NAZI-ONAL
(Nr. 17 -- 21/1967, Rechts ab zum Vaterland)
Der Autor der Serie stellt Tatsachen frech und unbekümmert auf den Kopf: Seit 20 Jahren wird bei uns alles das durch den gemeinsten Dreck gezogen, was einer Unzahl von Literaten in Presse und Funk als »national« erscheint. Ist der SPIEGEL schon so tief gesunken, daß er primitivster Schwarz-Weiß-Malerei Raum gibt?
Eckernförde (Schl.-Holst.) HANS-KURT MESCHKE
Spieglein, Spieglein! Du wurdest in letzter Zeit mit Deiner Serie von Peter Brügge wirklich ein Brechmittel. Hast Du die Nase noch nicht voll? Oder hast Du eventuell noch mehr auf Lager? Wieviel Pessimisten hast Du eigentlich engagiert? Such Dir doch endlich einen Optimisten. Das ist doch zum Kotzen. Solche Serien sind doch keinen Groschen wert.
Klagenfurt (Österr.) KARL HEINZ ZINN
Ich stehe seit einigen Jahren und heute noch auf dem Standpunkt, daß der nächste Hitler bestimmt kommt, wenn das deutsche Volk sich nicht aus dem Teufelskreis seiner zunehmenden Faulenzerei, Sauferei und moralischer Zerrüttung selbst befreien kann. Im Verlaufe der Geschichte hat es das bisher noch nie ohne eine starke Hand gekonnt. Unter einer starken Hand hat es die tapfersten Soldaten der Welt erzeugt, als demokratischer Embryo neigt es dazu, nach Amerika zur größten Verbrechernation der Welt zu werden.
Hahn im Taunus (Hessen) H. BIEMER
Vielleicht setzt Ihr Schreiberling Peter Brügge seine Serie fort mit einem Bericht über den extremen Nationalismus der Zionisten. Aufgrund deren nationalistischen Treibens wurden immerhin in den Nachkriegsjahren Tausende von Arabern ermordet und Hunderttausende aus ihrer Heimat vertrieben.
Toronto (Kanada) S. M. FRIEDMAN
Offenbar sind Sie zur Zeit damit beschäftigt, ein neues Stahlbad der Nation vorzubereiten. Kein schöner Zug von Ihnen!
Hannover GERHARD GUST
Wer Nazionalist) ist, bestimmt Herr Brügge. Und er bestimmt sehr großzügig: Dehler und Heuss, Schumacher und Brandt, Thielicke und Luther. Der unverhohlene Deutschenhaß des Autors entpuppt sich als ordinärer Rassismus, wenn man im Text statt des Wortes »deutsch« einmal probeweise das Wort »jüdisch« einsetzt.
München KARL BREUER
Wer rechts stand oder steht, soll wohl mit einem ewigen Makel belegt werden. Über rechts schütten Sie kübelweise Spott, Zynismus und Gehässigkeiten aus -- fast so unduldsam, wie es einst die Nationalsozialisten mit den Juden trieben!
Klagenfurt (Österr.) LEO KASPER
Folgende Doktorarbeit müßte noch geschrieben werden: »Schizophrenie und sado-masochistischer Menschentyp, eine soziologische Untersuchung, demonstriert anhand eines bundesrepublikanischen Nachrichtenmagazins«. Denn in ein und derselben Nummer (Nr. 19/1967) wird einerseits Hochhuths Satz »Churchill liebte den Krieg« unwidersprochen hingenommen, andererseits aber kräftig gegen David L. Hoggan gewettert, der doch tatsächlich die Vermessenheit besessen hat, zu behaupten, daß Deutschland nur einen Teil der Schuld am Zweiten Weltkrieg trug.
Hamburg JÜRGEN RIEGER
Wann bringen Sie die notwendig gewordene Anschluß-Serie: »Links ab zum SPIEGEL-Reich«?
Lambrecht (Rheinl.-Pfalz) ALBERT TAUT Oberstudiendirektor i. R.
Es scheint tatsächlich noch ziemlich viele dieser hirnverbrannten Idioten zu geben, die Deutschland schon einmal zum Ruhme geführt haben. Ich würde es vorziehen, zu Fuß nach Moskau zu marschieren, als mit Schallgeschwindigkeit das 4. Reich anzusteuern. Freiwillige, die sich im Falle einer erneuten Machtergreifung einer Filiale des Vietcong anschließen wollen, möchten sich bitte bei mir melden.
Uetze (Nieders.) HANS-WERNER KÜHNEL
Man muß schon zugeben: Die in der Bundesrepublik auflebende und von der Bonner Prominenz geschürte Sehnsucht nach dem untertänig-gehorsamen Sterben und befehlsmäßigpflichtbewußten Morden hat in Peter Brügge einen aufmerksamen Beobachter und scharfsinnigen Kommentator gefunden. Der animalische Nationalismus, der dem deutschen Ungeist so eigen ist, scheint wieder im Anrollen zu sein.
