Die Eingriffe, die Pius XII. in großer Zahl gegen neue Gedanken katholischer Theologen vornahm, sind niemals von Jesuiten auch nur mit einem Wort kritisiert worden - obwohl sie nicht selten Jesuiten galten. Prominentestes Pius-Opfer war der Franzose Henri de Lubac, auf den der Papst in der Enzyklika »Humani generis« 1950 wegen einer falschen Lehre über Gottes Gnade anspielte und der bald darauf von seinem Lehrstuhl verjagt wurde.
Andere SJ-Theologen hatten mit Schwierigkeiten auch noch während des Johannes-Pontifikats zu kämpfen - so der Amerikaner John C. Murray, der längere Zeit Publikationsverbot hatte, der Franzose Jean Daniélou, der ebenfalls zeitweise für die Schublade schrieb, und-Karl-Rahner, der noch 1961 auf Weisung des Heiligen Offiziums seine Manuskripte zur Zensur den- Jesuitengeneral nach Rom schicken mußte.
Zum Durchbruch kamen die Kräfte der Erneuerung erst, als 1962 das Zweite Vatikanische Konzil in Rom begann und sich die Mehrheit der Bischöfe reformfreudig zeigte. Nun durfte der Deutsche Rahner seine Meinung über die kollegiale Mitverantwortung der Bischöfe für die Gesamtkirche in den bis dahin stockkonservativen Konzils-Entwurf schreiben. Und auch die einst gemaßregelten Jesuiten Murray, de Lubac und Daniélou sind heute Konzilstheologen.
Am Beispiel des Entwurfs über die Religionsfreiheit - über den das Konzil demnächst entscheidet - wird deutlich, daß vornehmlich die Jesuiten es sind, die neue, weltnahe Erkenntnisse in der Kirche durchzusetzen versuchen.
US-Jesuit Murray hatte daheim die Trennung von Staat und Kirche so radikal verfochten, daß sogar seine in diesem Punkte sonst liberalen amerikanischen Oberen ihn aus dem Verkehr zogen: Der Jesuit sprach jeder - auch jedem katholischen - Staat das Recht ab, sich mit irgendeiner Religion zu identifizieren oder irgendeine Religion zu unterdrücken. Jedermann - also etwa auch ein Protestant in Spanien, wo nur die katholische Kirche öffentlich auftreten darf - müsse die uneingeschränkte Freiheit haben, seinen Glauben zu bekennen.
Diese Freiheits-These stand im Widerspruch zu einem Leitsatz, den Pius XII. im Jahre 1953 verkündet hatte: »Was nicht der Wahrheit und dem Sittengesetz entspricht, hat objektiv kein Recht auf Dasein, Propaganda und Aktion.« Die Verbreitung anderer Lehren als der katholischen könne von der Kirche allenfalls geduldet - toleriert -, aber niemals positiv bejaht werden.
Dazu der Heidelberger Professor Böckenförde 1965 in der deutschen Jesuiten-Zeitschrift »Stimmen der Zeit": »Betrachtet man die katholische Toleranztheorie in ihrem prinzipiellen Gehalt ... so gleicht sie ziemlich genau der Toleranztheorie, die der moderne Kommunismus entwickelt hat und praktiziert.«
Auf dem Konzil erst erwies sich, daß Murrays Meinung von den meisten katholischen Bischöfen geteilt wird. Der US-Jesuit durfte Teile des Entwurfs eines Freiheits-Dekrets verfassen, den dann der Jesuit und Kardinal Bea der Kirchenversammlung vorlegte.
Eine starke konservative Minderheit von Bischöfen jedoch widersetzte sich: Wenn überhaupt das Recht auf Religionsfreiheit proklamiert werde, dann müsse das Konzil zumindest den militanten Atheismus verdammen; bislang unterschrieben 450 Konzilsväter eine entsprechende Petition. Und wieder wagte sich Jesuit Murray hervor: Würde das Konzil »erklären, der Atheist habe nicht die Freiheit seine Ideologie zu bekennen und sie zur Grundlage einer sozialistisch-materialistischen Gesellschaft zu machen, (so) würde die Antwort lauten: ,Die Freiheit, die ihr uns feierlich absprecht, werden wir euch genauso feierlich, aber viel wirkungsvoller verweigern.'«
Mit solchen Thesen rückt der Amerikaner wieder in gefährliche Nähe der Grenze, die den Jesuiten als antiatheistischem Kampfverband gesetzt ist. Und Jesuit Rahner mußte jüngst erfahren, daß schon wieder Signale auf Rot geschaltet werden - von Papst Paul VI. selbst.
Rahner hatte im März 1965 die Meinung gewagt, jedes katholische Dogma könne »in neuen Formulierungen ausgesagt werden, die vom Geist der neuen Zeit angeboten werden und durch die es in ganz andere Perspektiven tritt, die es dem Menschen einer neuen Zeit geistig assimilierbarer machen«. Und: »Solch ein Wandel innerhalb der Gültigkeit des bleibenden selben Dogmas kann ungeheuer sein.«
Der Papst aber empfand solche Gedanken als ungeheuerlich. Pauls VI. Antwort kam im vergangenen Monat feierlich per Enzyklika: Die »Formulierungen, deren sich die Kirche bedient, um die Dogmen des Glaubens vorzulegen ... sind den Menschen aller Zeiten und aller Orte angepaßt«. Und: »Niemand wage es, sie nach seinem Gutdünken oder unter dem Vorwand einer ,neuen Wissenschaft zu ändern.« Rahners These wurde nur sechs Monate alt.
