MACHT DES SCHICKSALS
Sechs Fortsetzungen vom treuen deutschen Michel. Wie wäre es, wenn man den Kindern in der Schule anstelle von Barbarossa und Theodorich diesen Artikel vorsetzen würde?
Wahnhausen (Kassel) G. KRUSE
Sie sind mit Adenauer umgegangen wie man mit einem Großen umgeht.
München-Nymphenburg INA VON GÖRTZ
Werte SPIEGEL-Freunde, Ihre Naturrechtskonstruktionen in allen Ehren, aber bitte keine Mohrenwäsche! Herr Adenauer ist und bleibt gefährlich schwarz!
Dorsten (Westf.) FRIEDRICH W. BERTRAM
Warum sind Sie zu feige, das Wort »Gegenreformation« auszusprechen?
Holzminden A. v. WROCHEN
Der Jude und Patriot Rathenau hat prophezeit, daß - wenn man Preußen von Deutschland abziehe - der Rheinbund, die klerikale Republik, bleibe. Wie recht dieser Mann hatte! Die rheinische Mentalität und mit ihr der deutsche Katholizismus haben die Idee Gesamtdeutschlands nie wirklich aufgenommen. Es ist kein Zufall, daß Metternich Rheinländer war. Wie sich doch Metternich und Adenauer in den politischen Vorstellungen gleichen!
Wiedenbrück (Westf.) W. TOPPESBERGER
Wenn Du etwas von der Mentalität der Menschen auf dem Lande verstehst, weißt Du, daß es dort - jedenfalls hier bei uns - viele redliche Menschen gibt, die eine grundkonservative Haltung mit der Muttermilch eingesogen haben. Und da sie ihre preußische Gesinnung mehr oder weniger deutsch-nationaler Observanz nicht nur in der CDU, sondern speziell in der Person von Adenauer repräsentiert und garantiert sehen, sind und wählen sie CDU. Sie wissen
es nicht besser. Frage: Kannst Du Deinen trotz Deiner doch so scharfen Zunge (oder auch gerade deswegen) so betont sachlichen Artikel »Mein Gott was soll aus Deutschland werden?« nicht als Sonderdruck verfügbar machen? Wir würden ihn schrecklich gern verteilen.
Dielingen EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE
In den deutschen Schriften gibt es zwei s-Formen: Lang-s und Rund- oder Schluß-s. Was soll also das Schluß-s am Anfang des Wortes »soll«? Was soll aus Deutschland werden, wenn Sie sich nicht einmal in seinen Schriften auskennen?
Frankfurt HERBERT THONAK
»Mein Gott - was soll aus Deutschland werden?«
Zuerst habe ich mich gewundert, warum Sie in Ihrer Serienüberschrift die Schrifttype der »Frankfurter Allgemeinen« gewählt haben. Nach langem Grübeln ist es mir endlich klar: Der SPIEGEL ist mit seinem Adenauer-Beitrag auch ideologisch auf die FAZ (großbürgerlich, industrieabhängig) eingeschwenkt.
Würzburg PETER PALEN
Ihr Artikel zeigt sehr gut, wie Adenauer Deutschland groß und die Deutschen klein gemacht hat. Aber bei der Deutung des Anti-Preußentums unseres Bundeskanzlers lassen Sie die alte Wahrheit außer acht, daß unbewußte Verwandtschaft sich sehr oft in heftiger Ablehnung oder Haß äußert. Stefan Zweig sagte: »Keine Feindschaft ist furchtbarer, als wenn Ähnliches wider Ähnliches ... kämpft.« Wie groß die Ähnlichkeit zwischen Adenauer und Bismarck ist, entnahm ich der »Deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts« von Golo Mann. Er schreibt über Bismarck: »Man hat viel Wesens gemacht von dem Widerspruch, der bestand, zwischen seinem Christentum und seiner politischen Praxis, den Lügenkünsten, den zynischen Tricks ... der Grausamkeit, mit der er so mancher Laufbahn ein Ende setzte
... Später konnte er auch keinen 'Zweiten' um sich brauchen, nur noch verläßliche Befehlsausführer, Instrumente, Diener ...
»Selber verschmähte er das. Mittel der Intrige keineswegs; zu täuschen, Fallen zu legen, Gegner im Garn zu fangen, machte ihm ebensolchen Spaß, wie umgekehrt die brutale Offenheit, mit der er verblüffte, verwirrte, erschreckte. Die eigene Edelmannsehre war ihm teuer, die seiner Partner und Gegner billig, und der Reiz seiner Briefe liegt nicht zuletzt in der witzigen, aber tief ungerechten Bosheit, mit der er sich über die Menschen äußerte ... An Grundsätzen hält man nur fest, solange sie nicht auf die Probe gestellt werden ... 'Das Volk' stand seinem Herzen überhaupt nicht nahe ... Das, womit er sich eines fühlte, war der Staat ... als Machtorganisation, als Prinzip von Ordnung und Herrschaft.«
Solingen ARNO BEHRISCH
Behrisch*
* Ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter, jetzt Vorstandsrmitglied der »Deutschen Friedens Union«.