NATO / HYMNE NATO
Beethoven erbaut die Nato. Seine Musik zu Schillers Hymnus »An die Freude« wurde den vaterlandslosen Atlantikern zum Nationalhymnen-Ersatz.
Ursprünglich hatten die Musiker bei großen Nato-Ereignissen die ersten drei Strophen der Hymnen aller 15 Bündnisländer aufgespielt. Das war -- so der Doyen der Nato-Botschafter, der Türke Nun Birgi -- »eine Katastrophe«.
Deswegen erwogen die Nato-Oberen, eine eigene Hymne komponieren zu lassen. Doch als der zehnte Nato-Geburtstag nahte, war die Allianz musikalisch gescheitert: Sie hatte noch immer keine Kenn-Melodie. Die Musiker behalfen sich mit Beethovens Freudentönen, Verlegenheitshymne der gesamtdeutschen Olympioniken und Pausenzeichen von Radio Berlin ("Stimme der DDR").
Botschafter Birgi: »Die Nato liebt dies Lied.«
Nato-Oberbefehlshaber Lyman Lemnitzer erwies dem Lied als erster militärische Ehren -- aus Unkenntnis. Als vorigen November bei der Grundsteinlegung für das neue Militärhauptquartier in Casteau (Belgien) »Freude, schöner Götterfunken« intoniert wurde, erhob Amerikas Vier-Sterne-General die Hand zum Salut. Er hielt die Musik für die belgische Nationalhymne.
Vorletzten Montag -- bei der Einweihung des neuen politischen Nato-Hauptquartiers in Brüssel -- wußte Lemnitzer besser Bescheid. Er salutierte dennoch, als vor der Flaggen-Parade die deutschen Töne erschollen -und die meisten Offiziere folgten seinem Beispiel.