Zur Ausgabe
Artikel 117 / 119

Marlene McCarty

aus DER SPIEGEL 46/1993

Marlene McCarty, 36, stiftete Unfrieden bei Bremer Behörden. Für ein Kunstprojekt ersetzte die Amerikanerin auf einer innerstädtischen Grünfläche fünf dort angebrachte Schilder durch täuschend echte Imitationen. Statt »Zelten verboten« hieß es nun: »Die Hose runterlassen! Amt für Straßen- und Brückenbau«. Mitarbeiter der genannten Behörde fühlten sich diffamiert und entfernten die McCarty-Schilder samt einiger danebenstehender Kartoffelsäcke des Berliner Künstlers Fritz Rahmann. Vergeblich klagten die Organisatoren des Gesamtkunstwerkes auf dessen Wiederherstellung. Zwar dürften, so urteilte das Bremer Verwaltungsgericht, die despektierlichen Schilder wieder angebracht werden, aber »aus Kostengründen« bestehe »für die Benutzung der Amtspfähle kein Anlaß«. Auch sei die Freiheit der Kunst keineswegs beschnitten worden, »da sich die Reichweite der Kunst von vornherein nicht auf die Inanspruchnahme fremden Eigentums erstreckt«. Einen Rüffel mußte die Bremer Kultursenatorin Helga Trüpel einstecken: Sie hatte die Kunstaktion mit 80 000 Mark finanziert. »Ich kann nicht verstehen«, schrieb ihr die Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte erbost, »daß Sie immer über Geldmangel klagen und solch ein Projekt fördern.«

Zur Ausgabe
Artikel 117 / 119
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren