Kürze mit Würze
Mit der neuen SPIEGEL-Titelschlagzeile ("Kohl kaputt") ist zweifellos ein neuer Meilenstein in der Fortentwicklung deutscher Journalistensprache gesetzt. Nachdem sich der Hamburger Nachrichtenslang inzwischen bis in die Lokaispalten der Provinz-Gazetten ausgebreitet hat, kann es nicht lange dauern, bis auch im Hinterland frischer Wind den alten Überschriften-Mief hinwegfegt. Begeistert werden landauf, landab die über schmalen Spalten und breiten Lettern brütenden Redakteure die neue Headline-Diktion aufgreifen; eine einprägsame, einfache Grammatik, die bislang der teutonischen Konversation mit Kindern und Ausländern vorbehalten schien, wird nun auch den Schlagzeilen bundesdeutscher Neuigkeiten-Blätter Kürze, wiewohl Würze bescheren. Zu welch ungeahnten Höhen vermag sich der neue (alte?) Code im journalistischen Alltagsgrau emporzuschwingen:
Kohl kaputt!
Strauß Ätsch!
Schmidt Gut gut!
Genscher Auch haben!
Jusos Bosse böse!
Wehner Grummelgrummel!
Honecker Pfui!
Carter China lieb!
Hua Caltel plima!
Wiesbaden ERNST DUPRÈ Redakteur