Hausmitteilung #MeToo, Österreich / Houellebecq / Habermas, Winkler

Unter dem Hashtag #MeToo berichten Tausende Frauen in den sozialen Netzwerken von sexueller Belästigung, Übergriffen, auch Vergewaltigungen. Ausgelöst durch die Verfehlungen des US-Filmproduzenten Harvey Weinstein, entsteht auf den Websites von Facebook und Twitter zurzeit das Bild eines hässlichen Deutschlands, in dem Frauen Freiwild zu sein scheinen und Männer vor allem triebgesteuert. Warum diese Kampagne solche Wucht entfaltet, welche Konsequenzen die Debatte haben dürfte, mit diesen Fragen beschäftigt sich ein großes Autorenteam in mehreren Texten, in denen auch Opfer von Übergriffen ausführlich zu Wort kommen. Ein zweiter Themenkomplex widmet sich der Situation in Österreich. Der Spitzenkandidat der ÖVP, Sebastian Kurz, wird wohl der neue Bundeskanzler werden, wahrscheinlich mit der rechtspopulistischen FPÖ als Partner. Um dieser Nachrichtenlage gerecht zu werden, erscheint das Heft mit zwei Titelbildern: #MeToo in Deutschland, Kurz in Österreich und der Schweiz. Zum Artikel
Michel Houellebecq, derzeit Frankreichs prominentester und umstrittenster Schriftsteller, plant zu verschwinden, er hat es in einer Mail angekündigt. Houellebecq möchte sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen und keine Interviews mehr geben, er will ungestört an seinem nächsten Roman arbeiten. Romain Leick, an den die Mail adressiert war, hat Houellebecq zu einem letzten Gespräch getroffen. Der Autor, oft beschimpft als Frauenhasser und Reaktionär, sprach über die Vorwürfe seiner Gegner, über die komplizierte Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich und über seinen heroischen Pessimismus. zum Artikel
Nahezu zeitgleich kamen zwei große deutsche Intellektuelle auf die Idee, sich wieder einmal einmischen zu wollen, Jürgen Habermas und Heinrich August Winkler. Ihr Thema: Europa. Beide wurden auch durch die Lektüre von Robert Menasse angeregt, der für seinen EU-Roman »Die Hauptstadt« den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Beide suchten sich denSPIEGEL als Ort für ihre Intervention aus. Habermas ist Philosoph und Soziologe, er hat vor allem Kommunikationstheorien entwickelt. Winkler ist Historiker und hat sich besonders mit der Geschichte des Westens befasst. Beide sind Herzenseuropäer, setzen aber verschiedene Schwerpunkte. Jürgen Habermas plädiert in diesem Heft dafür, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf dem Weg zu einem wirklich vereinten Europa zu unterstützen. Heinrich August Winkler betont stärker die Rolle der nationalen Vielfalt in der Europäischen Union. zum Artikel