Zur Ausgabe
Artikel 73 / 81

Briefe

Löcher im Käse
aus DER SPIEGEL 47/1985

Löcher im Käse

(Nr. 44/1985, SPIEGEL-Titel: Fernseh-Hit Schwarzwaldklinik) *

Endlich einmal eine Fernsehserie ohne Fäkalienausdrücke, ohne endlose Bettszenen und unverständliche, im Dunkeln spielende Handlungen.

Heidelberg FELICITAS MOERS

Für »Traumschiffer« Rademann hier ein garantiert idiotensicheres Erfolgsrezept: Boris Becker wird für eine Folge engagiert; Professor Brinkmann nimmt ihm die Mandeln raus; Nena und Desiree Nosbusch pflegen ihn gesund, und der Tölzer Knabenchor (verstärkt durch Kulenkampff, Professor Grzimek und Heidi Kabel) unter der Leitung von Herbert von Karajan singt dazu »Ganz in Weiß« und »Heidschi Bumbeidschi bum bum«. Und wenn Dr. Udo versucht, Nena oder Desiree zu betatschen, haut Boris ihm mit seiner gewaltigen Vorhand eine rein, daß nur die sofortige Hinzuziehung eines Kieferspezialisten Dr. Udos weitere Mitwirkung in der Serie ermöglicht.

Hamburg EGON GLOMBIG

Lassen Sie uns doch ein Stück »heile Welt«. In Ihrem Blatt finden wir das sowieso nicht!

Schladt (Rhld.-Pf.) ROSEMARIE HECKES

Was haben Sie gegen »Kinderstunde für Erwachsene«? Seifen-Opern wie »Schwarzwaldklinik« sind die Löcher im Käse, den uns sonst das Fernsehen zu bieten hat.

Engstingen (Bad.-Württ.) RUTH MOZER

Warum nicht »Traumschiff« und »Schwarzwaldklinik«? Das ist doch der deutsche »Way of life« und nicht Dallas, Denver, Dornenvögel und die ewigen Western, die sich alle gleichen wie ein Ei dem anderen. Ganz zu schweigen von den brutalen Krimis, die zum Nachahmen direkt herausfordern.

Königstein-Falkenstein (Hessen) TRAUDEL MÜLLER

Hackethal hat (ausnahmsweise) recht: Diese Sendung ist gefährlich.

Wurmberg (Bad.-Württ.) HARALD HIELSCHER Prakt. Arzt

Hoffentlich lesen den Beitrag auch einige der 24,6 Millionen Fernsehzuschauer und sehen die »Schwarzwaldklinik« danach durch eine andere Brille - oder besser gar nicht mehr!

Sulingen ILSE-MARIE STRUCKMANN (Nieders.) Unterrichtsschwester

Ich habe nach dem Durchlesen Ihres Artikels gemerkt, daß ich im falschen Krankenhaus arbeite! Deshalb möchte ich mich sofort in der »Schwarzwaldklinik« bewerben. Können Sie mir mit einer Adresse weiterhelfen?

Speyer NORBERT STEINER Fachkrankenpfleger

Triviales ist angesagt! Auch hier die Wende? Armes Deutschland!

Bebra (Hessen) ANDREAS NÖLKE

Diese Rechtsregierung und mit ihr die träumerischen Grünen haben die »Schwarzwaldklinik« erst möglich gemacht.

Hamburg SIEGFRIED KÖNIGSFELD

Katastrophe! Traumschiff im Schwarzwald gestrandet - weder Seeamt noch Bergwacht greifen ein - Krankenhaus am Rande der Stadt nicht erreichbar - Rettung wegen der Schaulustigen nicht möglich.

Northeim (Nieders.) JÜRGEN WINKELMANN

Aber Sie müssen doch zugeben, daß diese deutsche Seifen-Oper in Baden-Württemberg richtig angesiedelt ist.

Altensteig (Bad.-Württ.) HORST GEBAUER

Warum, zum Teufel, läßt man Dr. Udo nicht einfach schwul werden und stellt so einen aktuellen Bezug zur HTLV-3-Frage her?

