PERSONALIEN Leonid Breschnew, Lillian Carter, Elizabeth II., Raimunda de Castro, Otto von Habsburg, Henry Kissinger, Klaus Seitz, Thomas ("Tip") O'Neill, Rudolf Werner
Leonid Breschnew, 72, gesundheitlich schwer angeschlagener Staats- und Parteichef der Sowjet-Union, läßt sich -- so das US-Magazin »Newsweek« -- seit kurzem von einer Frau medizinisch betreuen. Während sonst hauptsächlich Spezialisten über das Wohl des Kreml-Chefs wachen, ist Breschnews neue Leibärztin Allgemeinmedizinerin. Das Vertrauen des KPdSU-Chefs gewann sie durch die rasche und erfolgreiche Behandlung von Halsschmerzen, die Breschnew bei einem seiner Urlaubsaufenthalte auf der Krim plagten. Seitdem verstärkt die Heilkünstlerin aus der Provinz den Moskauer Mediziner-Stab des Kreml-Chefs.
Lillian Carter, 80, Mutter des US-Präsidenten Jimmy Carter, hilft ihrem Sohn im politischen Tagesgeschäft. Um Mittel für die Wiederwahl-Kampagne ihres Ältesten aufzutreiben, ließ die greise Südstaatlerin 6000 Briefe an jene Freunde der Demokraten versenden, die die Ziele der Partei schon früher einmal mit Geld unterstützt hatten. Mütterlich besorgt, bat die alte Dame, mit ihrem Spendenaufruf vorliebzunehmen: »Ich möchte, daß Jimmy die zeitraubende Aufgabe erspart bleibt, sich wie 1976 persönlich um die Finanzierung der Wahlkampagne kümmern zu müssen.«
Elizabeth II., 53, im allgemeinen dezent-damenhaft gekleidete Königin von Großbritannien, präsentiert sich ihren Untertanen im Blaumann. Anläßlich eines Treffens ehemaliger Mitglieder der Vereinigung der Frauen in der Königlichen Armee, das die Queen am vorletzten Wochenende in der englischen Garnisonstadt Guildford besuchte, gab das britische Kriegsmuseum mit Erlaubnis der Königin ein Bild frei, das 1945 aufgenommen wurde. Es zeigt die damalige Kronprinzessin im Monteuroverall (Photo, l.). Elizabeth ließ sich im Krieg als Mechanikerin ausbilden.
Raimunda de Castro, 31, brasilianische Freundin des britischen Postzugräubers Ronald Biggs, der vor sechzehn Jahren gemeinsam mit seinen Kumpanen die britische Post um mehr als zweieinhalb Millionen Pfund erleichterte, verdient jetzt ebenfalls ihr Geld im Commonwealth-Bereich. Im australischen Melbourne tritt die Brasilianerin in einer Striptease-Show auf (Photo), um so das Startkapital für eine neue Biggs-Unternehmung zu schaffen. Der inzwischen mittellose Brite will in Rio ein Restaurant eröffnen.
Otto von Habsburg, 66, Sohn des letzten Kaisers von Österreich, erhält von Rudolf-August Oetker jährlich Zuwendungen von über 50 000 Mark. Der Bielefelder Industrielle erfüllt damit einen Anspruch, den sich die Habsburger 1816 verbriefen ließen. Damals erhielt Fürst Metternich vom österreichischen Kaiser aus der Beute der Befreiungskriege die Rheingauer Weindomäne Schloß Johannisberg -- mit der Auflage, fortan jährlich »einen Weinzehnt« an die Habsburger abzuliefern. Als die Metternichs nun kürzlich Schloß und Lage an den Oetker-Konzern veräußerten, ging die Deputats-Pflicht an die Bielefelder über. Und die wollten zeitgemäßer zahlen. Ein ausgedienter Domänenrat: »Es war ein hartes Stück Arbeit, dem Otto das Geld aufzuschwatzen. Nach alter Vätersitte wollte er jede zehnte Flasche Wein selbst aus dem Keller holen.«
Henry Kissinger, 56, ehemaliger US-Außenminister, hält einem alten Freund die Treue. Der Polit-Professor, der 1938 aus Nazi-Deutschland in die USA emigrierte, sucht in der Gegend der texanischen Stadt Houston ein Grundstück für den heimatlosen Persien-Schah, Resa Pahlewi. Kissinger drängt die Carter-Regierung, dem abgehalfterten Iran-Herrscher Asyl zu gewähren, denn der sei schließlich »37 Jahre lang unser engster Verbündeter« gewesen.
