Maximalprogramm der Sowjetdeutschen
Die vor zwei Jahren gegründete Interessengemeinschaft »Wiedergeburt« der deutschen Sowjetbürger will auf dem Mitte März vorgesehenen ersten unionsweiten Kongreß ein Maximalprogramm vorlegen. Bereits am ersten Tag möchte sie über einen Antrag abstimmen lassen, der die Wiedergründung der 1941 auf Stalins Befehl zwangsaufgelösten Wolga-Republik der Sowjetdeutschen vorsieht und die Wiederherstellung mindestens jener Autonomierechte verlangt, die auch anderen Sowjetvölkern zugestanden werden. Die »Wiedergeburt« rechnet mit der Unterstützung von drei Vierteln der tausend Delegierten. Aktivisten denken sogar daran, gleich nach Ausrufung der verlorenen Republik von den noch knapp zwei Millionen Sowjetdeutschen eine Rumpf-Regierung wählen zu lassen. Ihr sollen später Vertreter der heute an der Wolga lebenden Mehrheitsbevölkerung angehören. Skeptiker erwarten freilich bestenfalls ein Trostpflaster - ein Gorbatschow-Dekret etwa, wonach die während des Krieges zu Zwangsarbeit verpflichteten Deutschen anderen Veteranen gleichgestellt werden. Dann brauchten sie beispielsweise nicht mehr Schlange zu stehen vor Läden, die ohnehin meist leer sind.