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Mit Quereinsteigern und Senioren gegen die Bildungsmisere Lehrer dringend gesucht

Verzweifelt versuchen die Länder, den Unterrichtsausfall zu bekämpfen. Auch Bewerber ohne pädagogisches Studium sind willkommen.
aus DER SPIEGEL 5/2020
Roboter, Kind auf Bildungsmesse in Köln 2019: Zwei Drittel der Neulinge haben kein Lehramtsstudium abgeschlossen

Roboter, Kind auf Bildungsmesse in Köln 2019: Zwei Drittel der Neulinge haben kein Lehramtsstudium abgeschlossen

Foto: FUTURE IMAGE / ACTION PRESS

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Sigrid Puschner ist stolz auf ihre Schule: ein junges Kollegium in einem neuen Schulhaus, 65 Lehrerinnen und Lehrer für 630 Schülerinnen und Schüler, ringsherum die boomende Gemeinde Gersthofen im Speckgürtel von Augsburg.

Die Sorgen der Rektorin wachsen jedoch, wenn das Schuljahr fortschreitet. Dann kommen der Anne-Pröll-Mittelschule die Fachkräfte abhanden. Allein zehn Prozent des Kollegiums werden innerhalb eines Schuljahres schwanger oder befinden sich in Elternzeit, schätzt die Schulleiterin. Bei anderen laufen befristete Verträge aus, oder sie wechseln den Einsatzort. "Jedes Mal muss ich fürchten, dass ich niemanden mehr bekomme."

Dabei reiche der Bestand so gerade aus, um den Unterricht zu gewährleisten. Die Leiterin zählt auf, womit sich die Schule noch beschäftigen müsse: Alltagskompetenzen, Umwelt, Ernährung, Sucht- und Gewaltprävention, Berufsorientierung, Integration, Inklusion. "Wir wollen lebenstüchtige Menschen in die Welt hinauslassen", sagt Puschner. Das werde immer schwerer. Früher konnte sie dazu etwa auf zwei zusätzliche Förderlehrer bauen, die seien jetzt weg. Ihre Diagnose: "Der Lehrermangel ist längst da."

Pädagogen sind knapp, auch in Bayern. Hier dürften bald Hunderte Stellen an Grund-, Mittel- und Förderschulen unbesetzt bleiben. In anderen Bundesländern herrscht noch größere Not, besonders an Grundschulen. Die Bertelsmann-Stiftung prognostiziert, dass im Jahr 2025 mehr als 26.300 Grundschullehrer fehlen werden.

Eine kleine Auswahl aus Meldungen in Lokalzeitungen: Eine Grundschule in Thüringen öffnet nur noch an vier Tagen in der Woche. Grundschüler im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt sollen stundenweise von Siebtklässlern aus einem benachbarten Gymnasium unterrichtet werden. Eine Grundschule in Mölln, Schleswig-Holstein, löste gleich mehrere Klassenverbände auf und verteilte die Kinder auf die Parallelklassen. An einer anderen Schule in der Stadt sprang der Hausmeister als Ersatzlehrer ein.

Dabei stellten die Länder 2018 so viele Lehrer ein wie selten zuvor, rund 36.000 Frauen und Männer. Doch das waren nicht genug. Die Kultusministerkonferenz hatte in einer Prognose errechnet, dass es knapp 6000 mehr hätten sein müssen. Einzig das Saarland gibt an, alle offenen Stellen besetzt zu haben. Schleswig-Holstein meldet lediglich 130 vakante Planstellen, das entspricht rund einem Prozent. In anderen Ländern ist die Lage deutlich schlechter. Besonders betroffen sind ländliche Gebiete in Ostdeutschland. Aber auch in den urbanen Regionen von Nordrhein-Westfalen und Berlin ist der Mangel deutlich spürbar.

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