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MIT MAO IM PING-PONG GESIEGT

aus DER SPIEGEL 48/1966

Chinas Große Proletarische Kulturrevolution ist zu byzantinischem Personenkult um den KP-Vorsitzenden Mao Tse-tung ausgeartet. Als »typische Beispiele, wie die Massen die Lehre Maos schöpferisch studieren und anwenden«, mußten sämtliche chinesischen Zeitungen zwei Artikel drucken, in denen der Tischtennis-Trainer Dschuang Dija-fu und der Obst-Kommunen-Direktor Tschou Hsin-li den Einfluß der Schritten Moos auf Tischtennis-Siege und Melonen-Absatz schildern. Sie - und andere Lehrsätze, wie Maos Worte im Alltag wirken - verkünden:

Bevor wir uns 1959 zu den 25. Tischtennis - Weltmeisterschaften nach Dortmund begaben, studierten wir die Schrift des Vorsitzenden Mao »Strategische Probleme des revolutionären Krieges in China«. Dies erweiterte meinen Horizont und erhöhte meine Fähigkeit, die Dinge durch Anwendung des Gesetzes der Dialektik zu analysieren.

Als wir früher im Wettkampf gegen Ausländer spielten, sahen wir viel mehr ihre starken als ihre schwachen Seiten. Was uns selbst betraf, so kannten wir wohl unsere Schwächen, übersahen aber unsere Stärken.

Nachdem ich den Vorsitzenden Mao ernsthaft zu studieren begonnen hatte, änderte sich mit der wachsenden Erkenntnis mein Denken. Ich gewann die Überzeugung, daß wir Schmetterbälle, seitliche Schnittbälle und Konterschläge mit unseren raschen und kräftigen Penholder-Angriffen beantworten konnten. Als wir dies in der Praxis versuchten, gewannen wir.

Durch das Studium der Weisungen des Vorsitzenden Mao für militärische Kommandeure erkannte ich, daß auch ein Sportler oder Trainer sowohl Klugheit und Mut als auch revolutionären Elan und einen klaren Kopf besitzen muß, mit dem er die konkrete Lage analysieren kann.

Daß Jung Kuo-tuan bei den 25. Tischtennis-Weltmeisterschaften den Titel im Herren-Einzel errang, war untrennbar damit verbunden, daß er die Lehre des Vorsitzenden Mao über die Verbindung von Klugheit und Mut anwandte.

»Strategische Probleme des revolutionären Krieges in China« schrieb der Vorsitzende Mao im Jahre 1936; da jedoch die allgemeingültige Wahrheit dieser Schrift materialistisch und dialektisch ist, kann sie heute bei Tischtennis-Meisterschaften mit Erfolg angewandt werden.

Obwohl wir die Schrift »Über den Widerspruch« vom Vorsitzenden Mao schon früher studiert hatten, war unser Verständnis eher oberflächlich. So beschlossen wir, sie wieder zu studieren. Diesmal vom Standpunkt unseres Problems, Wassermelonen zu verkaufen.

Vorsitzender Mao schreibt in »Ju Gung versetzt Berge«, daß zwei riesige Berge, der Imperialismus und der Feudalismus, wie eine tödliche Last auf dem chinesischen Volk lagen, und »die Kommunistische Partei Chinas hat beschlossen, diese Berge abzutragen«.

Wir sahen, daß wir unsere Schwierigkeiten beim Verkauf von Wassermelonen durch unerschütterliche Entschlossenheit und unermüdliche Bemühungen überwinden müssen. Noch mehr als Ju Gung in der alten Sage, der entschlossen war, die zwei großen Berge vor seinem Haus abzugraben, mußten wir entschlossen sein, den »großen Berg« des Verderbs unserer Wassermelonen zu beseitigen.

Vorsitzender Mao erklärt uns, daß wir den Feind nur vernichten und nur siegreich sein können, wenn wir unbedingt überlegene Streitkräfte gegen ihn konzentrieren. Kann dieser Satz, der sich auf militärische Taktik bezieht, auch auf eine gewöhnliche Aufgabe, wie den Verkauf von Wassermelonen, angewandt werden? Die Tatsachen beweisen, daß dies möglich ist.

Die Köche in einer Abteilung der Volksbefreiungsarmee haben die Flagge des Gedankenguts Mao Tse-tungs hoch gehißt und damit die zum Reiskochen benötigte Zeit verkürzt.

Der Lokomotivführer fährt schnell und sicher, da er die Werke des Vorsitzenden Mao studiert und sie für die besten Anordnungen hält. Er fährt gut, obwohl seine Lokomotive ein verrostetes Stück altes Eisen ist, das uns die Revisionisten teuer verkauft haben.

Maos Denken ist die Grundgarantie für den Sieg auf allen Tätigkeitsgebieten. Die Arbeiter drücken das mit den Worten aus: »Wenn die Leute darauf hören, was der Vorsitzende Mao sagt, so hören die Maschinen auf das, was die Leute sagen.«

Die Bauern drücken es mit den Worten aus: »Das Denken Mao Tse-tungs ist die beste Waffe der Revolution: Richtet sie auf die Berge hin, und ihr verwandelt sie. Richtet sie auf den Boden hin, und ihr werdet höhere Erträge ernten. Richtet sie aufs Wasser hin, und ihr könnt das Land bewässern. Richtet sie auf die Bäume hin, und die Wälder fangen an zu wachsen. Jeder Gedanke des Vorsitzenden Mao ist die Wahrheit und hat größere Bedeutung als Zehntausende durchschnittlicher Gedanken.«

Ping-Pong-Weltmeister Jung Kuo-tuan*

Spruche gegen Schmetterbälle

* Bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in Dortmund 1959.

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