BUNDESWEHR Manöver fast gescheitert
Vor einer peinlichen Schlappe hat die Bundeswehr das vielgerühmte Improvisationstalent ihrer Soldaten bewahrt. Das internationale Großmanöver »European Challenge«, das derzeit zwischen der Rhön und den norddeutschen Küsten stattfindet, hätte beinahe abgesagt werden müssen. Der Grund: Trotz jahrelanger Arbeit und des Einsatzes vieler Millionen Euro ist es der Beschaffungsbürokratie bisher nicht gelungen, ein elektronisch vernetztes Führungs- und Kommunikationssystem zu schaffen, das es ermöglicht, aus nur einem Gefechtsstand die Operationen von Heerestruppen, Luftwaffe und Marine zu steuern sowie störsichere Verbindungen zu Nato-Stäben oder Einheiten anderer Länder zu halten. In ihrer Not griff die Heeresleitung schließlich auf Prototypen eines vernetzten Gefechtsstands zurück, den fachkundige Reserveoffiziere, Rekruten und aktive Offiziere im vergangenen Jahr beim II. Korps in Ulm preiswert aus handelsüblicher Technik und Software gebastelt hatten. Besonders pikant: Der zuständige IT-Stab des Ministeriums hatte die Doit-yourself-Anlagen bereits zum Ausschlachten freigegeben, weil sie nicht gemäß den üblichen Richtlinien zur Anschaffung von Wehrmaterial entstanden waren.