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PERSONALIEN Leonid Breschnew, Ernst-August Roloff, Veit Relin, Gerda Fasser, Theresie Schrafl, Hans Apel, Nguyen Ngoc Laan

aus DER SPIEGEL 17/1976

Leonid Breschnew, 69, sowjetischer Parteichef und Besitzer westlicher Nobelwagen (unter anderem Rolls-Royce, Mercedes, Citroen-Maserati), ließ jetzt auch sein offizielles Dienstgefährt westlichem Styling anpassen. Er schickte den sowjetischen SIL-114 und fünf weitere Kreml-Wagen zur »kosmetischen Behandlung« (so Londons »Daily Mirror") nach Großbritannien Dort verlieh der englische Auto-Designer Roy Haynes in Breschnews Auftrag den altmodisch wirkenden sowjetischen Fahrzeugen durch neues Interieur wenigstens innen westliche Eleganz.

Ernst-August Roloff, 49, Professor für politische Wissenschaften an der Universität Göttingen, hat seinen Lehrstuhl umgetauft: Nachdem Roloff vom niedersächsischen Landtagspräsidenten Heinz Müller (CDU) als »Professor für politische Machenschaften« tituliert worden war und gegen diese Äußerung keine Einstweilige Verfügung erwirken konnte, übernahm er die umstrittene Bezeichnung jetzt demonstrativ selber. Damit -- so Roloff -- wolle er zeigen. daß es die Aufgabe des Politikwissenschaftlers sei, sich auch mit politischen Machenschaften zu beschäftigen. Landtagspräsident Müller hatte mit dieser Titulierung polemische Kritik daran geübt, daß Roloff Mitte Februar den Braunschweiger FDP-Landtagsabgeordneten Ernst als einen der drei sozialliberalen Abweichler bei der Ministerpräsidentenwahl in Hannover bezeichnet hatte. Den Fall Roloff/Müller/ Ernst behandelte der Politik-Professor auch in seiner Eröffnungsvorlesung zum Sommersemester. Thema: »Psychologie der Politik -- Politische Kultur Veit Relin, 49, österreichischer Schauspieler, Regisseur, Maler, Maria-Schell-Ehemann und seit kurzem Pächter des Torturm-Theaters in Sommerhausen bei Würzburg, bereitet mit großem Aufwand eine Welt-Uraufführung im »kleinsten Theater Deutschlands« vor. Für den Start von Fred Viebahns Lesbenstück »Blutschwestern« plant der Torturm-Chef (Photo: bei den Proben mit Gerda Fasser, 32 (M.), und Theresie Schrafl, 28), gleich fünf »Premieren«. Für die Uraufführung am 4. Mai sind die 50 Theaterplätze Studenten vorbehalten. Der zweite Abend ist Frauenklubs und Homophilen, der dritte Arbeitern und der vierte der Presse gewidmet. Theater im Theater inszeniert Relin für die fünfte Aufführung. Die Gäste, Relin rechnet mit vierzig, müssen im Rolls-Royce vorfahren, schreiten über einen Blumenteppich und durch ein Spalier Würzburger Bereitschaftspolizisten in alter Tracht in den Torturm. Als Sitzgelegenheiten dienen Seidenkissen. Wer nicht in Frack oder Abendkleid erscheinen mag, darf sich arabisch gewanden, und auch ein Leih-Rolls ist erlaubt. Hans Apel, 44, Bonner Finanzminister, möchte von »Rössern nichts mehr sehen und hören« (Apel). Seit der Hamburger seinen Spruch »Ich dacht', mich tritt ein Pferd« losgelassen hat, wurde er mit rund vierzig Hufeisen bedacht. Zunächst hängte der Minister die Glücksbringer in seinem Hamburger Reihenhaus auf, vornehmlich in den Zimmern seiner Töchter, inzwischen reicht er die Präsente schon an die Verwandten weiter.

Nguyen Ngoc Laan, 46, ehemaliger Polizeichef von Südvietnam, hat mit Hilfe eines amerikanischen Freundes in einem Washingtoner Vorort ein Restaurant gepachtet (Photo l.) und klagt über das »schwere Leben in den USA«. Der Ex-General, der 1968 während der nordvietnamesischen Tet-Offensive in Saigon auf offener Straße einen gerade gefangenen Vietcong erschoß (r.), stöhnt über ungewohnte Hand-Arbeit: »Von morgens um neun bis abends um zehn stehen meine Frau und ich hinter dem Tresen oder in der Küche« »Spezialität: Pork Chop Suey und Wantan-Nudeln), aber der Aufwand lohne sich nicht: »Ich besitze nichts und habe nur eine Hose -- die ist auch noch kaputt«. Des Ex-Generals neue Existenz in Rolling Valley sei »nicht gerade zum Reichwerden«. Der »Schlachter von Saigon« ("Daily Express") erinnert sich an anderes: in Vietnam. da war ich wer. da hatte ich was zu sagen und eine herrliche Dienstvilla.« Jetzt will Rosen-Liebhaber Loan ("Kann einer, der Rosen liebt, ein grausamer Mensch sein?") dafür sorgen, daß seine fünf Kinder anständige Amerikaner werden.

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