ZIVILVERTEIDIGUNG / LAIEN-KOMMISSION Mal abwarten
Eine Frau und sieben Männer sollen auf Wunsch des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg ein Problem untersuchen, von dem sie - so Innensenator Helmutit Schmidt - »alle keine Ahnung haben": Zivilverteidigung.
Da es der Stadtstaat-Regierung nach eigenem Eingeständnis »für die zivile Verteidigung an einer Gesamtvorstellung« mangelt, erwartet der Senat von den acht Bürgern, daß sie ihm den fehlenden Überblick verschaffen: Sie sollen für den Atom-Kriegsfall die Überlebenschancen »für möglichst viele Menschen«, ausrechnen, die »räumlichen, technischen und finanziellen Möglichkeiten« abwägen und ein »zeitlich dimensioniertes Programm« für den Aufbau des Volksschutzes vorlegen.
In die Laien-Kommission wurden berufen
- die stellvertretende »Zeit«-Chefredakteurin Marion Gräfin Dönhoff,
- der Ordinarius für Strafrecht an der Hamburger Universität, Professor Dr. Rudolf Sieverts,
- der Gynäkologe Professor Dr. Hanns
- der Vizepräses der Handelskammer,
Hans M. Antz,
- Werftdirektor Dr. Harald Burchard,
- Pastor Dr. med. Bernhard Bornikoel,
- Bankdirektor Dr. Karl Klasen und
- der Gewerkschaftsfunktionär Bruno Paulsen.
Die Idee, eine Kommission von unvoreingenommenen Hanseaten auf den zivilen Bevölkerungsschutz anzusetzen, war dem Innensenator in einem Gespräch mit dem Hamburger Philosophie-Professor Dr. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker gekommen.
Auf die Mitarbeit von Politikern und Beamten seiner Behörde hat Schmidt vorsätzlich verzichtet. Er möchte die in der Bundesrepublik bislang einmalige, unabhängige Studienkommission nicht zu einem »Zankapfel« machen. Schmidt: »Ich glaube, daß der Kommissions-Bericht (bei der Bevölkerung) mehr Autorität hat als wenn meine Beamten das schreiben und die Leute denken, da waren irgendwelche Luftschutzidioten tätig.«
Aber »alle Bediensteten« der Hansestadt sind angewiesen, den - ehrenamtlich tätigen - Kommissionmitgliedern freimütig Auskunft zu erteilen. Außerdem steht der Berater des Senats in Verteidigungsfragen, Admiral a.D. Rogge, zur Unterstützung bereit.
Weiter soll der Senats-Achter Gelegenheit bekommen, alle ihm anhörenswert erscheinenden Militärs, Ärzte, Wissenschaftler, Polizisten, Feuerwehrmänner und sonstigen Fachleute zu befragen und auch Einblick in Geheimpapiere zu nehmen.
Der Themenkreis, den die Kommission abzuschreiten hat, reicht vom Warnsystem über Selbstschutz-Ausbildung, Bunkerbau, Notstandsvorsorge im Gesundheitswesen bis zur Evakuierung. In dieser Woche wird der Innensenator die acht Weisen zur konstituierenden Sitzung zusammenrufen. Ende des Jahres sollen sie ihren Bericht abliefern. Schmidt: »Man muß mal abwarten, was drin steht.«
Kommissions-Gründer Schmidt
Verzicht auf Politiker
Kommissions-Mitglied Gräfin Dönhoff
Rot vom Admiral