Lernt Boxen
(Nr. 31/1971, Bundesliga-Skandal)
Arbeitet nicht, spielt Fußball in einer Bundesligamannschaft, fährt großen Pkw und kauft sich ein Haus. Wer ist das? Falsch, es ist kein Profi, sondern ein DFB-Olympia-Amateur. Auch dies dürfte dem DFB nicht offiziell bekannt sein, da niemand etwas Schriftliches vorgelegt hat.
Lamme (Nieders.) RICHARD HARTWIG
Hauptschuldiger ist allein der DFB, nicht im Hinblick auf die Prozeßführung, über die ich mir kein Urteil erlauben will. Schuldig ist er allein deshalb, weil der Führungsstil, die Personalpolitik und vor allen Dingen die Satzungen nicht zeitgemäß sind. Der DFB duldet seit Jahren Verstöße gegen die Statuten. zum Beispiel überhöhte Handgelder bei Lizenz- und Vertragsspielern. Bei Vertragsspielern sind sie sogar grundsätzlich verboten. Dazu maßlose Ablösesummen und Gehälter, die weit über den zulässigen Grenzen und Leistungen liegen. Es gibt sogar zwei Steuerkarten mit Zuwendungen von zweiter Seite (Aussage Manglitz).
Der DFB kennt weitere Beispiele selbst zur Genüge, unternimmt aber nichts. in zweiter Linie trifft die Schuld in den meisten Fällen die Vereinsvorstände.
Auch steht fest, daß sehr oft auf den Hauptversammlungen Bilanzen vorgetragen werden, die die meist vorhandenen echten und hohen Schulden verschweigen (zum Beispiel schwarze Kassen, Darlehen, Bürgschaften und anderes). Auch sind in den meisten Vereinen die Satzungen veraltet, und man überläßt unter anderem Grundsatzentscheidungen sogenannten Ältesten- oder Ehrenräten, die wiederum fast ausschließlich von 60- bis 80jährigen Rentnern und Pensionären besetzt sind. Diese ehrwürdigen älteren Herren sprechen dann in Trainer-, Spieler- und Streitfragen mit.
Es ist auch erstaunlich und erwiesen. daß die Wahlversammlungen meist von höchstens zehn Prozent der Mitglieder besucht werden. Ein jeder Besucher derartiger Veranstaltungen weiß, daß leider nur zu oft bei Stimmabgaben die Nichteingeweihten, Fanatiker und Kritik losen den Ausgang derartiger Wahlen bestimmen. Auch hier ist also das meiste von Grund auf reformbedürftig.
Zuletzt sehe ich die Spieler als die Schuldigen an, denn ihnen wird es zu leichtgemacht, an das große und kleine Geld zu kommen. Sobald ein Vorstand für Ausgaben und Schulden haftbar gemacht werden könnte, würde sich die Ausgabenfreudigkeit und Verschuldung sofort rückläufig bewegen. Doch heute kann jeder Vereinsvorstand seinen Posten aufgeben und hat dann am folgenden Tage nichts mehr mit seinem finanziellen Scherbengericht zu tun. Grundsätzlich halte ich folglich die Urteile für richtig, aber zu einseitig im Hinblick auf die Spieler.
Wuppertal F. W. BLASSE
Den lebenslänglich verurteilten Fußballern dringende Empfehlung: »Lernt Boxen!« Denn Boxer werden lebenslänglich gesperrt (siehe Peter Müller und andere mehr), boxen dann aber nach kurzer Zeit munter weiter. »Gut box.«
Berlin RUDOLF POGODA