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CHINA Krisenplan gegen Giftwellen

aus DER SPIEGEL 3/2006

Nach mehreren schweren Chemieunfällen binnen weniger Wochen will die Pekinger Zentralregierung künftig schneller und effektiver auf Umwelt- und Naturkatastrophen reagieren können als bisher. Ein neuer Notfallplan fordert von den Provinzen, die Hauptstadtbehörden bis spätestens vier Stunden nach einem Unfall zu informieren. Ein zentraler Krisenstab soll künftig die Hilfsmaßnahmen koordinieren. Fabrikmanagern und Beamten, die Störfälle verheimlichen, drohen harte Strafen. Zudem plant die Führung, die Bürger über ein einheitliches Alarmsystem rascher und besser zu unterrichten.

Nachdem Mitte November in Jilin im Nordosten des Landes eine Chemiefabrik explodiert war, hatte ein giftiger Benzol-Teppich den Fluss Songhua verseucht. Die Giftwelle schwappte bis in den fernen Osten Russlands. Cadmium aus einer Schmelzhütte nahe der Großstädte Kanton und Foshan ergoss sich in den Fluss Beijiang. Zuletzt gelangten in der Provinz Hunan große Mengen des krebserregenden Metalls in den Xiang Jiang, und in Henan strömte tonnenweise Dieselöl aus der geborstenen Pipeline eines Kraftwerks in einen Nebenarm des Gelben Flusses. Wieder musste die Trinkwasserversorgung mehrerer Großstädte unterbrochen werden. Das Krisenmanagement funktionierte immer ähnlich: Betroffene Bürger wurden zumeist zu spät informiert, Journalisten

durften nicht berichten. Ob die neuen Maßnahmen künftig besser greifen, ist allerdings fraglich. Ähnliche Krisenpläne existierten bislang schon auf Provinzebene, wurden aber nie wirklich ernst genommen. Cadmiumverseuchungen des Wassers, so klagten zum Beispiel Politiker in Hunan, seien durchaus nichts Ungewöhnliches.

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