Lothar Späth
Lothar Späth, 47, baden-württembergischer Ministerpräsident, macht seinem Münchner Kollegen Franz Josef Strauß, bisher unbestritten Meister der Landesfürsten im Weltreisen, Konkurrenz. Mitte Februar konferierte der ehemalige Bietigheimer Bürgermeister in Washington unter anderen mit Vizepräsident George Bush, dem Abrüstungsexperten Paul Nitze und dem US-Notenbank-Chef Paul Volcker. Kurz zuvor erst referierte der Schwabe auf dem Davoser Management-Symposium über sein Steckenpferd »Technologietransfer«. Nebenher plauderte er mit drei Dutzend Top-Managern, darunter etwa Industriegrößen wie dem IBM-Chef John F. Akers oder dem Vorstandschef des japanischen Fujitsu-Konzerns. Vom 23. bis zum 29. März fliegt Späth auf Einladung beider Kammern des Obersten Sowjet nach Moskau. Weitere Besuchsangebote trafen bislang aus China, Indien und Polen ein. An der schwäbischen Basis stoßen Späths internationale Profilierungsversuche auf wenig Verständnis. Der Grund: Späth vernachlässigt seine Pflichten als Landesvater. Jüngstes Beispiel: Ganze dreißig Minuten hatte der Provinzfürst am Faschingsdienstag für die Stuttgarter Narren Zeit. Dann eilte er auf den Tennisplatz, um sich für eine weitere Atlantik-Mission zu stählen: einen Vortrag vor US-Gouverneuren über den sauren Regen.