Der Münchner Professor und alle progressiven Gelehrten des Ordens sind gewarnt. Sie müssen darauf bedacht sein, der von Paul VI. weit vorsichtiger als von Johannes XXIII. geführten Kirche nicht zu weit vorauszueilen.
Die Masse der namenlosen Jesuiten aber muß sich bemühen, mit dem kämpferischen Elan ihres neuen Generals Schritt zu halten.
Seine Unzufriedenheit mit dem Geist der Truppe kleidete Arrupe auf dem SJ-Parlament in rhetorische Fragen:
»Ist es wahr, daß die Gesellschaft (Jesu) ihre Beweglichkeit verloren hat? Hat die Gesellschaft aufgehört, Fortschritte zu machen? Ist es wahr, daß die Gesellschaft gegenwärtig unter einer Krise des Gehorsams mit all ihren Folgen leidet? Ist es wahr, daß ein gewisser Naturalismus, der gegenwärtig die Welt durchdringt, auch unsere eigene Gesellschaft zu zerstören droht*?«
Die Antwort will Arrupe erst im September 1966 geben, wenn das Jesuiten -Parlament wieder zusammentritt. Schon jetzt aber machte er den Ignatianern klar, daß ihr »heiliger Eifer« (Ignatius) künftig auch in Zahlen gemessen wird:
Arrupe-Vorgänger Janssens hatte den Rückgang der Novizen in einigen Ländern noch gleichmütig hingenommen. Janssens: »Der Geist weht, wo er will.« Fortan aber soll der Geist wehen, wie der General es will. Arrupe sieht den Grund für die' Nachwuchslücken vor allem in dem »Mangel an Eifer und Begeisterung« unter älteren Jesuiten, die jungen Männern vielfach ausdrücklich vom Eintritt in den Orden abrieten. Arrupe: »Das sind fürwahr traurige Worte.«
Den Eifer des Spaniers, seinen Orden zu neuem Ruhm zu führen, deutete der Atheisten-Sender Moskau so: »Man sagt, daß er ein zweiter Ignatius von Loyola werden will.«
Arrupe:, »Gott gebe mir diese Gnade.«
* Diesen volkstümlichen Beinamen trägt der Jesuitengeneral wegen seiner Befehlsgewalt über den größten katholischen Orden und wegen seines Habits: Es ist schwarz wie das seiner Jesuiten, während ein zum Papst gewählter Kardinal Rot gegen Weiß wechselt und deshalb »weißer Papst« (spanisch: »Papa blanco«, italienisch »Papa blanco") genannt wird.
** Von (lat.) »bulla« (Kapsel), Bezeichnung für eine Form päpstlicher Erlasse.
** Rahners wichtigste Arbeiten erscheinen in den bislang fünfbändigen »Schriften zur Theologie« (Benziger Verlag, Einsiedeln, Zürich, Köln; je 400 bis 576 Seiten, 19,80 bis 24,80 Mark): der Herder-Verlag (Freiburg) verbreitete Rahner-Taschenbücher in mehr als 175 000 Exemplaren.
*** Die Exerzitien sind geistliche Übungen, bei denen der Teilnehmer unter Anleitung eines Exerzitienmeisters über die eigene Sündhaftigkeit, über den Leidensweg und die Auferstehung Christi meditiert. Ziel ist die Entscheidung zur unbedingten »Nachfolge Christi« (Ignatius), die sich in konkreten Entschlüssen spiegeln soll.
* Als Naturalismus wird in der katholischen Theologie die Vernachlässigung des Religiösen und eine zu einseitige Anpassung an das rein Weltliche verstanden.
Jesuitengeneral Ignatius, Paul III. (1540)
Heiliger Eifer
Jesuitengeneral Arrupe, Paul VI. (1965) Blinder Gehorsam Jesuiten-Kardinal Bea
Freiheit für alle Religionen
Jesuiten- Gelehrter Teilhard de Chardin
Versöhnung mit den Naturwissenschaften
Jesuiten-Theologe Rahner
Mut zum Unerprobten
Chanson-Jesuit Duval: Mit Gitarre und Sirene ...
... im Kampf gegen den Unglauben: Taxi-Jesuit Aquin
Jesuitenschüler Guttenberg, Voltaire, Paul VI.: »Wir wissen die Antwort ...
... wir haben die Lösung": Jesuitenschüler Molière, Barzel, Nkrumah
Päpstliche Universität Gregoriana: Jeder dritte Jesuit ...
... steht am Katheder: Jesuiten-Gymnasium in Bad Godesberg
Jesuiten-Schule in Syrien. Für Heiden Tabak und Seife
Jesuit Alvares
Für Christen Regenschirm und Rhabarber
Jesuiten-Karikatur (1872)
»Aalglatt, arglistig, spitzfindig«
Jesuiten-Darstellung* (17. Jahrhundert) »Arm, keusch, gehorsam«
Clemens XIV.
Jeanne de Pompadour
Goebbels
Katholische SJ-Gegner: »Das Gift der jesuitischen Moral ...
Friedrich II.
Katharina II.
Haile Selassie
... wirkt langsam, aber sicher": Nichtkatholische SJ-Förderer
Jesuit Leppich*
Der Lautsprecher Gottes ...
... verstummte auf Befehl: Leppich, Zuhörer in der Großen Freiheit (Hamburg-St. Pauli)
Jesuiten-Priesterweihe auf Formosa: »Der Geist weht, wo er will«
* Die Jesuiten de Brébeuf und Lalemant
am Marterpfahl der Irokesen.
* SPIEGEL-Titel 3/1954.