UNTERHALTUNG Lärm im Leopard
Der Ur-Ur-Großvater beriet US-Präsident Abraham Lincoln. Der Vater diente John F. Kennedy. Der Sohn dient dem Amüsement: Borden Stevenson, 34, Sprößling des verstorbenen amerikanischen Uno-Botschafters Adlai Stevenson, will den jungen Leuten »genau das geben, was sie wollen - Musik mit allen Raffinessen«.
Im Mai eröffnete Stevenson gemeinsam mit dem Franzosen Olivier Coquelin am New Yorker Broadway den Super-Nachtclub »Cheetah« (Jagdleopard). Investitionen: 480 000 Mark. Im vergangenen Monat feierten die Club-Chefs die zweite »Cheetah«-Premiere in Chicago; im Dezember wollen sie mit ihrem dritten »Jagdleoparden« in Los Angeles einfallen.
Stevenson: »Wenn 'Cheetah' auch in Chicago einschlägt, können wir es in jeder anderen Stadt unseres Landes wagen.« Alle drei Monate wollen die Barbesitzer dann in US-Großstädten einen »Cheetah« etablieren und später den Sprung ins Ausland wagen.
Die »Cheetahs« sind eine Mischung aus Tanzhalle und Vergnügungspark. Für zehn, am Wochenende 16 Mark, können sich die Gäste auf einer riesigen und gleichwohl ständig überfüllten Tanzfläche bei den Beat-Klängen von mehreren - ununterbrochen spielenden - Kapellen austoben.
Tanzwütige, die wegen des Band-Lärms zumeist auf eine Unterhaltung mit ihren Partnern verzichten müssen, können ersatzweise den an eine Saalwand projizierten Film tanzend verfolgen.
Beatmüde Gäste können sich an Getränkeständen erfrischen, sich in der hauseigenen Bibliothek weiterbilden oder im Farbfernsehsaal die neuesten Krimis verfolgen. Modebewußte »Cheetah«-Fans haben Gelegenheit, sich in der Haus-Boutique neu einzukleiden: viele Kunden lassen ihre Straßenkleider zum Wegwerfen im Modelädchen zurück.
5600 Gäste drängten sich am Premierenabend im Chicagoer »Jagdleoparden«, rund 2000 Gäste füllten seit der Eröffnung Abend für Abend den Club. Das New Yorker Kingsize-Unternehmen ist ebenfalls ständig voll besetzt. Vor der Visite des 2Cheetahs«, so empfiehlt die US-Illustrierte »Life«, »sollte man sich die Ohren verstopfen, eine dunkle Brille aufsetzen und sich mit Schienbeinschützern ausrüsten. Andernfalls drohen dort Erblindung, Gehörlosigkeit oder Verletzung«.
Der Erfolg der »Cheetahs« inspirierte bereits Nachtclub -Besitzer in mehreren US - Städten, ihre Etablissements umzubauen, um auf der Kingsize-Welle mitzuschwimmen. In Chicago öffnete »Le Bison« die Pforten, in Los Angeles »The Trip«.
Ein Beat - Lokal -Besitzer in Garden City (Bundesstaat New York) baute eine Flugzeughalle in einen Riesen-Club um, der 2500 Gäste faßt. Er heißt »The World« - Die Welt.
Cheetah-Tanzsaal in New York: Kino beim Tanz