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SÜDAFRIKA / RASSISMUS Maoris kommen

aus DER SPIEGEL 43/1969

Ein Rugby-Spiel spaltete die Regierungspartei.

Weil Südafrikas Premier Balthazar Johannes Vorster einer Rugby-Fünfzehn aus Neuseeland für das nächste Jahr die Einreise in seine Apartheid-Republik genehmigt hatte, rebellierte die Rechte der ohnehin rechten »National Party": Die Schwarzhemden ("All Blacks") aus Neuseeland wollen mit einigen Maori-Spielern anreisen.

»Wollt ihr, daß Mischlingssportler mit unseren Mädchen tanzen?« erregte sich der spitzbärtige Dr. Albert Hertzog, 70, Exminister und Sohn eines früheren Regierungschefs. »Herr Vorster ist ein Feind Südafrikas.«

Die seit 21 Jahren regierende Nationalpartei schloß den Kritiker aus. Denn Hertzog und die ultra-konservativen »Verkramptes« (afrikaans für: die Standhaften) agitieren nicht nur gegen Vorsters Rugby-Entscheidung.

Die geradezu »tizianisch farbempfindlichen« Rechten ("Neue Zürcher Zeitung") opponieren vor allem gegen

* Vorsters Außenpolitik der vorsichtigen Annäherung an benachbarte schwarze Staaten und

* Vorsters Beschwörungen an den afrikaans- und den englisch-sprachigen Teil der Bevölkerung, sich zusammenzuschließen.

Schwarze Diplomaten in der Weißen-Republik stören nach Hertzogs Meinung die Apartheids-Ordnung. Schwarze Diplomaten aber sind im Lande, seit Südafrika diplomatische Beziehungen zu Malawi aufnahm.

Und englisch sprechende Katholiken in der Nationalpartei verwässern nach Hertzogs Meinung das burisch-kalvinistische »Afrikaans-Kulturgut«.

Hertzog ist schon seit Jahren einer der radikalsten burischen Kalvinisten. Sein größter Triumph: der jahrelange erfolgreiche Feldzug gegen die Einführung des Fernsehens in Südafrika. Hertzog: »TV wird zum Untergang des weißen Mannes in Südafrika führen.«

Die Oppositions-Zeitung »The Star« karikierte ihn in mittelalterlicher Kleidung mit der Losung: »Vorwärts! Vom 16. ins 15. Jahrhundert!«

»Die Nationalpartei ist unter den Einfluß von Liberalen gekommen«, schimpfte Hertzog jetzt vor 2000 Anhängern in der von Polizisten mit Hunden abgeriegelten Stadthalle von Pretoria-Nord. Draußen drängten sich Hunderte von Hertzog-Anhängern« die keinen Platz mehr gefunden hatten.

Mit Sprechchören verspotteten sie Regierungschef Vorster. Den Chefredakteur des Kapstädter Parteiblattes »Die Burger«, Piet J. Cillie, beschimpften sie als »Kafferboetie« (Kaffernfreund). Aufmuckende Vorster-Anhänger im Saal wurden niedergeschrien: »Schmeißt sie raus!« Das besorgten Weißhemden der »Hertzog-Jugend-Kommandos«.

Bei den nächsten Parlamentswahlen will Rechtsüberholer Hertzog nun den regierenden Nationalisten mit einer neuen Partei rechte Stimmen abjagen.

Südafrikas größte Kirche, die »Nederduitse Gereformeerde Kerk«, hat sich bereits auf seine Seite gestellt.

Finanzieren will Hertzog, der selbst Anteile an Zeitungsgruppen und Farmland in Transvaal besitzt, seine neue Partei vorwiegend aus Spenden. Bei Veranstaltungen wie der in Pretoria gaben Einzelpersonen bis zu 60 Rand (etwa 300 Mark). Bisherige Sammeleinnahmen: 20 000 Rand (etwa 100 000 Mark).

Premier Vorster will die »Verkramptes« möglichst gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen: Er verlegte die Parlamentswahlen um ein Jahr auf den nächsten April vor.

Vorster-Gefolgsmann Chile über Vorster-Gegner Hertzog: »Dr. Hertzog hat Geld -- aber das ist außer dem Namen seines Vaters die einzige Qualifikation für seine Führerrolle.«

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