Bebra-Weiterrode (Hessen) MICHAEL FRANK

Mit elitärer Attitüde denunzieren Sie, den Schaum geifernder Verachtung vorm Mund, die große Volksmehrheit als schwachsinnig, intellektuell unfaß- und politisch untragbar, weil es - Ihrer soziologischen Diagnose zufolge - von der Unterhaltung übers Volkstümliche zum Völkischen der Nazizeit nur ein kleiner Schritt ist. Da fährt einem ja der Schreck durch die Glieder! Das haben wir »Schwarzwaldklinik«-Hersteller ja gar nicht bedacht! Wäre vielleicht zur geistigen und kulturellen Erneuerung der Nation eine ausrangierte Klosettschüssel von Beuys, mitten im Wohnzimmer placiert, ratsam? Oder eine besonders hübsch mißlungene Prosaseite des Goetheforschers Raddatz zum Frühstücksei?? Nein, damit ist es natürlich nicht getan. Was da fehlt, ist eine Art Reichsschrifttumskammer mit angeschlossenem Volksgerichtshof. Da Bücherverbrennungen ja leider schon negativ besetzt sind, schlage ich vor: fünf Jahre (inklusive Freigängen zu Zadeks Theaterinszenierungen) für Konsalik-Leser, neun Monate auf Bewährung für Simmel-Konsumenten (mit der Auflage, die bildungspolitischen Schriften des SPD-Gesinnungsobermeisters Glotz auswendig zu lernen), und, bei extremer Unbelehrbarkeit, dem wiederholten Betrachten der Lichtenfeldschen Schwarzwaldklinik zum Beispiel, Einweisung in eine psychiatrische Landesanstalt, wo der Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses Kurt Vorgelsang als Anstaltsleiter den Entmündigten kundtut, wann sie was, wenn überhaupt, zu sehen und zu lesen haben. Himmel noch mal, das wäre doch gelacht, wenn dieses dußlige Volk bildungspolitisch nicht auf Vordermann gebracht werden könnte.

Hamburg HERBERT LICHTENFELD Drehbuchautor

Einer Andeutung in Ihrem Beitrag muß ich entgegentreten: Durch die »Schwarzwaldklinik« werden anspruchsvolle kulturelle Sendungen weder ganz aus dem Programm noch an den Rand des Programms gedrängt. Die »Schwarzwaldklinik«, die Sie fast zärtlich eine »Romanze in Mull« nennen, verändert nichts an der

seit Jahren konstanten Programm-Mischung.

Mainz ALOIS SCHARDT Programmdirektor ZDF

Wir empfinden es als traurig, daß Angehörige des Krankenpflegeberufes, die sich wie kein anderer Berufsstand mit den gesellschaftlichen Tabus wie Schmerzen, Krankheit und Tod befassen, so unterqualifiziert dargestellt werden. So ist die Schwarzwaldklinik nicht nur für Weiterbildungsinstitute und Berufsverbände, die sich um den Abbau solch vorherrschender Klischees bemühen, ein berufspolitischer Tiefschlag, sondern auch für alle anderen Kollegen. Das ZDF schafft es, uns in 26 mal 45 Minuten in der bisher geleisteten Öffentlichkeitsarbeit um Jahre zurückzuwerfen.

Alsbach-Hähnlein (Hessen) JÜRGEN MÜLLER, ALEXANDER NOLTE Krankenpfleger und 51 Kollegen des Fortbildungszentrums für Berufe im Gesundheitswesen

Mein Handlungsvorschlag für eine neue Folge: Boris Becker überredet Bernd Schuster während einer gemeinsamen Meniskusoperation zur Rückkehr in die Nationalmannschaft.

Frankfurt/Main STEFAN GRÜTTKE Mitarbeiter bei Radio Petticoat

BRIEFE

Schnell erloschen

(Nr. 46/1985, Register) *

Der SPIEGEL schreibt, ich sei Mitglied der KPD gewesen. Wenn ich dies auch für nicht besonders wichtig erachte, möchte ich doch richtigstellen, daß ich in den Jahren 1946/47 als junger Mann zwar Sympathien für Teile der kommunistischen Theorie hatte, Mitglied der KPD war ich aber nie. Die ursprünglichen Sympathien erloschen sehr schnell, nachdem uns Jungen sehr bald die reale Praxis des Kommunismus in den Ostblockländern mehr und mehr bekannt wurde.

Essen ERICH SCHUMANN Geschäftsführer der Zeitungsgruppe WAZ

BRIEFE

»Kleine, harmlose« Vorurteile

(Nr. 45/1985, Fassbinder: Die verhinderte Uraufführung des Frankfurt-Stücks und Nr. 46/1985 SPIEGEL-Gepräch über Juden in Frankfurt und den Fassbinder-Streit) *

Es war doch die Zerstörung des freien Geistes, die Auschwitz erst möglich machte. Um so empörender ist es nun, daß gerade jene, die es wissen sollten, die Freiheit des Geistes beschneiden und torpedieren. Hier hört jede Toleranz auf. Auch den Juden ist zu sagen, daß die Freiheit des Geistes und der Kunst unteilbar ist und keine Gruppe in der Bevölkerung besondere Privilegien in Anspruch nehmen kann.

