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AUSSENPOLITIK Munitionstransport auf deutschem Schiff

aus DER SPIEGEL 42/2009

Ein Munitionstransport aus Iran durch ein deutsches Containerschiff hat zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Iran, den USA und der deutschen Bundesregierung geführt. Am vorvergangenen Wochenende zwangen zwei US-Kriegsschiffe den Frachter »Hansa India« der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg im Golf von Suez zum Halt, amerikanische Soldaten enterten das 243 Meter lange Schiff. Zuvor hatte die US-Regierung einen Hinweis der Nachrichtendienste erhalten. Als die Soldaten die Ladung durchsuchten, stießen sie auf sieben Container mit Geschosshülsen des Kalibers 7,62 Millimeter - offenbar Munition für Kalaschnikow-Gewehre. In einem achten Behälter befanden sich Rohlinge, die für die Herstellung von Geschossen benutzt werden können. Die Ermittler vermuten, dass es sich um eine Waffenlieferung aus Iran nach Syrien handelt, entweder für die syrische Armee oder die schiitische Hisbollah-Miliz. Nach Angaben der Reederei ist die »Hansa India« seit Jahren an die iranische Staatsreederei Islamic Republic of Iran Shipping Lines verchartert. Die US-Regierung beruft sich bei der spektakulären Aktion auf die Uno-Resolution 1747, die jede Lieferung von Waffen oder »zugehörigem Material« in oder aus Iran untersagt. In Berlin beschäftigt der heikle Vorgang mehrere Ministerien; Diplomaten sprechen von einer »peinlichen Angelegenheit«. Nach einer Intervention der Bundesregierung erklärten sich die Amerikaner bereit, die »Hansa India« planmäßig nach Malta fahren zu lassen. Dort ließen maltesische Beamte die illegale Fracht löschen, das Schiff durfte wieder auslaufen. Es wird am 17. Oktober zurück in Hamburg erwartet.

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