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NATO / HYMNE NATO

aus DER SPIEGEL 45/1967

Beethoven erbaut die Nato. Seine Musik zu Schillers Hymnus »An die Freude« wurde den vaterlandslosen Atlantikern zum Nationalhymnen-Ersatz.

Ursprünglich hatten die Musiker bei großen Nato-Ereignissen die ersten drei Strophen der Hymnen aller 15 Bündnisländer aufgespielt. Das war -- so der Doyen der Nato-Botschafter, der Türke Nun Birgi -- »eine Katastrophe«.

Deswegen erwogen die Nato-Oberen, eine eigene Hymne komponieren zu lassen. Doch als der zehnte Nato-Geburtstag nahte, war die Allianz musikalisch gescheitert: Sie hatte noch immer keine Kenn-Melodie. Die Musiker behalfen sich mit Beethovens Freudentönen, Verlegenheitshymne der gesamtdeutschen Olympioniken und Pausenzeichen von Radio Berlin ("Stimme der DDR").

Botschafter Birgi: »Die Nato liebt dies Lied.«

Nato-Oberbefehlshaber Lyman Lemnitzer erwies dem Lied als erster militärische Ehren -- aus Unkenntnis. Als vorigen November bei der Grundsteinlegung für das neue Militärhauptquartier in Casteau (Belgien) »Freude, schöner Götterfunken« intoniert wurde, erhob Amerikas Vier-Sterne-General die Hand zum Salut. Er hielt die Musik für die belgische Nationalhymne.

Vorletzten Montag -- bei der Einweihung des neuen politischen Nato-Hauptquartiers in Brüssel -- wußte Lemnitzer besser Bescheid. Er salutierte dennoch, als vor der Flaggen-Parade die deutschen Töne erschollen -und die meisten Offiziere folgten seinem Beispiel.

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