Eschborn (Hessen) J. F. WILHELM HÖRNICKE

Das Gerede von Freiheit der Kunst ist grotesk und unfaßbar, wenn auf der

anderen Seite die Gefühle von Tausenden von Opfern mißachtet werden. Die sogenannten edlen und ehrlichen Absichten des Herrn Rühle spielen inzwischen überhaupt keine Rolle mehr. Der Schaden, den er angerichtet hat, läßt sich überhaupt nicht wiedergutmachen. Die Lawine, die er ausgelöst hat, rollt inzwischen so breit und in so viele Kanäle, daß Herr Rühle selbst durch ein Absetzen des Stückes sie nicht mehr aufhält.

Dreieich (Hessen) ABRAHAM MELZER Gebrüder Weiss Verlag

Bei meinem Amtsantritt im April 1972 wurde ausdrücklich mit der Bau- und Bewilligungspolitik gebrochen, und von diesem Augenblick an liefen die Bemühungen der nunmehrigen SPD-Stadtregierung, das Westend als Wohngebiet zu erhalten. Daher »die Leichen im Keller«, das heißt die Hochhäuser, bei denen vor 1972 verbindliche Zusagen gemacht wurden, auf die die Investoren nach 1972 pochten. Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, daß Bubis zu den wenigen wohltuenden Ausnahmen gehörte, die nicht bis zum Letzten auf ihrem tatsächlichen oder angeblichen Rechtsanspruch beharrten. Man muß Cohn-Bendit recht geben, daß es Fassbinder um die Zerstörung der Stadt ging und nur dies in seinem Stück Realitätsbezug hat, genauso, wie Bubis recht hat, daß ohne das geliehene Geld von ("arischen") Banken und Versicherungen das ganze Westenddrama undenkbar ist. Es ist zum Weinen: Die jüdische Gemeinde will bestimmt nicht die Freiheit der Kunst bekämpfen, und die Befürworter der Aufführung sind mit Sicherheit keine Antisemiten, die die Juden bekämpfen wollen. Nur die Faschisten und Antisemiten reiben sich die Hände.

Straßburg RUDI ARNDT Mitglied des Europäischen Parlaments

Die Kungelei zwischen einigen Frankfurter Juden und den Stadtoberen um profitable Konzessionen (Bahnhofsviertel) und Grundstücke (Westend) ist doch seit je Stadtgespräch - nicht nur an »dumpfen Stammtischen«, wie man jetzt heuchlerisch den Juden versichert. Einige geldgeile Juden sind offenbar krampfhaft bemüht, die bekannten Vorurteile ja nicht verkümmern zu lassen. Und die Jüdische Gemeinde entblödet sich nicht, eine Verbindung von diesen skrupellosen Raffern mit den Opfern von Auschwitz herzustellen.

Frankfurt S. KAISER

»Schweinerei, ins Rebstockbad werden sogar Juden gelassen«, die das sagte, geht vielleicht nicht ins Theater - Schüler und Lehrer eines Frankfurter Gymnasiums aber. Von denen bekam ich die »kleinen, harmlosen« Vorurteile zu hören, von »Die Juden reiten auf ihren sechs Millionen Toten rum«, bis: »So schuldlos waren die ja auch nicht, ich hab'' da gehört ...« Nein, »ein neuer Antisemit« wird durch das Müll-Stück gewiß nicht gemacht, aber die derzeitige Unwissenheit erlaubt eben keine Darstellung eines Juden, in der den Vorurteilen nicht widersprochen wird. Daß noch keine Normalität herrscht, erkannten Sie ja selbst. Ich habe darum gegen das Stück demonstriert - ohne gleich konservativ zu sein, Herr Boehlich!

Frankfurt D. HELLER, Schülerin

Wären die Zuschauer fähig zur reifen Auseinandersetzung mit den Eigenarten ihnen fremder Bevölkerungsgruppen, dann Ja zu Fassbinders Müll-Stadt-Tod. Mich an einen Satz meines Vaters erinnernd: »Läßt ein Jude einen fahren, so stinken sie, für die mit Vorurteilen behaftete Mehrheit, alle« - Nein zu Fassbinders Müll-Stadt-Tod!

