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Briefe

LUSTIGE EHEFRAUEN
aus DER SPIEGEL 50/1956

LUSTIGE EHEFRAUEN

Es ist jammerschade, daß die Philologie in der Schule es immer noch als ihre Aufgabe ansieht, die Dichtung zu überspielen. Herr Oberstudienrat Podlech aus Linz am Rhein praktiziert dafür ein neues Beispiel an Shakespeares »The Merry Wives of Windsor« ... Selbstverständlich hat Herr Podlech sachlich recht. Mit »wife« ist Ehefrau gemeint (obwohl sich hier bei näherem Nachspüren noch allerlei Nuancen entdecken ließen). Es wäre also angebracht und pädagogisch notwendig gewesen, im Unterricht darauf hinzuweisen. Aber nicht ohne Ehrfurcht vor dem Dichterwort und vor der poetischen Verantwortung des Übersetzers. Der wußte wohl sehr genau, was er tat, als er der englischen Dichtung einen dichterisch genau entsprechenden Titel gegenüberstellte, einen Titel, der aus dem Geist des Originals geboren ist. Man spreche sich einmal vor »The Merry Wives of Windsor« und »Die lustigen Weiber von Windsor«. Welch herrliche Sprachmelodie' welches Ebenmaß von Wort und Rhythmus. Nicht zu vergessen der mit Bedacht gewählte Stabreim. Und dagegen: »Die lustigen Ehefrauen von Windsor«. O heilige Einfalt!

Köln-Klettenberg DR. PHIL. HEINRICH KRAUSE

Mag sein, daß ein sehr vornehmes und auch ein wenig blutleeres Gemüt in »Weib« animalische Untertöne wittert, aber seien wir doch froh, solange wir noch starker animalischer Gefühle fähig sind.

Ravensburg MARIA GREGER

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