Klaus Seitz, 18, Sohn des bayrischen CSU-Landtagsabgeordneten Erwin Seitz, wurde nach einem bewaffneten Überfall auf die Raiffeisenkasse in Untrasried (Allgäu), den er Anfang Mai zusammen mit einem gleichaltrigen Komplicen begangen hatte, nach kurzer Untersuchungshaft vom zuständigen Richter aus der Haft entlassen, weil »auch die zu erwartende mögliche hohe Strafe keine Flucht erwarten« lasse und weil er in »geordneten familiären Verhältnissen mit Bindung an Vater und Geschwister« lebe. Sein Mittäter indessen, der nach Ansicht des Richters aus »desolaten Familienverhältnissen ohne festen Wohnsitz« stamme, muß in Untersuchungshaft im Gefängnis Landsberg bleiben.
Thomas ("Tip") O"Neill, 66, Vorsitzender des amerikanischen Repräsentantenhauses, hadert mit der Publicity-Sucht der Volksvertreter. Seit im März dieses Jahres damit begonnen wurde, die Sitzungen des Hauses für das Fernsehen aufzuzeichnen, schleppen sich die Debatten nahezu endlos dahin. Grund: Fast alle Abgeordneten wollen die Chance nutzen, per TV ihren Wählern Arbeitseinsatz zu demonstrieren. Besonders reklamebewußte Redner ordern sogar Mitschnitte ihrer Auftritte, die sie dann den regionalen TV-Stationen ihrer Wahlbezirke zur Verfügung stellen. O"Neill entnervt: »Ich glaube, ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht, als ich die Fernseh-Teams ins Haus ließ.«
Rudolf Werner, 59, Unternehmer in Hannover, bewirbt sich auf ungewöhnliche Weise für das Europäische Parlament. In die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« ließ der CDU-Kandidat für knapp 10 000 Mark eine halbseitige Annonce heben, in der er sich »keine Illusionen über die Rücksichtslosigkeit der Egoismen« anderer Nationen macht. Europa müsse dem »einen gesunden eigenen Egoismus« entgegensetzen. Seine persönliche Sympathie für Europa bekundete Christdemokrat Werner, von 1959 bis 1965 und von 1969 bis 1972 CDU-Bundestagsabgeordneter, ohne Umschweife: Er fühle sich mit »Europäern mehr verbunden als -- bei allem Respekt -- mit afrikanischen Kaffern, arabischen Beduinen, indischen Gurus oder chinesischen Kommunisten«. Für Werner, der für sich »keinerlei Aussicht, ins Parlament zu kommen« sieht, ist solches nicht abwertend gemeint, sondern »ein bißchen provozierend gedacht«. Denn: »Ich habe noch nie einen Wahlkampf gemacht, der langweilig war.« Für den Bundestagswahlkampf 1972 beispielsweise ließ sich Werner von dem Düsseldorfer Lichtbild-Exzentriker Charles Wilp in London mit neun nackten Kindern photographieren und verwendete die Vorlage für ein Wahlkampf-Plakat. Die CDU setzte ihn daraufhin auf den -- »nach menschlichem Ermessen« aussichtslosen -- Platz 23 der Landesliste. Man empfand Werners Wahlwerbung als »unsittlich und parteischädigend«. Der Kandidat blieb auf der Strecke.