Bonn JOSE SELIGMANN

Die Kluft, die die Reaktionäre der Weimarer Republik und die Faschisten als deren gelehrige Schüler auftaten, die Parole vom jüdischen Fremdkörper im _(In Frankfurt, mit Ellen Schulz und ) _(Michael Schlegelberger. )

deutschen Volk, ist heute immer noch offen; mit dem Unterschied, daß heute Bürger der Bundesrepublik Deutschland jüdischen Glaubens sich selber zu dieser Kluft bekennen und nicht mehr den Kampf ihrer Urgroßeltern und Großeltern führen, endlich als gleichberechtigte deutsche Staatsbürger anerkannt zu werden. Dies macht mir die Diskussion über das Fassbinder-Stück endlich bewußt. Die jüdische Emanzipation, die mit Moses Mendelssohn begann, scheiterte. Aber wie konnte ich nur daran glauben, daß sie doch noch gelingen könnte, heute nach Auschwitz?

Gomaringen (Bad.-Württ.) PETER HENDL

Dies ist und bleibt die »Crux": Es wird dem deutschen mündigen und vorgeblich sensiblen Publikum unverständlich bleiben, wieso die emotionale Erfahrung der Betroffenen sich gegen das Stück Fassbinders öffentlich erheben kann. Es wird dem deutschen Publikum unverständlich bleiben, warum Juden das Stück erst in einer massoretischen (mit textkritischen Bemerkungen versehenen - Red.) Fassung für akzeptabel halten. Es wird den Juden unverständlich bleiben, wieso zu dem Stück erst die Massora erstellt werden muß, wenn bereits Fassbinder gegen die beliebige Interpretierbarkeit zumindest der Figur des Juden hätte etwas unternehmen können, gerade deshalb, weil das Stück in nur wenigen Flugstunden entstanden ist.

Aber eben dieses Unverständnis beim deutschen Publikum - und gerade beim deutschen Publikum - verletzt, unsagbar eben, bei aller geschichtlich internalisierter Erfahrung, die Gefühle der Opfer, der ihnen vorausgegangenen wie nachfolgenden Generationen von Juden.

Frankfurt B. A. A. KERN - Präsidium Th. G. HUBER - Öffentlichkeitsreferent am Jüdischen Lehrhaus

BRIEFE

Vorläufiges Papier

(Nr. 46/1985, Funk: Lothar Loewe im Kreuzfeuer der Kritik) *

Bei dem SFB-internen Papier über die Sendung »Hollywood ''84« handelt es sich nicht um einen Revisionsbericht, sondern um einen fehlerhaften, unvollständigen Entwurf für einen Revisionsbericht, zu dem die endgültigen Stellungnahmen der Beteiligten zur Zeit erarbeitet und geprüft werden. Ich finde es unfair, Beschuldigungen gegen Mitarbeiter des SFB aus einem derartigen vorläufigen Papier zu veröffentlichen, ohne daß die Betroffenen Gelegenheit hatten, dazu Stellung zu nehmen. Aus diesem Grunde muß ich die Darstellung im SPIEGEL über die Vorgänge der Produktion »Hollywood ''84« als eine gezielte Indiskretion zur böswilligen Verunglimpfung von SFB-Mitarbeitern und des Intendanten mit allem Nachdruck zurückweisen. Sie stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die rechtliche und persönliche Integrität von SFB-Mitarbeitern dar.

Berlin LOTHAR LOEWE Intendant des Sender Freies Berlin (SFB)

BRIEFE

Unter Freunden

(Nr. 45/1985, Fernsehen: Ungewisse Zukunft für Sat 1) *

Sie schreiben, »in der von Holtzbrinck veranstalteten Sendereihe ''Im Gespräch'' tritt Altbundeskanzler Helmut Schmidt als Talkmaster auf«. Nein, die Sendereihe »Im ''Zeit''-Gespräch« ist eine Produktion der Wochenzeitung »Die Zeit«. Der »Zeit«-Verlag trägt die Verantwortung für Form und Inhalt der Sendung und die Kosten. Die AV-Euromedia (also Holtzbrinck) stellt für die Ausstrahlung ihren Sendeplatz auf Sat 1 zur Verfügung. Der ehemalige Bundeskanzler und heutige »Zeit«-Verleger diskutiert in der ersten Sendung mit seinem Freund Leonard Bernstein. Es folgen Gespräche von »Zeit«-Chefredakteur Theo Sommer mit dem früheren französischen Ministerpräsidenten Raimond Barre und dem japanischen Ministerpräsidenten Nakasone.

