Zwei Jahre lang hat Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen nach dem GAU von Tschernobyl die Atomanlagen seines Landes auf ihre Sicherheit überprüfen lassen. Experten der Züricher Elektrowatt Ingenieurunternehmung stellten dabei - dokumentiert in 46 Bänden - etliche Mängel fest. Bei einem der ältesten deutschen Reaktoren, dem seit 1973 betriebenen Meiler von Würgassen, ist nach Ansicht der Gutachter die »erforderliche Schadensvorsorge gemäß dem heutigen Stand der Wissenschaft... nicht in allen Bereichen gegeben«. Im Bereich des Sicherheitsbehälters sei beispielsweise eine »Bekämpfung von Bränden praktisch nicht möglich«. Der Schutz gegen Erdbeben und Flugzeugabstürze sei nicht optimal. Auch der angeblich sicherste deutsche Reaktor, der Thorium-Hochtemperatur-Reaktor (THTR) in Hamm-Uentrop, hat ähnliche sicherheitstechnische Probleme. Bedenklich sei außerdem die hohe Bruchrate der Graphitkugeln, die beim THTR anstelle von Uran-Brennstäben
verwendet werden. Am schlechtesten schneidet der Forschungsreaktor in Jülich ab. In der Reaktorhalle fanden die Gutachter eine »Feuerwiderstandsdauer, die den heute üblichen Anforderungen nur zu ca. 30% entspricht«. Die Experten empfehlen deshalb »eine Einschränkung bei der Durchführung von Experimenten«.