BM-PROZESSE »Müller schoß, Schmid fiel«
Ich, Margrit Schiller, habe gesehen, daß Gerhard Müller in der Nacht vom 21. zum 22. Oktober 1971 den Polizeibeamten Schmid erschossen hat.
Die Situation damals war so:
Am 22. Oktober 71 nachts gegen ein Uhr ging ich zusammen mit Gerhard Müller auf der linken Straßenseite des Heegbarg in Richtung Saseler Damm. In Höhe des großen Parkplatzes hinter dem Einkaufszentrum sah zuerst Müller einen Ford mit zwei Leuten drin, der mit abgeschalteten Scheinwerfern auf diesem Parkplatz stand. Er hat mir das gesagt und dazu, daß das wahrscheinlich Bullen wären
Etwa zu dieser Zeit fuhr der Ford langsam an, auf die Straße zu. Auf der anderen Straßenseite lagen hinter Gebüsch Baracken. Von da kam eine Person, auf dem Weg von
einer Baracke zur Straße, und ging zur Kreuzung Saseler Damm.
Müller und ich sind dann auf diese andere Straßenseite vom Heegbarg. Wir mußten an einem Bus vorbei, der leer da stand nur mit Fahrer, wie ein Bus an der Endstation. An der Ampel über den Saseler Damm haben wir gewartet, solange Rot war. Die Person aus der Baracke war schon kurz vor uns rüber. Der Ford war inzwischen vom Parkplatz runter uns hinterher gefahren. Bei Grün sind Müller und ich über die Kreuzung und geradeaus den Heegbarg weiter.
Plötzlich gab"s dann Lärm hinter uns, wir sind beide stehengeblieben und haben uns umgedreht. Die Person, die von der Baracke hergekommen war, lief um die Ecke auf uns zu, der Ford ganz dicht an ihr dran. Der Ford setzte sich schräg auf den Bürgersteig, die Beifahrertür wurde aufgerissen und ein Mann -- später habe ich erfahren, daß das Schmid war -- stürzte raus und rief: Halt stehenbleiben, Polizei. Die Person lief an uns vorbei und auf die andere Straßenseite. Müller hinterher.
In einem Bogen kamen die beiden dann nebeneinander laufend auf der anderen Straßenseite zurück und in den Weg zu dem Häuserblock rein, der auf der Höhe des Ford lag. Schmid war dicht hinter ihnen. Wann der Fahrer -- wie ich später erfahren habe: Lemke -- aus dem Wagen gestiegen ist, habe ich nicht gesehen. Jedenfalls lief er erst ein Stück später hinter den dreien in den Weg rein.
Müller und die Person liefen quer über einen Rasen. Schmid hat sie schließlich erreicht. Ich habe dann gesehen, wie Schmid die Handtasche der Person packte, die sie an der Schulter hängen hatte. Müller war neben ihr, hielt seine Pistole in der Hand und schoß auf Schmid.
Schmid ließ die Tasche los und fiel auf den Boden. Müller und die Person liefen weiter, und dabei hörte ich weiter Schüsse. Hamburg, 19. Juni 1976
Margrit Schiller