Hamburg HILDE VON LANG Verlagsleitung »Zeit«-Verlag - Gerd Bucerius KG

BRIEFE

Schelle umgehängt

(Nr. 43/1985, Forschung: SPIEGEL-Redakteur Dieter Kampe über das Kieler Institut für Weltwirtschaft) *

In den mir zugänglichen deutschen Zeitungen sehe ich keinen Wirtschaftsredakteur, der mit soviel Courage und allgemeinverständlich der Katze die Schelle umhängt.

Moskau UWE ENGELBRECHT Korrespondent des »Kölner Stadtanzeiger«

Kommt der keynesianische SPIEGEL-Kindskopf Kampe, zieht den angebotspolitischen Variete-Ökonomen das wissenschaftliche Mäntelchen weg und ruft: Seht, der Kaiser aus Kiel hat keine Kleider an! Sic!

Bonn DR. THIES THORMÄHLEN

Wenn Politik die Kunst des Möglichen ist, dann mag man Giersch einen schlechten Politiker heißen. Denn seine Therapien sind manchmal so radikal, daß sie Regierende und Sozialpartner - wenigstens auf kurze Sicht - möglicherweise überfordern. Wichtig ist es aber, daß es den Denker und Mahner Giersch gibt.

Brühl DR. RUDOLF GEER Gesamtmetall Chefökonom

Es gibt ein Land in Westeuropa mit Vollbeschäftigung: die Schweiz. Würden die Empfehlungen des Kieler Insitituts in der Bundesrepublik verwirklicht, so ergäbe sich ungefähr das, was heute die Schweiz von der Bundesrepublik unterscheidet: weniger Sozialleistungen, geringere Vergünstigungen für Arbeitslose, keine Streiks für höhere Löhne, höhere effektive Arbeitszeiten, ein geringerer Anteil des Staats am Sozialprodukt, geringere Besteuerung der Unternehmen, geringe Haushaltsdefizite. Vielleicht ergäbe sich dann auch für die Bundesrepublik das, was die Schweiz

schon hat: Vollbeschäftigung und die höchsten Reallöhne Europas (nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben).

Bern PROF. DR. C. C. VON WEIZSÄCKER Volkswirtschaftliches Institut Abteilung Angewandte Mikroökonomie an der Universität Bern

BRIEFE

»Brimfull honeysuckle«

(Nr. 45/1985, Schriftsteller: Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und Alfred Andersch) *

In dem vom Gericht eingestellten Verfahren wegen Verletzung religiöser Gefühle ging es weder »vor allem«, wie es in Ihrer Fußnote heißt, um die Metapher vom »queren Jesusblick« noch um die schwerlich leugbaren 50 000 »Textvarianten« des »unordentlichen Buches«, vielmehr um die weitaus prononciertere Vorstellung: »Der ''Herr'', ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache fällt oder zehn Millionen im KZ vergast werden: das müßte schon ''ne merkwürdige Type sein - wenn''s ihn jetzt gäbe!«

Jesteburg (Nieders.) INGO GROTH

Warum nur - auf einmal - ist der Abdruck der Briefe 80 Mark teuer; der Verfasser derselben hatte knapp das Vierfache auf den Monat - zum Leben.

Mannheim VOLKER BREITENMOSER

Ohne Arno Schmidt ans Leder gehen zu wollen sei angemerkt, daß das Zitat »The Germany kann me furchtbar leckn!« nicht von ihm stammt. Der Autor scheint Hans Reimann zu sein, aus dessen Parodie »Ewers« ich auf die an »Geraldine Cohn van Bettness« gerichteten Zeilen verweisen möchte. Hier bekommt das Zitat auch seinen Sinn: _____« I love you, the world, the kosme, the sun, the kitch, » _____« the shund, the cabaret, the bluff. And out of cruel » _____« struggles with the membre. » _____« My honeysuckle brimfull after knowledge how nick » _____« carter ring again the highland. I have three spleens. I » _____« have three fimmels. I bin. I have. I much the greatest » _____« literast. I have. I bin. The Germany can me furchtbar » _____« leckn. » _____« I Ha, I Ha, I Haha, I Hahahannaheinnz. »

Hanau (Hessen) GÜNTER GOTTLIEB

In Frankfurt, mit Ellen Schulz und Michael Schlegelberger.

Zur Ausgabe
Artikel 73 / 81
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren