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Frauen Musikalischer Geschlechterkrieg

aus DER SPIEGEL 35/1993

Wenn Shawna Millan in die Vulva steigt, setzt der Rap ein. Fünf Minuten lang besingt die kanadische Künstlerin Form und Funktion des ihr übergestülpten Organs. Die rappende Vagina ist einer der Höhepunkte des »Angry Women live«-Festivals am 3. und 4. September im Berliner Tempodrom. Unter den auftretenden Performance-Künstlerinnen, Rock-, Funk- und Rapmusikerinnen sind Frauen wie der Underground-Star Lydia Lunch, das Trapezduo Kris Katz oder Cora ,E', laut Musikmagazin Spex die »erste deutsche Rapperin, deren Reime wirklich rollen«. Auf und hinter der Bühne geben Frauen den Rhythmus und Ton an. Als Zuschauer sind Männer aber willkommen. Nur vorlaute Machos sollten sich vorsehen. Unlängst verlangte ein Fan beim Auftritt von Lydia Lunch: »Zeig deine Titten!« Die wenig zimperliche Performerin machte sich frei, forderte im Gegenzug aber einen Blick auf seinen Penis. Flugs packten unsolidarische Geschlechtsgenossen den plötzlich geschamigen Kerl und legten frei, was er verhüllt halten wollte.

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