Poznan (Polen) ALEKSANDER JAROSTAWSKI
Ihre Serie über den wie gehabt deutschen und deshalb altehrwürdigen Nationalismus dürfte die wichtigste sein, die Sie bisher brachten. Sie wird den Blu-Bo-Riesen-Zwergen, gleich ob sie Zwergschulabsolventen oder professoralen Rangs sind, kein Anlaß sein, sich in Einsichtigkelten zu üben. Die reizenden Leserbriefe von ächtem Krot und Schorn nach nationaler Rattenfängerart beweisen es, Das Titelbild Ist bestens und symbolisch: Die ihres Sinns und Inhalts entleerte, ihrer einstigen Lebendigkeit längst verlustig gegangene, als museales Ausstellungsstück immer noch prächtige und stolz bewunderte Uniform trommelt unentwegt und gespenstisch weiter.
Jülich (Nordrh.-Westf.) WOLFGANG H. MÜLLER
Nach einer Flut verharmlosender und panikdämpfender Veröffentlichungen über die NPD war Ihre Serie über den neuen Nationalismus die erste Analyse, in der dieses unappetitliche Phänomen nicht als eine Randerscheinung abgetan, sondern als Essenz jener deutschbürgerlichen Mentalität dargestellt wurde, die ständig nach Ordnung, Ruhe und klaren Verhältnissen giert und sich so das angenehme Gefühl der eigenen Rechtschaffenheit besorgt. Daß obrigkeitsergebene Bürger plötzlich einer Oppositionspartei zulaufen, spricht auch nicht für ein Schwinden der Obrigkeitsergebenheit, sondern für das Gegenteil: Die NPD verspricht potentiell mehr Obrigkeit, als die heutige Obrigkeit jetzt bieten kann.
Köln HENRYK M. BRODER
Dem Ausspruch des über das liberale Grundgesetz bittergestimmten Oberstaatsanwaltes (am bayrischen Verwaltungsgericht) und Polizei-Dozenten Dr. Rudolf Samper, daß noch kein Staat daran zugrunde gegangen sei, weil seine Polizei irgendwo hingeschlagen hat, wo sie nicht hätte hinschlagen dürfen, können wir nur zustimmen. Ein Staat sicher nicht sicher aber die Demokratie!
Köln STUD. JUR. K. HEUSER
Der »provokante« Satz lautet in Wahrheit so: »Es ist noch kein Staat zugrunde gegangen, weil seine Polizei irgendwo hingeschlagen hat, wo sie nicht hätte hinschlagen dürfen; schon eher geht ein Staat dann zugrunde, wenn seine Polizei auch dort nicht hinschlägt, wo sie hinschlagen muß, denn erst dann hat eine SA die Chance, die Straße zu beherrschen.« Sie werden mit mir finden, daß das ein wenig anders klingt.
München RUDOLF SAMPER Oberstaatsanwalt
In der Darstellung über die NPD ist mein Name mit dem Vermerk verbunden, daß ich auf meine frühere Zugehörigkeit zur SA »stolz« sei. Ich verwahre mich sehr gegen diese falsche Unterstellung und erkläre, daß ich Derartiges niemals gesagt habe. Ich vermute, daß Ihre Darstellung auf bei Ihnen vorhandene Zeitungsausschnitte
über die Pressekonferenz in Bonn von Oktober 1949 zurückgeht, Als damaliger Abgeordneter der Deutschen Reichspartei (DRP) habe ich mich gegen die generalisierende Diffamierung aller derjenigen Mitbürger, die seinerzeit gutgläubig in die NSDAP eingetreten sind und danach nichts weiter als formelle »Pg« gewesen sind, gewandt. In diesem Zusammenhang * FDP-MdB aus Hannover und Oberregierungsrat.
sagte ich in der Pressekonferenz von 1949, daß ich am 1. Mai 1933 »durchaus freiwillig und ohne Zwang, aber eben auch guten Glaubens der SA an der Universität Göttingen beigetreten bin«.
Bonn DR. HERWART MIESSNER
Wenn man den Bericht liest und Sätze darin findet wie »Es wird die Zeit kommen, und sie ist nicht mehr allzu ferne ..., da wird Ihnen noch die gebührende Antwort vor dem Richterstuhl der Geschichte unserer Nation zuteil werden«, dann guckt man verstohlen in die Schaufenster nach den Kofferpreisen.
Berlin Lutz ENGLER
Man darf den Blick nicht nur allein auf die Rechtsradikalen richten. Die Kommunisten sind nicht anders. Es wäre doch gut gewesen, die Nazis hätten in den dreißiger Jahren und während des Krieges mehr Kommunisten umgebracht, so hätten die Alliierten nach dem Krieg mehr Nazis aufhängen können. Man hätte dann eben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Witzhelden-Flamerscheid (Nordrh.-Westf.) OTTO HÖHNE