MENZIES
Ihren Artikel über Menzies hat man hier mit großem Interesse gelesen, wenn wir Australier auch der Meinung sind, daß Sie dem Premierminister nicht in jeder Hinsicht gerecht werden. Bob Menzies - ein japanfreundlicher Appeaser und Genosse von Regenschirm-Chamberlain? Da sind Sie aber falsch informiert. Premier Menzies wurde im zweiten Weltkrieg nicht gestürzt, weil er ein Appeaser war, sondern weil man ihm - und ich glaube mit Recht - vorwarf, bei der Entsendung der australischen Truppen auf die Schlachtfelder Europas eigenmächtig und ohne angemessene Befragung des Parlaments gehandelt zu haben.
Sydney WILLIAM STRATTORD
Sie haben nicht erwähnt, daß Menzies bisher im gespaltenen australischen Kabinett der Führer jener Gruppe war, die Australiens Treue zum Commonwealth über alles stellte. Der Führer der proamerikanischen Gruppe war Außenminister Casey, mit dem Menzies seit Jahren in heftiger privater Fehde lebt. Wie peinlich für den dicken Bob, nun mit seinem Erzrivalen in einem Boot zu sitzen!
Hamburg FRITZ KAMPER
In Deiner wieder einmal hochinteressanten Titel-Story über den australischen Ministerpräsidenten Gordon Robert Menzies habe ich leider etwas bei der Lebensgeschichte des »Roheisen-Bob« vermißt. Menzies ist nämlich derselbe Mann, der den »rasenden Reporter« Egon Erwin Kisch* vergeblich daran zu hindern versuchte, in Australien zu landen. Kisch sollte Anfang November 1934 im Auftrag des Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus auf dem australischen Antikriegskongreß sprechen. Als jedoch der Dampfer »Strathaird« die westaustralische Hauptstadt Perth anlief, durfte Kisch ihn auf Anordnung der Einwanderungsbehörde nicht verlassen. Er richtete an die australische Regierung ein Protesttelegramm, das der damalige Eisenbahnminister Menzies mit der Feststellung kommentierte: »Die Landung dieses Mannes ist vom Ministerium des Innern untersagt worden, und dabei bleibt es. Der Delegierte (Kisch) wird seinen Fuß nicht auf australischen Boden setzen.« Kisch gelang es aber trotzdem, an dem Pazifistenkongreß teilzunehmen. Die Einzelheiten darüber sind nachzulesen in Kischs Buch »Landung in Australien« (Aufbau-Verlag, Berlin, 1948).
Berlin-Schilachtensee HANS KOHLBERGER stud.sc. pl.
* Egon Erwin Kisch: 1885 in Prag geboren und dort nach Rückkehr aus mexikanischer Emigration im Jahre 1948 verstorben. Schriftsteller und Journalist. Sein bekanntestes Buch: »Der rasende Reporter« (1924).
Egon Erwin Kisch