Los von Trier
Lieber SPIEGEL, als alter Saarbrücker lese ich immer mit besonderem Interesse Deine ausgezeichneten Berichte über die Hintergründe der Politik des Herrn Johannes Hoffmann in der Musterdemokratie an der Saar. In Deiner letzten Nummer schreibst Du über die Los-von-Trier-Bewegung, die Johannes Hoffmann unter den saarländischen Katholiken inszeniert. Da fällt mir eine Anekdote ein, die mir der verstorbene Leiter der alten Christlichen Gewerkschaften an der Saar, Peter Kiefer, erzählte.
Im Winter 1934 war Peter Kiefer nach Rom gereist, um dem damaligen Staatssekretär Eugenio Pacelli, dem heutigen Papst Pius XII., über die Situation an der Saar zu berichten. Als Peter Kiefer das Arbeitszimmer betrat, sprang der Staatssekretär erregt vom Schreibtisch auf und rief in seinem harten, römischen Deutsch: »Herr Hoffmann, ich bin mit Ihrer Politik im Saargebiet nicht einverstanden. Die Katholiken betrachten Sie als Separatisten. Ihre Zeitung »Die Neue Saarpost« kann ich nicht unterstützen. Auch kann ich Ihnen nicht das gewünschte Geld geben!«
Peter Kiefer hörte aufmerksam, aber erstaunt zu. Dann erst klärte er den Irrtum auf. Der Diener hatte die Anmeldezettel verwechselt. Johannes Hoffmann saß in einem anderen Wartezimmer.
Mannheim
WERNER MÜLLER