LUTHER & SCHACHT
Zum Telegramm von SPIEGEL-Leser Reichskanzler und Reichsbankpräsident a.D. Luther ist zu bemerken:
Die großen Möglichkeiten einer Krisenüberwindung im Herbst 1931 blieben unbeachtet, weil Reichsbankpräsident Luther stur an der Goldwährung festhielt, da er angeblich - seinen großen Namensvetter als Vorbild vor Augen - nicht anders konnte. Erst als Reichskanzler von Papen unter Androhung eines Wechsels in der Reichsbank im Sommer 1932 einen Kurswechsel erzwang, konnte Luther plötzlich auch anders, und es kam zu einer Auflockerung der wirtschaftlichen Entwicklung, aber - es war zu spät.
So hat Luther durch sein Festhalten an der Goldwährung entscheidend zum Hochkommen des Nationalsozialismus beigetragen. Aber die, die eine Goldwährung und ihre eigenen Verdienste um diese Goldwährung preisen, werden nicht alle werden. Ganze Völkerscharen werden dem Gold verfallen bleiben, das nur eine sinnvolle Verwendung hätte: unsere Frauen zu schmücken.
Düsseldorf. DR. WILHELM GROTKOPP
. .. Viel Eisen und viel Mist im Land ist mehr wert als alles Gold, aus dem man nicht einmal ein brauchbares Zahnrad herstellen kann.
Nürnberg HANS KNÖRER
Man sollte sich nicht Eselsfußtritte austeilend in die Höhle eines vermeintlich alten und kranken Löwen begeben, wenn es sich um den gottlob noch immer quicklebendigen Dr. Hjalmar Schacht handelt. »Was schadet es dem Mond, wenn ihn der Hund anbellt« - möchte man deshalb ergänzend hinzufügen, wenn sich zum Beispiel ein in der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannter SPIEGEL-Leser und Reichsbankdirektor a.D. Winkler anmaßt - »das große Finanzgenie« Schacht in Gänsefüßchen zu setzen.
Zugleich mit Herrn Winkler geht dann das Hauptvorstandsmitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, SPIEGEL-Leser Spaethen, mit seiner Schreibmaschine gegen Dr. Schacht in Stellung, um schwarzhandelnd historische Unwahrheiten auf den politischen Markt Gedächtnisschwindsüchtiger zu werfen, indem er sagt, Schacht habe Hitler über die Runden geholfen und habe außerdem erst fünf Minuten vor zwölf Widerstand gegen Hitler geleistet! Wenn schon die Häscher von Nürnberg und die Oberentnazifizierer von Ludwigsburg und Hamburg mit den gleichen Behauptungen in ihren Kontroversen mit Schacht keine sonderliche Figur abgaben - wie kümmerlich nimmt sich dann erst die des Herrn Spaethen aus, wenn er Anno 57 mit denselben Behauptungen noch krebsen geht, für die Schacht in der Blütezeit der Morgenthau-Boys und ihrer Handlanger zum Leidwesen genannter Gremien freigesprochen werden mußte...
Langenselbold (Hanau) OTTO LÖHR