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Minister-Macher

aus DER SPIEGEL 15/1979

Am 1. Mai wird Hermann Fredersdorf, Vorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, seine »Bürgerpartei« gründen. Wie er damit die Parteien-Landschaft verändern will, erläutert er in der nächsten Ausgabe des Münchner Herrenmagazins »Lui«. Auszüge:

LUI: Wird Ihre Bürgerpartei die teils beschworene, teils befürchtete Vierte Partei?

FREDERSDORF: Was sich so nannte, ist gescheitert, hat nichts bewegt. Die Bürgerpartei wird, wenn man überhaupt einen Stellenwert haben will, die Dritte Partei. Sie wird, wenn man CDU/CSU im Bundestag als eine Partei, die Union, betrachtet, und die SPD auch, die Dritte im Bunde sein.

LUI: Wenn Sie SPD und FDP gleichfalls als eine Blockpartei betrachten.

FREDERSDORF: Die FDP wird es nicht mehr geben -- selbst dann nicht, wenn die Bürgerpartei nur vier Prozent erreichen sollte, was ich nicht glaube; ich setze darauf, daß sie sechs Prozent sicher hat, zwei Millionen Stimmen. Aber bei vier Prozent wäre die FDP bereits im Bundestag gescheitert.

LUI: Was wollen Sie im Parlament?

FREDERSDORF: Wenn ich am 1. Mai überhaupt dazu ausersehen werde, gedenke ich die Bürgerpartei im Deutschen Bundestag nicht in eine Koalition zu führen ... In der ersten Wahlperiode darf die Bürgerpartei mit niemandem koalieren, sondern nur eine Minderheitsregierung tolerieren, gestellt von der Fraktion, die am ehesten bereit und in der Lage ist, die Freiheitsräume für den Bürger zurückzugewinnen und zu sichern.

LUI: Also nicht Zünglein, sondern Zunge an der Waage?

FREDERSDORF: Hier bin ich eingebildet genug, wie Johannes Brockmann, der Anfang der 50er Jahre als Zentrumsvorsitzender eine große Rolle spielte, zu sagen: Ich werde nicht Minister, ich mache Minister.

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