Ein »Ende der Ära der Müllverbrennung« in der Bundesrepublik könnte nach Ansicht von Hamburger Umweltexperten durch ein spektakuläres Untersuchungsergebnis eingeleitet werden: Amtlichen Messungen zufolge stoßen zwei Hausmüllverbrennungsanlagen der Hansestadt pro Kubikmeter Abluft bis zu 0,7 Nanogramm des Seveso-Giftes 2,3,7,8-TCDD aus. Das von Dioxin-Experten empfohlene Limit von 0,001 Nanogramm wird damit um das Siebenhundertfache überschritten.
Ähnliche Werte seien, meinen Hamburger Umweltbeamte, bei den meisten der 44 westdeutschen Müllverbrennungsanlagen zu erwarten, die den Abfall eines Drittels der Bevölkerung beseitigen sollen. Bereits letzten Monat mußte die Müllverbrennungsanlage Darmstadt vorübergehend geschlossen werden, weil die Entsorgung dioxinhaltiger Filterstäube nicht gesichert war. Hamburgs Umweltsenator Curilla (SPD) will in seinem Bundesland alle Anlagen stilllegen lassen, falls sich eine Entgiftung als unmöglich erweist.
Weil Dioxine unter anderem beim Verbrennen PVC-haltiger Verpackungen, etwa bestimmter Folien oder Joghurt- und Margarinebecher, freigesetzt werden, verlangt Curilla von Bonn ein »Totalverbot« solcher Produkte. Noch in diesem Jahr sollen in Hamburg »grüne Mülltonnen« aufgestellt werden, um wert- und schadstoffhaltige Abfälle getrennt erfassen und verarbeiten zu können.