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Briefe

MANDAT UND DYNAMIT
aus DER SPIEGEL 47/1964

MANDAT UND DYNAMIT

Warum verschweigen Sie Ihren Lesern denn in Ihrem Bericht über die Situation der bayrischen GDP und das Taktieren des GDP-Funktionärs Dr. Walter Becher, daß es die sonst von Ihnen so hochgelobte Dr. Hildegard Hamm-Bruecher war, die 1962 Bechers Aufnahme in die FDP verhinderte? Unter den bayrischen Freidemokraten gibt es nämlich zahlreiche Gesinnungsfreunde Bechers, die seine damaligen Übertrittsbemühungen vehement unterstützten. Erst als Frau Dr. Hamm-Bruecher die Alternative stellte »er oder ich«, wies die FDP Becher ab, aber nicht früher.

Die Art und Weise, wie er sich anschließend bei der CSU anbiederte, hat derart viele GDP-Mitglieder vor den Kopf gestoßen, daß die Freude groß sein wird, wenn er kein Bundestagsmandat erhält. Die Aussichten sind ohnehin minimal, denn CSU-Generalsekretär Jaumann hat ja jede Garantie für die GDP-Aspiranten mit dem - korrekten - Hinweis auf die Einspruchsmöglichkeiten der unteren, nämlich für die Kandidatenaufstellung wirklich zuständigen, CSU-Instanzen abgelehnt.

Zürich F. J. NEUMANN

Unter dem Titel »Mandat und Dynamit« schreiben Sie im SPIEGEL: »Zwar entdeckte Becher 1962 plötzlich in sich bis dahin verborgene liberale Neigungen. Während er die GDP-Kameraden dazu aufrief, hart zu bleiben und die gesamtdeutsche Fahne hochzuhalten, verhandelte er hinterrücks mit der FDP in Sachen Parteiwechsel. Aber diesen Mann wollten die Freien Demokraten, sonst an jedem Neuzugang interessiert, denn doch nicht in ihren Reihen wissen. Da Bechers liberale Fahnenfluchtbemühungen nicht weiter bekannt wurden, fiel es ihm nicht schwer, gleich darauf rege Ambitionen auf einen von der CSU bereitzustellenden Bundestagssitz zu entfalten.«

Zu dem Vorstehenden erkläre ich folgendes:

- Ich habe nicht 1962 »hinterrücks« mit der FDP verhandelt. Zutreffend ist vielmehr, daß damals die Landes- und Fraktionsvorsitzenden beider Parteien sowie die Vorsitzenden der Landesausschüsse offizielle Aussprachen über die Möglichkeiten

eines gemeinsamen Vorgehens bei den bayerischen Landtagswahlen 1962 führten.

- Vorstehendes geschah nicht zur gleichen Zeit, als ich »die GDP-Kameraden dazu aufforderte, hart zu bleiben und die gesamtdeutsche Fahne hochzuhalten«. Damals habe ich vielmehr im Hinblick auf die in Bayern geltende Zehn - Prozent - Klausel öffentlich - und zwar vor dem Augsburger Parteitag - davon abgeraten, die Landtagswahlen allein zu bestreiten.

- Es ist unrichtig, daß ich mit der

FDP bezüglich eines Parteiwechsels verhandelte. In Wirklichkeit respektierte ich die Entscheidung des Parteitages, für die Wahl 1962, entgegen meinem Vorschlag, eine eigene Liste aufzustellen, und nahm entsprechend am Wahlkampf teil.

- Es trifft nicht zu, daß ich »gleich

darauf rege Ambitionen auf einen von der CSU bereitzustellenden Bundestagssitz« entfaltete. Ich habe vielmehr in dieser Hinsicht mit keinem Gremium der CSU oder irgendeinem ihrer Mitglieder Gespräche geführt.

Pullach (Bayern) DR. WALTER BECHER

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