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Briefe

Mit zehn Ziegelsteinen
aus DER SPIEGEL 15/1950

Mit zehn Ziegelsteinen

Ich war sehr freudig überrascht, in Nr. 11 Ihrer Zeitschrift den interessanten Bericht über Ernst Friedrich zu finden. Er ist einer der wenigen deutschen Pazifisten, die ihre Integrität und ihren Glauben an den Menschen trotz aller unmenschlichen Erfahrungen in die Gegenwart herübergerettet haben.

Es dürfte die Leser des SPIEGEL interessieren, daß der Deutsche Zweig der Internationale der Kriegsdienstgegner Ernst Friedrich zu einer Vortragsreise in Deutschland für diesen Sommer eingeladen hat. Außerdem plant der Deutsche Zweig der IdK ein deutsch-skandinavisches Grenztreffen, voraussichtlich in Flensburg, an dem er maßgeblich beteiligt sein wird. Das Ziel dieses Grenztreffens ist, die Verständigung zwischen den nordischen Völkern und Deutschland zu fördern und aktive Friedens- und Versöhnungspolitik zu pflegen.

Im übrigen sind die Grenztreffen keine neue Erfindung. Ihre Tradition geht auf die zwanziger Jahre zurück, als deutsche, holländische, belgische und französische Friedensfreunde abwechselnd in den Grenzgebieten ihrer Länder zusammenkamen, um praktisch den Beweis zu erbringen, daß die Völker sich immer verstehen und vertragen können, wenn man sie sich selbst überläßt.

Diese Grenztreffen wurden bald nach der Machtergreifung Hitlers verboten, das Verbot vermochte jedoch nicht die Idee selbst zu töten. Nach Beendigung des Krieges knüpften unsere Freunde wieder Verbindungen mit den westlichen Nachbarn an, und bereits 1948 konnte in Aachen - dem traditionellen Ort der Grenztreffen auf deutscher Seite - das erste deutsch-holländische Grenztreffen stattfinden. Für dieses Jahr ist wieder ein Grenztreffen zwischen Westdeutschland und unseren westlichen Nachbarn in M.-Gladbach geplant, das mit dem 600jährigen Jubiläum dieser Stadt in Verbindung gebracht und auf breiterer Basis als sonst üblich durchgeführt werden soll.

Aehnliche Grenztreffen planen wir auch in Süddeutschland mit dem benachbarten Oesterreich, der Schweiz und Ostfrankreich, und wir hoffen, sie eines Tages, wenn die Umstände dies zulassen, auch nach dem Osten ausdehnen zu können.

Hamburg

Dr. TH. MICHALTSCHEFF

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