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Männer-Look für die Damen

aus DER SPIEGEL 13/1976

»Eine Mode, die nicht von beiden Geschlechtern getragen werden kann, ist einfach nicht zeitgemäß«, so kommentierte die New Yorker Designerin Alice Blaine die jüngsten Pariser Vorschläge für Frauen -- elegante Herrenanzüge. Yves Saint-Laurent hatte in seiner Kollektion für Frühjahr und Sommer 1976 mehr als ein Dutzend davon gezeigt, und das US-Modeblatt »W« versuchte nun, dem Phänomen »Warum Frauen sich wie

Männer kleiden« durch eine Umfrage auf den Grund zu gehen. Er beobachte diesen Trend bereits seit zehn Jahren, erklärte der Pariser Top-Schneider Gilbert Feruch, zu dessen illustrer Kundschaft auch 50 Frauen gehören, darunter Pauline de Rothschild und Elizabeth Taylor. Sein Londoner Kollege Tommy Nutter (er schneidert für Bianca Jagger und Twiggy) meinte, der männliche Look verleihe den Frauen »eine kraftvollere Ausstrahlung«. »Sie fühlen sich irgendwie mehr für voll genommen«, beobachtete auch Harvard-Psychologin Gatberme Wilson. »Gar nicht witzig«, so verurteilte dagegen der französische Psychiater Jean Claude Meyer den zweireihigen Uni-Sex: »Frauen sind für Anzüge einfach nicht gebaut. Sie sollten Frauen bleiben -- und Männer Männer.«

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